Seit März dieses Jahres ist Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach auch für das kommunale E-Government, sprich: für die digitale Verwaltung, zuständig, heißt es in einer Pressemitteilung. Grund genug für die Ministerin, den Austausch mit den Städten, Gemeinden und Landkreisen im Freistaat zu suchen. „Alle Ebenen sind aufgerufen, bei der Digitalisierung Gas zu geben“, sagte Gerlach mit Blick auf bürgerfreundliche Behörden. „Wir sind Dienstleister und dürfen uns auch so verstehen.“
Bei ihrem Besuch im Landratsamt Würzburg tauschte sich die Digitalministerin mit Landrat Thomas Eberth, dem Landtagsabgeordneten Manfred Ländner, Michael Dröse, Leiter der Kreisentwicklung am Landratsamt, EDV-Chef Martin Kuhn und dem Gründer Julius Klingenmaier vom Start-Up democy über die Digitalisierungsprozesse in der öffentlichen Verwaltung aus.
Mit ihrer Digitaloffensive rennt Ministerin Gerlach bei Landrat Thomas Eberth offene Türen ein. Sein Ziel, den Servicegedanken im Landratsamt zu stärken, ist eng verknüpft mit der Möglichkeit, Behördengänge zunehmend auch online erledigen zu können. „Behördengänge bequem am Laptop oder Tablet auf der Couch von zu Hause aus erledigen, so sieht für mich das Landratsamt der Zukunft aus. Wir wollen unsere Dienstleistungen wo immer möglich 24/7 für unsere Bürger anbieten“, so der Landrat.
Was schon möglich ist
Fahrzeuge zulassen und abmelden oder ein Wunschkennzeichen reservieren ist schon jetzt möglich. Weitere Dienstleistungen sollen folgen, wünscht sich Eberth. Gefeilt wird auch an den Formularen und Anträgen, die auf den Webseiten des Landratsamts Würzburg zur Verfügung gestellt werden. Den Service, Dokumente online ausfüllen und absenden zu können, möchten viele Bürger nutzen.
„Wir formulieren eine digitale Vision 2025“, blickt Eberth in die nahe Zukunft. „Weil Visionen auch Taten folgen müssen, setzen wir bis Jahresende außerdem ganz konkret fest, welche Teil-Projekte wir innerhalb der nächsten Jahre anpacken und umsetzen wollen.“
Digitale Transformation
Denn der Landkreis Würzburg wurde erst kürzlich für ein digitales Transformationsprojekt ausgewählt. In 16 Handlungsfeldern von A wie Arbeiten bis W wie Wohnen wird der Stand der regionalen Digital-Aktivitäten abgefragt und für eine vernetzte Infrastruktur gebündelt. Auch das Thema E-Government steht mit auf der Agenda.
Permanente Bürgerbefragung
Um die Bedürfnisse der Bürger besser kennenzulernen, hat Startup-Gründer Julius Klingenmaier seine democy-App für Digitale Bürgerbeteiligung entwickelt. Seine Idee: Bürger unkompliziert und schnell zu verschiedensten Themen befragen, ein Stimmungsbild einholen und damit an Politik und Verwaltung herantreten. Von den regelmäßigen Befragungen via App erhofft sich Klingenmeier auch ein gesteigertes Problembewusstsein für politische Fragestellungen.
Zwei Pilotgemeinden
Als Pilotgemeinden und Kooperationspartner im digitalen Transformationsprojekt wollen Eibelstadt und Gerbrunn die App bereits testen. „Auch dies ist die Chance für den Landkreis Würzburg, Bürger an Prozessen zu beteiligen und Informationen zu geben“, sind sich Eberth und Gerlach sicher. „Viele Themen wie Bürgerbots, Abfragetools und neue Kommunikationswege sind uns dabei wichtig und müssen umgesetzt werden. Das benötigt Zeit, geschultes Personal und Geld, und da freuen wir uns über jede Unterstützung“, so der Wunsch des Landrats an die Digitalministerin.