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Würzburg/Schweinfurt
Digitaler Euro: Banken und Händler sagen, welche Chancen er in Mainfranken hat und was jetzt schon läuft
Der digitale Euro ist noch Zukunftsmusik, aber er spaltet bereits die Gemüter. Bringt er im Alltag was? Fachleute aus der Region sagen, was sie davon halten.
Digitaler Euro: Banken und Händler sagen, welche Chancen er in Mainfranken hat und was jetzt schon läuft
Foto: Felix Hörhager, dpa (Symbolbild)
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:20 Uhr

In den vergangenen Wochen sorgte der digitale Euro bundesweit für Aufsehen, weil die Europäische Zentralbank (EZB) die sogenannte Vorbereitungsphase gestartet hat. Das wirft die Frage auf: Wie wird diese laut EZB "digitale Form von Bargeld" im Alltag ankommen? Fachleute in der Region sind eher skeptisch. Doch es gibt auch Zuversicht.

"Wir brauchen den digitalen Euro in der jetzt vorgeschlagenen Form nicht", ist Vorstandssprecher Markus Merz von der VR-Bank Main-Rhön in Sennfeld (Lkr. Schweinfurt) überzeugt. Der unterfränkische Regionalpräsident im Genossenschaftsverband Bayern glaubt vielmehr, dass das geplante Geld mehr der Industrie und der "geopoltischen Ausrichtung von Europa" nutzen werde.

THWS-Experte: Datenschutz wird wichtige Rolle spielen

Was der sprichwörtliche Otto Normalverbraucher vom digitalen Euro haben wird, ist für Bankenexperte Franz-Josef Eichhorn von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) klar: Zahlungen könnten schneller, einfacher und kostengünstiger geleistet werden als bisher beispielsweise mit Überweisungen per Bank oder Zahlungen per Kreditkarte. Entscheidend für die Akzeptanz in der Bevölkerung werde aber sein, wie es dann um den Datenschutz steht.

Skeptischer sieht man den digitalen Euro bei der Sparkasse Mainfranken in Würzburg: Der Nutzen für die Kundschaft "erschließt sich uns bisher nicht, da sie schon heute in den unterschiedlichsten Varianten digital bezahlen" könne, meint Vorstandsvorsitzender Bernd Fröhlich. Zudem würde die EZB mit dem digitalen Euro "in direkte Konkurrenz zum Bankensystem treten".

Unterfränkischer Einzelhandel sieht digitalen Euro positiv

Eine ähnliche Meinung vertritt der ehemalige Wirtschaftsweise und Würzburger Uni-Seniorprofessor Peter Bofinger. Vorteile für den Handel und dessen Kundschaft sieht er nicht. Wer zudem nicht wolle, dass seine Zahlungen in irgendeiner Weise erfasst werden, "wird auch weiterhin anstelle des digitalen Bargelds das altbewährte physische Bargeld verwenden". Der digitale Euro greife zudem auf kritische Weise in die Ordnung des jetzigen Geld- und Finanzsystems ein.

Zuversichtlicher ist Geschäftsführer Volker Wedde vom unterfränkischen Einzelhandelsverband in Würzburg: "Insgesamt stehen wir dem digitalen Euro positiv gegenüber." Er sehe die Chance, dass das digitale Bargeld "eine passende Ergänzung" zu bisherigen Zahlungsmöglichkeiten darstellt.

Wann der digitale Euro kommen soll

Allerdings wird bis dahin wohl noch viel Wasser den Main hinunterfließen. Denn mit dem Start des digitalen Euro wird in der Fachwelt nicht vor 2026, eher 2028 gerechnet.

Aus diesem Grund beobachtet Wedde im unterfränkischen Einzelhandel ein Abwarten: "Derzeit existieren noch keine echten Ansatzpunkte, auf die der Handel konkret aufsetzen könnte." Es fehle die gesetzliche Ausgestaltung rund um den digitalen Euro.

Umfrage
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Obwohl hierzulande das Bargeld noch einen hohen Stellenwert hat, scheint der digitale Euro in der Bevölkerung einen gewissen Charme zu haben. Denn wie eine nationale Umfrage von Meinungsforschern im September gezeigt hat, würden 20 Prozent der Bevölkerung die geplante Bezahlvariante regelmäßig nutzen.

