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Würzburg
Digitale Verkehrsanzeigetafeln in Würzburg: Was haben sie bislang gebracht?
Bereits seit zwei Jahren befinden sich an den Zufahrtsstraßen in die Stadt digitale Anzeigetafeln. Oft sind auf diesen Meldungen mit geringer Relevanz zu lesen. Wieso das positiv ist.
In Abstimmung mit der Polizei ist Verkehrsingenieur Jörn Egbert bei der Stadt Würzburg unter anderem für die Texte auf den digitalen Verkehrsanzeigetafeln an den Würzburger Einfallstraßen zuständig. 
Foto: Thomas Obermeier | In Abstimmung mit der Polizei ist Verkehrsingenieur Jörn Egbert bei der Stadt Würzburg unter anderem für die Texte auf den digitalen Verkehrsanzeigetafeln an den Würzburger Einfallstraßen zuständig. 
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Nutzen Sie den ÖPNV, Vorsicht Glatteis oder Reifenwechsel nicht vergessen. Diese oder ähnliche Botschaften sehen Autofahrende, wenn sie sich beispielsweise auf der B27 von Veitshöchheim kommend in Richtung Würzburg befinden. Denn dort steht eine von sechs digitalen Verkehrsanzeigetafeln, die seit April 2021 an allen wichtigen Zufahrtsstraßen in die Stadt aufgestellt sind.  

Sie sind Teil eines umfangreichen Verkehrskonzeptes mit dem Titel "Umweltorientiertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement" (UVM) der Stadt Würzburg und sorgen aufgrund der zuvor genannten Botschaften für Diskussionen. Die Redaktion hat dies zum Anlass genommen, um bei den Verantwortlichen nachzufragen, wie sinnvoll die Anzeigetafeln sind und was sie bislang gebracht haben. 

Hinweise auf öffentliche Verkehrsmittel und Veranstaltungen haben die niedrigste Priorität

Zuständig für die Texte ist Jörn Egbert, der als Verkehrsingenieur im Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen für die Verkehrssteuerung bei der Stadt verantwortlich ist. "Bei den Meldungen kommt es darauf an, von wo ich in die Stadt reinfahre und wie spät es ist", erklärt er. Denn im Laufe des Tages würden die Meldungen je nach Verkehrslage und Witterung angepasst. Dass darunter auch Texte seien, die für einen selbst nicht relevant seien, ließe sich nicht vermeiden. 

Allgemeine Hinweise auf den ÖPNV oder die Fahrradnutzung hätten die niedrigste Priorität und stünden nur dann auf den Anzeigetafeln, wenn es keine Gefahrensituationen, Sicherheitswarnungen oder Straßensperrungen zu kommunizieren gebe. "Die lapidaren Hinweise sind positiv", betont der Verkehrsingenieur deshalb. Sobald er von der Polizei die Meldung bekomme, dass sich zum Beispiel Gegenstände auf der Fahrbahn befänden, ein Falschfahrer auf der B19 unterwegs sei  – das sei in den letzten zwei Jahren zweimal vorgekommen – oder es einen Unfall gegeben habe, würden die Verkehrsteilnehmenden über die Anzeigetafeln darüber informiert. So könnten unkompliziert und schnell viele Menschen auf einmal erreicht werden.

In der Verkehrsredaktion der Stadt Würzburg laufen auf dem Verkehrsrechner unterschiedliche Informationen über den Straßenverkehr zusammen. Daraus kann Verkehrsingenieur Jörn Egbert Maßnahmen ableiten, um beispielsweise Staus zu verhindern.
Foto: Thomas Obermeier | In der Verkehrsredaktion der Stadt Würzburg laufen auf dem Verkehrsrechner unterschiedliche Informationen über den Straßenverkehr zusammen.

