Bei Luxuswagen geht der Autodiebstahl zurück, dafür boomt er bei Kleintransportern. Gegen zwei festgenommene Mitglieder einer "Sprinter-Bande", die auch in Schweinfurt und Würzburg Transporter gestohlen haben soll, erhob jetzt die Staatsanwaltschaft Hof Anklage.
Diebstahl nahe des Gefängnisses
Einen der markanten weißen Kleintransporter klaute die "Sprinter-Bande" in Würzburg in der Nähe des Gefängnisses, als ihn die Kundin beim Autoverleih zurückgab. Einen anderen holte ein Dieb, als ein Getränkehändler in Würzburg beim Ausladen war. Doch der Getränkefahrer stoppte ein Kleinfahrzeug der Straßenreinigung und nahm die Verfolgung auf. Am Greinbergknoten zog er den Dieb an der roten Ampel aus dem Wagen.
Eine solche Festnahme ist jedoch selten. Meist sind die Kleintransporter schon auf dem Weg nach Osteuropa, eh es der Besitzer merkt. Die Masche boomt von Stuttgart über Köln bis Berlin.
Auf frischer Tat ertappt
In Unterfranken waren es laut Pressesprecher Björn Schmitt vom Polizeipräsidium 2018 vier Fälle von schwerem Diebstahl (bei dem der Schlüssel nicht steckt, sondern eine Sicherung überwunden werden muss), 2019 wechselten schon zehn Fahrzeuge aus der Region illegal den Besitzer.
Zwei Verdächtigen wurden am 19. September 2019 festgenommen, als sie in Hof einen Kleintransporter stehlen wollten. Die Auswertung der bei der Festnahme gewonnen Spuren und weitere Ermittlungen führten zur Aufklärung der Diebstahlsserie.
Spezialisierte Täter
Dem einen Verdächtigen sollen 50 Diebstähle nachzuweisen sein, dem anderen 34. Sie hatten sich laut Polizei "auf den Diebstahl von Kleintransportern der Marke Mercedes Sprinter spezialisiert". Sie hätten binnen eines Jahres "in wechselnder Beteiligung unter anderem 46 Mercedes Sprinter im Gesamtwert von rund 1,47 Millionen Euro entwendet und nach Polen gebracht."
Ihr Jagdrevier war zwischen Nordhausen bei Erfurt und Augsburg. Darunter seien auch Diebstähle in Würzburg und Schweinfurt, bestätigt Andreas Cantzler, Sprecher der Staatanwaltschaft Hof.
Der Fall aus Franken bestätigt einen Trend, auf den das Bundeskriminalamt bereits vor zwei Jahren hinwies. Laut "Lagebild Kfz-Kriminalität" wurden 2018 rund 22 Prozent mehr Exemplare des Mercedes-Transporters geklaut als im Vorjahr - insgesamt 333 Fahrzeuge.
Umfassende Logistik, hohe Professionalität
Die Masche werde "von hoch qualifizierten, spezialisierten und in der Regel arbeitsteilig vorgehenden Tätergruppierungen dominiert", sagen Ermittler. Schließlich müssten elektronische Sicherungseinrichtungen überwunden werden, der Transport der Wagen organisiert, die Autos teilweise in Einzelteile zerlegt, markante Merkmale verändert werden. Dies und gefälschte Fahrzeugpapiere sowie der Absatz der entwendeten Fahrzeuge "erfordern eine umfassende Logistik und hohe Professionalität der Täter".
Der Trend betrifft auch andere Fabrikate, etwa Fiat Ducato, Ford Transit, VW Crafter und Citroën Jumper. Sie werden "oft nach Osteuropa verschoben", so das BKA. Dabei habe die Zahl der Autodiebstähle ingsgesamt abgenommen: 2018 wurden 33 508 Autos als gestohlen gemeldet, das sind 8,4 Prozent weniger als 2017.