Bei den regionalen Geldhäusern indes ist Warten angesagt. Von Anfragen aus der Kundschaft sei nichts bekannt, teilte die Sparkasse Mainfranken auf Anfrage mit. VR-Bank-Chef Merz ist der Meinung, dass die Einführung des digitalen Euro noch zu weit in der Zukunft liege, um jetzt schon die Resonanz erkennen zu können.

Bankenexperte Eichhorn von der THWS bringt ein weiteres Argument ins Spiel: Sollte das anonyme Bargeld unter anderem vom digitalen Euro zurückgedrängt werden, mache das den Kriminellen das Leben schwerer. Korruption etwa könne dadurch reduziert werden.

Was der digitale Euro ist

Bezahlen: Wer zum Beispiel etwas für 50 Euro kauft, kann das Geld an den Empfänger oder die Empfängerin überweisen. Das geht dann über eine Bank oder einen Finanzdienstleister und dauert einige Zeit. Ähnlich ist das etwa bei Kreditkarten. Schneller (und anonym) geht es mit Bargeld: 50 Euro-Schein an der Kasse übergeben, fertig.
Der digitale Euro ist wie Bargeld zu verstehen: Aus einem eigenen Guthaben-"Geldbeutel", dem sogenannten Wallet, zahlt man jene 50 Euro zum Beispiel mit dem Smartphone direkt an den Empfänger – so, als hätte man ihm einen 50-Euro-Schein gegeben. Der Empfänger bekommt also sofort das Geld gutgeschrieben, so dass keine Verzögerung wie bei Überweisungen entsteht. In dieser Hinsicht hat der digitale Euro Ähnlichkeit zu Kryptowährungen wie Bitcoin, wo ebenfalls solche Direktzahlungen ohne Banken üblich sind. Der digitale Euro kommt direkt von der EZB und soll keinen großen Wertschwankungen wie etwa der Bitcoin unterliegen.
aug
 
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Kommentare
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  • Peter Koch
    Wenn ich alle Geldgeschäfte direkt über die EZB abwickeln könnte würde mir der digitale Euro gefallen weil sich dann keine sonstige Bank an meinem Geld bereichern könnte. Aber nur als Ersatz für Bargeld ist der digitale Euro uninteressant. Ich zahle eh schon fast alles mit der EC Karte und dass der Verkäufer das Geld dabei nicht sofort auf sein Konto bekommt ist mir echt egal.
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  • Mario Nikola
    Mit dem digitalen Geld ist jede Transaktion nachvollziehbar. Die digitale Überwachung durch die Hintertür.
    Bargeld ist Freiheit.
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  • Detlef Erhard
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  • Waldemar Thurn
    Ich brauche den Elektromist nicht.
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  • Bernhard Mott
    Am digitalen Geld verdient nur eine Sparte, die Banken. Der Verbraucher soll es zahlen.
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  • Arnold Friedrich
    Sie haben es glaube ich nicht verstanden.
    Die Banken mischen hier gar nicht mehr mit, denen brechen Umsätze weg.
    Hier eine Einschätzung dazu
    https://youtube.com/watch?v=Vc0eEvpTyok&si=X4XAc1ruzaX9Z7Jw
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  • Arnold Friedrich
    Das die regionale Banken das kritisch sehen ist ja klar, es geht um ihr Geschäft.
    Die andere Seite ist , das die jüngere Generation ja heute eh fast alles über Kreditkarte , Paypal,Apple Pay , Google Pay und weitere bezahlt.
    Und hier steckt die große Gefahr, da dies alles Amerikanische Konzerne sind, und wir 100% abhängig sind.
    Ich will gar nicht darüber nachdenken das Trump nochmals Präsident wird und er seine MAGA Strategie durchzieht und er mit der EU in harte Konfrontation geht.
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  • Stefan Gläßer
    Bevor die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird: Was ist denn mit der vollmundig versprochenen europäischen Alternative für PayPal geworden?

    European Payments Initiative - Wikipedia https://de.m.wikipedia.org/wiki/European_Payments_Initiative

    Anfang 2024 wollte man eine Alternative zu PayPal am Start haben. Bisher habe ich außer den Ankündigungen im April 2023 nichts dergleichen vernommen.
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