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WÜRZBURG-LAND
Digitalfunk macht die Retter schneller
Von Günther Hillawoth und Rainer Stumpf
 |  aktualisiert: 13.10.2012 12:03 Uhr

Eines der derzeit größten technischen Modernisierungsvorhaben in Deutschland befindet sich in der Umsetzungsphase: Die Einführung des Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Der Nährwert für die Bürger: Die neue Technik soll schnellere und verlässlichere Hilfe im Notfall ermöglichen.

Demnächst soll auch im Landkreis Würzburg die Probephase für das Digitalfunknetz beginnen. Allerdings setzt das die Zustimmung des Würzburger Kreistages voraus, der an diesem Freitag tagen wird.

Mit dem Digitalfunk BOS wird zum ersten Mal ein einheitliches Funknetz für Rettungs- und Sicherheitskräfte flächendeckend für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung stehen und die bestehenden, voneinander unabhängigen Analogfunknetze ablösen. Das neue Funknetz ist ausgelegt für die Kommunikation von 500 000 Nutzern – gleichzeitig, so eine Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums in Berlin.

Vom neuen digitalen Sicherheitsnetzes profitieren: die Polizei des Bundes und der Länder, Feuerwehren, Rettungsdienste, Katastrophen- und Zivilschutzbehörden, Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Bundeszollverwaltung.

Tausende von Einsatzkräften nutzen den neuen Funk bereits und unterziehen die Technik – Beispiel Sprachqualität – dem Praxistest. Die herkömmliche analoge Funktechnik bleibt für eine Übergangszeit parallel zum neuen Digitalfunk bestehen.

Bei der Großveranstaltung „Rock im Park“ in Nürnberg wurde von den Hilfsorganisationen der Digitalfunk verwendet, um die Sprachqualität zu testen. Fast 1500 Einsatzkräfte konnten während des drei Tage dauernden Rockmarathons auf insgesamt 45 Handfunkgeräte zurückgreifen. Schwerpunkt des Tests waren dabei die Bereiche, die einen besonders hohen Lärmpegel hatten. Der Erfahrungen der Rettungskräfte mit dem neuen Funk wurden als durchweg positiv beurteilt, so das bayerische Innenministerium im Internet.

Das digitale Funknetz wird in Bayern in sechs Abschnitten aufgebaut und in Betrieb genommen. Die Kosten dafür sind immens: Bis 2021 werden für den Netzaufbau und Betrieb mehr als eine Milliarde Euro anfallen, so eine Berechnung des bayerischen Innenministeriums. Als erster Netzabschnitt wird München und Umgebung in Betrieb genommen. In Nordbayern steht erst einmal die Probephase bevor.

Kreisbrandrat Heinz Geißler warb bei den Kreisräten leidenschaftlich darum, dass so viele Landkreis-Gemeinden wie möglich an dieser Probephase teilnehmen sollten: „Der Bund braucht Planungssicherheit.“ Die Kommunen gingen keine finanziellen Verpflichtungen ein. Bislang hätten 19 von 52 Gemeinden ihre Teilnahme angemeldet.

Die Kostenformel ist laut Geißler einfach: Wer in der Versuchsphase mitmacht, zahlt nichts. Sollte sich aber nach der Erprobung herausstellen, dass der eine oder andere Bereich ohne Funk ist, müssten die betroffenen Gemeinden für die Mehrkosten aufkommen, wenn sie in der Probephase nicht mitmachen.

Die kommunalen Spitzenverbände und die Staatsministerien des Innern und der Finanzen haben sich bei der finanziellen Beteiligung an den Betriebskosten des BOS-Digitalfunks geeinigt. Danach zahlen die Kommunen sechs Millionen Euro. Die eine Hälfte davon fließt an den Staat, die andere wird für Antennenstandorte, die mietfrei zur Verfügung gestellt werden, angerechnet. Der Staat fördert laut Geißler die notwendige Erstausstattung der Feuerwehren mit Endgeräten mit einem Fördersatz von 80 Prozent zuzüglich des Zubehörs ohne Einbaukosten.

Etliche Gemeinden, darunter Goßmannsdorf, lehnen den Digitalfunk ab, weil auf ihren Gemarkungen dafür neue Funkmasten aufgestellt werden. Viele Bürger haben Angst, dass dann die Belastung mit elektromagnetischen Strahlen weiter ansteigt.

Die Sitzung des Kreistages beginnt an diesem Freitag um 9 Uhr im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes.

Bessere Sprachqualität mit Digitalfunk: Das Bild zeigt einen Berufsfeuerwehrmann in Magdeburg mit einem digitalen Handfunkgerät. Demnächst beginnt auch im Landkreis Würzburg der Probebetrieb für den neuen Behördenfunk.
Foto: dpa | Bessere Sprachqualität mit Digitalfunk: Das Bild zeigt einen Berufsfeuerwehrmann in Magdeburg mit einem digitalen Handfunkgerät. Demnächst beginnt auch im Landkreis Würzburg der Probebetrieb für den neuen Behördenfunk.
 
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    Viele Bürger haben Angst, dass dann die Belastung mit elektromagnetischen Strahlen weiter ansteigt.

    Aber ein nagelneues, ultramodernes Handy in der Tasche! Leute geht´s noch??? Der analoge Funk ist nicht mehr zeitgemäß, im Landkreis gibt es noch so einige Funklöcher...
    Die Datenübertragung ist mit dem analogen Funk nicht möglich und die Alarmierungen lange nicht so lückenlos wie beim digitalen!
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