Auf dem Oberpleichfelder Friedhof hatte Bürgermeisterin Martina Rottmann eine Gemeinderatssitzung angesetzt. Vorrangig sollte es um das unebene Pflaster hinter der denkmalgeschützten Krieger-Gedächtniskapelle gehen. Dann aber diskutierten die Ratsmitglieder über eine gänzlich neue Friedhofsgestaltung.
Der 1816 angelegte Oberpleichfelder Friedhof mit seiner Mauer ringsum gehört wohl zu den schönsten im Landkreis Würzburg. Einige Teile wie die Kapelle in der Mitte, das 200 Jahre alte Hochkreuz und die 14 Kreuzwegstationen entlang der Friedhofsmauer stehen unter Denkmalschutz. In zwei gegenüberliegenden Ecken gibt es ein "altes Leichenhaus" und eine "neue Aussegnungshalle".
Stattliche Rotbuche war nicht mehr zu retten
Attraktiv ist der dichte Baumbestand. Dazu zählte bis vor kurzem eine stattliche Rotbuche neben der Gedächtniskapelle. An die 100 Jahre hatte sie das Gesicht des Friedhofs bestimmt. Im Spätsommer 2020 musste der Gemeinderat mit Bedauern feststellen, dass der Baum von einer Pilzkrankheit befallen und nicht mehr zu retten war. Fachfirmen hatten dringend empfohlen, die schöne und hoch gewachsene Rotbuche zu fällen.
Seinerzeit hatte der Gemeinderat neben dem Fällen der Rotbuche auch beschlossen, dass nach dem Abholzen die große Pflasterfläche in der Friedhofsmitte neu verlegt werden soll. Die Baumwurzeln hatten Teilstücke nach oben gedrückt. Mittlerweile ist nicht nur der Baum sondern auch der dicke Stumpf entfernt worden. Deshalb ging es nun um die Frage, ob der Bauhof das bisherige Pflaster wieder verlegen oder modernere Steine verwenden soll.
Bürgermeisterin Rottmann hatte Bauamtsleiter Jochen Hart sowie Hubert Schmitt, den Vorsitzenden der "Gütegemeinschaft Friedhofsysteme e.V.", zum Ortstermin mit eingeladen. Die Mitglieder der bundesweit agierenden RAL-Gütegemeinschaft beraten Kommunen und andere Friedhofsträger objektbezogenen bei deren Maßnahmen zur Entwicklung ihrer Friedhofsanlagen.
Immer mehr Erdgräber werden aufgelassen
"Wir brauchen ein Konzept", meinte Bauamtsleiter Hart und auch Bürgermeisterin Rottmann möchte wissen "wohin die Reise gehen soll". Platz gibt es im Oberpleichfelder Friedhof genug. Die Familien- und Einzelgräbern, die Urnengräber im neueren Teil des Friedhofes und alle Wege sind rechteckigen, gradlinigen Formen angelegt. Immer mehr Erdgräber werden nach der verordneten Ruhefrist aufgelassen. Dann wird die ehemalige Grabfläche vom Bauhof mit Sand bedeckt.
Für Hubert Schmitt ist der Friedhof mit seinen Ruhefristen von 20 Jahren für die Grabstellen nicht mehr zeitgemäß. Er erläuterte kurz das System RAL-zertifizierter Grabkammern mit der Möglichkeit eines verkleinerten Pflanzbereichs und damit eines geringeren Pflegeaufwands.
Außerdem wies er auf die Möglichkeiten verschiedener Urnenbestattungssysteme hin. In Oberpleichfeld ist die Urnenbestattung bisher nur in einem Familiengrab oder in einem der Urnenerdgräber möglich. Fachberater Schmitt könnte sich zudem Urnenstelen, Urnenwände oder Urnenrohre unter Bäumen vorstellen.
Orte der Kommunikation und Begegnung
"Friedhöfe sind stille Orte der Trauer. Hier können Trauernde durch- und aufatmen", erklärte Hubert Schmitt. Friedhöfe gelten aber auch als Orte der Kommunikation und Begegnung der Lebenden. Deshalb denkt der Oberpleichfelder eher an einen Park mit wassergebundenen geschwungenen Wegen. Aufgelassene Gräber könnten mit Pflanzen statt mit Sand bedeckt werden. Aus dem alten Leichenhaus könnte eine offene Unterstellhalle gemacht werden.
Die Idee eines "Gesamtkonzepts" statt lediglich der Ausbesserung des Pflasters gefiel den Gemeinderatsmitgliedern. Wichtig war ihnen, dass die Wege und Plätze mit einem Rollator oder Rollstuhl gut befahrbar sind und dass Sitzgruppen oder auch transportable Stühle zum Verweilen einladen. Sogar ein Spielbereich für Kinder sei denkbar.
Die Mitglieder des Gemeinderats wollen sich nun einige Friedhöfe in der Region anschauen und sich von einem fachkompetenten Partner der Gütegemeinschaft eine noch unverbindliche Skizze für ihren Friedhof erstellen lassen. Der Plan soll zukunftsweisend und bedarfsorientiert, aber auch funktional und wirtschaftlich ausgerichtet sein.