Jörn Egbert führt dies an einem fiktiven Beispiel aus: "Bei einem Anschlag erreichen wir Tausende von Menschen, die alle stadteinwärts fahren, da rechnen sich die Verkehrstafeln auf jeden Fall, wenn man das als Maßstab nimmt." Die Verkehrsteilnehmer könnten dann das Stadtgebiet großräumig umfahren. Ähnlich verhalte es sich mit Staumeldungen, sagt er. Auch wenn es in Einzelfällen zwar nicht mehr möglich sei, den Stau zu umfahren, würden Autofahrende informiert, vom Gas zu gehen. Pendlerinnen und Pendler könnten auf Grundlagen der Staumeldungen jedoch auch alternative Routen planen. 

Der Aspekt der Umweltproblematik stehe bei den digitalen Verkehrstafeln im Fokus

Natürlich könne darüber diskutiert werden, ob es die allgemeinen Hinweise brauche, jedoch "wollten wir die Displays tagsüber nicht aus lassen, deshalb machen wir eine Basisinformation, die keinen Schaden anrichtet", informiert Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg.  Grundsätzlich stehe aber der Aspekt der Umweltproblematik im Vordergrund, so Egbert. Einerseits sollen Verkehrsströme vor allem in kritischen Bereichen – wie auf dem Stadtring Süd – verflüssigt werden, um NO₂-Emissionen zu reduzieren. Andererseits sollen Autofahrende vor allem an Tagen mit sogenannter Inversionswetterlagen dazu motiviert werden, auf den ÖPNV umzusteigen, um eine Überschreitung der Stickstoffdioxid-Werte zu verhindern.

Bislang belegen Studien jedoch keinen signifikanten Zusammenhang, dass Autofahrende aufgrund solcher Botschaften auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Für Jörn Egbert geht es deshalb eher darum, dass Autofahrende auf Alternativen hingewiesen werden. Und Georg Wagenbrenner ergänzt: "Messwerte und Stickstoffbelastung, das war vor drei Jahren noch ein anderes Thema", und führt weiter aus, "durch Corona diskutiert im Moment keiner mehr über die Feinstaubbelastung, deswegen werden die Schilder auch eindimensional als Staumelder oder als Hinweis auf den ÖPNV wahrgenommen."

"Das System ist komplexer als nur die schwarzen Anzeigetafeln"

Generell sei das System aber komplexer, ergänzt der Verkehrsingenieur. Im Rahmen des UVM überwachen derzeit unter anderem 80 Sensoren den Verkehr. "Sie erkennen nicht nur, ob irgendwo Stau ist, sondern sie erfassen auch die Autos und deren Geschwindigkeit", erklärt er. Daraus könne er dann wichtige Daten für verkehrstechnische Entscheidungen gewinnen. Bei der Frage, was die Displays bislang gebracht hätten, verweist er darauf, dass die Auswertung dazu im Frühjahr abgeschlossen sein soll.

Dann stehe fest, wie groß die NO₂-Einsparung im Rahmen des UVM tatsächlich ist. "Fakt ist, die Grenzwerte werden jetzt schon eingehalten", so Egbert. Anteil daran hätten aber nicht nur die Anzeigetafeln, die, neben den Sensoren oder der Sauber Mobil-App, nur ein Werkzeug unter vielen darstellten. Das zeige sich auch bei den Kosten von 340.000 Euro – wovon 50 Prozent gefördert wurden – die nur einen Bruchteil des Gesamtbudgets von vier Millionen Euro ausmachen. Das sei gut investiert, denn die Technik lasse sich vielfältig nutzen, weiß er. Bald solle beispielsweise ein Parkleitsystem integriert werden, um Autofahrende bereits vor der Fahrt in die Stadt über freie Parkplätze zu informieren.

Anzeige für den Anbieter Mapcreator über den Consent-Anbieter verweigert

Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels war von CO₂-Ausstoß die Rede, dies war falsch, es handelt sich um NO₂-Ausstoß.

