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Würzburg
Die zwölf schönsten Kreuzwege
Kreuzwege: In der Karwoche halten Gläubige wieder vor Kreuzwegstationen inne und beten. 14 Motive erinnern an das Leiden Christi. Auch in der Region gibt es zahlreiche Stationswege. Von den Haßbergen bis nach Main-Spessart.
Der Kreuzweg am Kalvarienberg in Karlstadt gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler im Bistum Würzburg.
Foto: Karlheinz Haase | Der Kreuzweg am Kalvarienberg in Karlstadt gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler im Bistum Würzburg.
Denise Schiwon
Denise Schiwon
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:01 Uhr
Kreuzwege sind in Deutschland weit verbreitet. Sie gehen zurück auf eine Tradition in Jerusalem. Denn dort gehen Pilger seit Jahrhunderten den Prozessionsweg, die Via Dolorosa. Da jedoch nicht alle Christen die Möglichkeit hatten, in das Heilige Land zu reisen, entstanden in Europa Nachbildungen des Wegs. Heute führen Kreuzwege meistens auf einen Berg hinauf, um an die Kreuzigung Jesu auf dem Hügel Golgatha zu erinnern. Aber auch im Innern von vielen katholischen Kirchen wird der Kreuzweg durch Darstellungen an den Wänden nachempfunden. Vor allem in der Karwoche werden Kreuzwege gegangen. Aber auch an anderen Tagen können sie gebetet werden, beispielsweise alleine zur Meditation oder mit der Familie. Kreuzwege werden gegangen, „weil man sich in die Leidenszeit Jesu hineinversetzen will“, erklärt der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann.
 

Kreuzweg soll auf Leidende aufmerksam machen

„Das, was geschehen ist, ist nicht nur ein historisches, sondern ein permanent gegenwärtiges Geschehen.“ Der leidende Christus zeige sich auch in anderen leidenden Menschen. Kreuzwege sollten die Betenden ebenfalls auf das aufmerksam machen, was die Menschen heute durchmachen, meint der Würzburger Bischof.

14 Stationen erinnern an den Leidensweg Jesu. Sie geben biblische Passagen aus dem Passionsbericht wieder – von der Verurteilung Jesu durch Pilatus bis zu seiner Grablegung. Einige, jüngere Kreuzwege thematisieren in einer weiteren Station zusätzlich die Auferstehung. Durch sie werde schließlich die Leidsituation aufgehoben, sagt Hofmann. Durch das Gehen des Kreuzwegs würden die Betenden die Erfahrung machen, dass ihre Leiden und Schmerzen in dem Leiden Jesu aufgehoben werden. „Nicht die Qual ist das Letzte, sondern die Befreiung – das Leben.“ Auch in der Region gibt es zahlreiche Kreuzwege, die an Karfreitag wieder gegangen werden.


Zur barocken Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ hoch über Würzburg führen mehr als 200 Stufen hinauf. Dominikus Ickelsheimer integrierte die Kreuzwegstationen in die großzügige Treppenanlage zum Käppele, wie die Kirche im Volksmund genannt wird.

Stationsweg über fünf Terrassen

Die Kreuzwegstationen am Würzburger Käppele sind in die Treppenanlage integriert und verteilen sich auf fünf Terrassen.
Foto: Robert Menschick | Die Kreuzwegstationen am Würzburger Käppele sind in die Treppenanlage integriert und verteilen sich auf fünf Terrassen.

Die Kreuzweggruppen stehen in kleinen pavillonähnlichen Kappelen mit Kuppeldächern, die sich auf fünf Terrassen verteilen. Geschaffen wurden die 77 Figuren vom Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner (1730 – 1809) aus grünem Sandstein. Er fertigte unter anderem auch Skulpturen des Würzburger Hofgartens. Zu Beginn des Kreuzwegs erwarten die vier Propheten Moses, David, Jesaja und Jeremias die Besucher. Darauf folgen die 14 Stationen des Leidensweg Christi.

Ende der 1980er Jahre ist der Kreuzweg in Frickenhausen (Lkr. Würzburg) entstanden. Er beginnt am Frickenhausener Rathaus und endet an der St. Valentinuskapelle. Das Besondere an dem Kreuzweg ist, dass die Stationen nicht etwa durch einzelne Bildstöcke oder freistehende Figuren dargestellt werden, sondern in die Weinbergsmauer eingelassen sind. Die Stationsbilder stammen vom Bildhauer Otmar Kleindienst aus Kleinochsenfurt.

Mehrere Abgüsse aus Erlabrunn

Steil bergauf führt der Kreuzweg zur Marienkapelle auf dem Volkenberg bei Erlabrunn (Lkr. Würzburg). Links und rechts des Weges stehen in unregelmäßigen Abständen die gusseisernen Kreuzwegstationen. Hochformatige Relieftafeln bilden die einzelnen Stationen. Die Würzburger Eisengusswerkstatt hat sie um 1900 gefertigt. Es ist möglich, dass von den Motiven damals mehrere Abgüsse hergestellt wurden. Deshalb seien die Darstellungen aus Erlabrunn identisch mit denen des Kreuzwegs in Großeibstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) und der Friedhofsmauer in Großlangheim (Lkr. Kitzingen), schreibt Hans Bauer in seinem Buch „Geheimnisvolles Franken“.

Im Lohrer Stadtteil Sendelbach (Lkr. Main-Spessart) führt der Kreuzweg hin zur idyllisch im Buchental gelegenen Wallfahrtskirche Mariabuchen. Der Weg ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, angeregt durch Pfarrer Franz Conrad, heißt es in der Sendelbacher Chronik. Er wollte einen wetterfesten Kreuzweg errichten, da einige Bildstöcke und Kappelen, die Privatleute aufgestellt hatten, in ihre Einzelteile zerfielen. Die Startstation am Sportparkplatz ist etwas Besonderes. Sie besteht komplett aus Sandsteinen. Während die restlichen Stationen aus Backsteinen geschaffen wurden – aus Geldgründen.

20 000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

In komplett ehrenamtlicher Arbeit wurde der Kreuzweg am Kalvarienberg in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) aufwendig saniert. Nach mehr als 20 000 Arbeitsstunden wurde das Projekt 2015 beendet. 13 Jahre hatte es gedauert. Seitdem erstrahlen die zwölf gemauerten Stationshäuschen, die Sandstein-Kreuzigungsgruppe und der Grabtempel in neuem Glanz. Der Karlstadter Kreuzweg ist im 18. Jahrhundert entstanden und gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler im Bistum Würzburg. Was den kunsthistorischen Wert angeht, ist er mit dem Kreuzweg zum Würzburger Käppele vergleichbar.

Südlich der Wallfahrtskirche „Maria im grünen Tal“ liegt der Kreuzweg in Retzbach (Lkr. Main-Spessart). Am Anfang steht in der Mitte die erste Station. Danach führen die anderen Kapellchen am Wegrand die Anhöhe hinauf zur lebensgroßen Kreuzigungsgruppe, die ebenfalls mittig steht. Der Kreuzweg stammt aus dem Jahr 1880.

Die zweite Station des Retzstadter Kreuzwegs zeigt, wie Jesus das Kreuz aufgeladen wird.
Foto: Lukas Will | Die zweite Station des Retzstadter Kreuzwegs zeigt, wie Jesus das Kreuz aufgeladen wird.

Die Stationsfiguren in Retzstadt (Lkr. Main-Spessart) wurden 1877 von Adam Paulus Adelmann gestiftet. Gefertigt wurden sie von den drei Steinmetzen Ludwig Müller aus Heidingsfeld, Georg Müller aus Würzburg und Franz Adolf Feser aus Arnstein. Die erste Darstellung des Leidensweg Jesu beginnt an der Friedhofsmauer und endet hoch über Retzstadt. Nach der Restaurierung wurde der Kreuzweg 2011 eingeweiht.

Verbindung zum Steinhauerhandwerk

Aus heimischem Sandstein sind die Kreuzwegfiguren in Breitbrunn (Lkr. Haßberge) gefertigt. Und das aus gutem Grund: Das Steinhauerhandwerk hat dort lange Tradition. Viele Breitbrunner Bewohner verdienten ihre Brötchen durch die Arbeit in den umliegenden Steinbrüchen. Der Kreuzweg stellt eine Verbindung dazu her. Die Künstlerin der 14 Stationen ist die Schweinfurterin Steff Bauer. 2010 hat sie die wirklichkeitsnahen Plastiken für den Weg geschaffen.

Die Figuren begegnen den Besuchern auf Augenhöhe – bis auf die elfte Station. Sie beschreibt, wie Jesu ans Kreuz genagelt wird. Doch das Kreuz ist nicht senkrecht aufgestellt, sondern liegt auf der Erde. Dadurch will Steff Bauer erreichen, dass die Betenden den Eindruck gewinnen, sie wären selbst Teil der Zuschauer gewesen.

Kreuzwegstationen aus Terrakotta

Die Kreuzwegreliefs bei Theinheim wurden 1903 aus Terrakotta gefertigt und als Stationen auf dem Holzberg angelegt.
Foto: Michael Mößlein | Die Kreuzwegreliefs bei Theinheim wurden 1903 aus Terrakotta gefertigt und als Stationen auf dem Holzberg angelegt.

Im Ortsteil Theinheim der Gemeinde Rauhenebrach (Lkr. Haßberge) befindet sich der Kreuzweg im „Stationenwäldchen“. Die 14 Stationen in gemauerten Häuschen sind aus Bruchsandsteinen gefertigt. Darauf sind die Motive im Halbrelief auf Terrakottatafeln eingelassen. 1903 legten die Theinheimer die Stationen auf dem Holzberg an.

Der Fränkische Bibelweg von Untermerzbach (Lkr. Haßberge) bis Seßlach (Lkr. Coburg) ist zwar kein Kreuzweg im herkömmlichen Sinn, dennoch ist er etwas Besonderes. Zwölf Holzskulpturen begleiten die Besucher. Von „Noah“ über „Moses“ und „Versuchung Jesu“ bis hin zu „Ostern“. Ziel des Weges ist die Übermittlung der biblischen Botschaft. Während einer Projektwoche 2004 haben Holzbildhauerlehrlinge die Figuren mit Kettensägen zum Thema „Von der Schöpfung zum Himmlischen Jerusalem“ geschaffen. Der Holzbildhauermeister Wolfgang Schott begleitete deren Arbeit.

Zwölf Skulpturen bilden den Fränkischen Bibelweg bei Untermerzbach. Eine Station ist die Figur „Moses“.
Foto: Michael Mößlein | