Regional erzeugte Produkte sind gefragt, sie sollen hochwertig und dennoch möglichst günstig sein. Gleichzeitig haben es Insekten und Singvögel in einer industrialisierten Landwirtschaft zunehmend schwer. „Kann die Landwirtschaft die Wünsche der Gesellschaft noch erfüllen?“ lautete deshalb auch die Frage, der sich eine Diskussionsrunde am Tag des offenen Hofes am Samstag stellte.
Absage an die „Museumslandwirtschaft“
Bei der Veranstaltung, zu der der Bauernverband eingeladen hatte, wurde deutlich, dass sich die Landwirte nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen wollen, einer „Museumslandwirtschaft“ eine klare Absage erteilen, sich aber offen für eine stärker ökologisch orientierte Landwirtschaft zeigen.
Andreas Maier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sieht Unterfranken hier als Vorreiter: Es gebe bereits jetzt Blühstreifen auf 800 Hektar Fläche und mit über 400 Kilometer Länge. „Wir treten den Beweis an, dass moderne Landwirtschaft und hohe Artenvielfalt kein Widerspruch sind, das kriegen wir hin“, versicherte der Behördenleiter, dessen Mitarbeiter die Landwirte vor Ort beraten. Große Erwartungen liegen zudem auf der Digitalisierung des Ackerbaus, die eine gezielte Bekämpfung von Unkraut ermöglichen soll.
Der Druck hat zugenommen
Der Druck, die herkömmlichen Anbaumethoden zu verändern, hat dennoch deutlich zugenommen. Die geplante Agrarreform der Europäischen Union, aber auch der Wahlkampf schweben wie das Schwert des Damokles über den Landwirten, so eine Aussage aus der Runde.
An einem Beispiel führte Andreas Maier die Lage näher aus: In der Stalltierhaltung habe es wegen der Diskussionen um eine Verschärfung der Vorschriften seit Jahren keine Investitionen mehr gegeben. Bei fortdauernder Planungsunsicherheit sei eine regionale Versorgung des Marktes nicht mehr gewährleistet.
Mehr Blühstreifen für mehr Arten
Wie es hier weitergeht, ist offen. Dagegen wird seit längerem an Lösungen gearbeitet, um eine höhere Artenvielfalt zu ermöglichen: Die Landesanstalt für Gartenbau in Veitshöchheim etwa empfiehlt Blühstreifen und den Einsatz der von ihr entwickelten Wildblumenmischungen.
Für Bienenexpertin Dr. Ingrid Illies spielen auch die Varroamilbe und eine lange sommerliche Durststrecke, die es den 330 000 Bienenvölkern in Bayern schwermacht, sich für den Winter zu rüsten, eine Rolle. Marc Sitkewitz vom Landesbund für Vogelschutz stellte die erfolgreichen Programme heraus, um selten gewordene Raubvogelarten auch in einer intensiv genutzten Region wieder einen Lebensraum zu verschaffen.
Wird moderne Landwirtschaft negativ wahrgenommen?
Als Vertreter des Bauernverbands kritisierte Stefan Köhler den „Mainstream“ einer negativen Wahrnehmung modern arbeitender Landwirte. Rückhalt bekam er von dem Landtagsabgeordneten Manfred Ländner (CSU), der für einen differenzierteren Blick und das Aufbrechen alter „Feindbilder“ eintrat: Es sei heute keineswegs mehr so, dass dort wo Landwirtschaft betrieben werde, automatisch keine Natur sei, ebenso wenig wie ein Biber darauf hinweise, dass hier eine intakte Natur vorzufinden sei.
Ein Faktor, der der Natur und den Landwirten gleichermaßen zusetzt, kam erst am Ende der Diskussion zur Sprache: das Bauen und Erschließen von Neu- und Gewerbegebieten. Etwa zehn Hektar Ackerfläche fallen jeden Tag dem Bagger zum Opfer, was rasch steigende Preise für Ackerland zur Folge habe. Für Ländner könnten landwirtschaftlich genutzte Ausgleichsflächen, wie sie etwa bei der Planung der Umgehung um Giebelstadt oder auch in Kürnach bereits verwendet werden, den Konkurrenzdruck abmildern.
Gemeinden brauchen Flächen
Unterpleichfelds Bürgermeister Alois Fischer verteidigte zudem den Flächenbedarf der Gemeinden als unumgänglich, um die Orte attraktiv zu erhalten. Er kritisierte aber auch die naturferne Gestaltung der Neubaugebiete: „Es ist das blanke Grausen“, sagte er. Während die früheren Nutzgärten eine wichtige ökologische Funktion erfüllt hätten, seien heute nur noch „Steinwüsten, Kunstrasen und Kirschlorbeer“ anzutreffen.
Er tritt darum für Auflagen im Bebauungsplan ein, die die Bauherren zu einer entsprechenden Bewirtschaftung der Gärten verpflichten: „Bevor wir die Landwirte angreifen, sollte jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren.“