 
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  • mmd
    Sinnvoll wäre es wenn die Dinger nur an sind wenn es etwas zu sagen gibt das Relevanz hat. Dann würden die Texte darauf auch auffallen und man diese nicht komplett ausblenden, weil man den Hinweis auf Belanglosigkeiten schon 10x gelesen hat. Strom würde es auch noch sparen.
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  • eibelstein58@t-online.de
    Ebenso sinnfrei ist es, bei vollen Parkplätzen in Würzburg auf den Park & Ride-Platz bei der Autobahnanschlussstelle Randersacker hinzuweisen! Wie komme ich von dort nach Würzburg???
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Das ist ein Pendler-Parkplatz. Verabreden, treffen, Fahrgemeinschaft in die Stadt. Dann braucht dort nur noch ein Auto einen Stellplatz anstatt drei oder vier. Sprit und Parkschein teilen, dann wird's für alle auch deutlich günstiger.
    So sinnfrei finde ich das eigentlich gar nicht... 😉
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  • Sommer2022
    Der Hinweis auf den ÖPNV: "In 14 Minuten von Gossmannsdorf zum Hbf Würzburg" wird wohl auch zur Farce, wenn ständig die Züge ausfallen....
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  • mcallen@t-online.de
    Der größte Schwachsinn. Im tiefen Winter vorzuschlagen, mit dem Fahrrad zu fahren, ist zum Kaputtlachen.
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  • la-tini@gmx.de
    Welcher tiefe Winter?
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Die Dinger sind in erster Linie gefährlich, weil man durch die realtiv kleine Schrift doch genötigt ist, länger hinzusehen und vom Verkehr abgelenkt wird. Und wegen der lapidaren Texte haben sich viele auch schon abgewöhnt, hinzugucken. Wenn nun wirklich mal eine Stau-Warnung kommt, merkt's keiner. Da müsste man schon gezielt Warntafeln über der Fahrspur aufstellen (wie bei der Autobahn).
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  • Rau83
    Wow, wenn man das für kleine Schrift hält sollte man sich über einen Seh- und Reaktionstest gedanken machen. Bitte nicht als Angriff auffassen, hier sollte man sich wirklich Sorgen um die Verkehrstüchtigkeit machen.
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein. Ich mache mir ja auch keine Gedanken über Ihre charakterliche Eignung.
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  • thomashemmerich@web.de
    Aus meiner Sicht ein Fall für den Bund der Steuerzahler. Bier würde so unfrei viel Geld verpulvert für nichts und wieder nichts.
    Hinweise, dass ich im Winter Winterreifen aufziehen soll, dass ich vorsichtig und angepasst fahren soll und weiteres unnützes Zeug, da eigentlich selbstverständlich muss ich nicht über eine solch teure Anlage lesen.
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  • post@herbertstapff.de
    sinnlose geldverschwendungsaktion, zu der auch noch das Geld kommt, dass der Mann kostet.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Ich denke, dass es einfach noch Zeit braucht, bis diese Tafeln Sinn machen. Und zwar dann, wenn der autonome Verkehr realisiert ist. Dann steht dort: "Diese Tafeln machen keinen Sinn mehr, aber der Verkehr läuft".
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  • gilchrist@gmx.de
    @mainemainung,

    Bis dahin sind sie sicher schon kaputt
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  • jutta.noether@web.de
    Und lenkt ab.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Puh, bei der Frage nach dem Nutzen kommt der Verantwortliche ganz schön in Erklärungsnot.

    "...Auch wenn es in Einzelfällen zwar nicht mehr möglich sei, den Stau zu umfahren, würden Autofahrende informiert, vom Gas zu gehen. Pendlerinnen und Pendler könnten auf Grundlagen der Staumeldungen jedoch auch alternative Routen planen"

    Aufgrund der Kessellage von Würzburg kann nicht nur "in Einzelfällen", sondern gar kein einziger Autofahrer eine alternative Route planen.
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  • Mainkommentar
    Das wären dann schon 4 Millonen sinnlose Ausgaben die man besser in die zu bauende Straßenbahnlinie 6 ins Hubland gebrauchen könnte.
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  • Pepo15
    Braucht kein Mensch und kostet nur Geld.
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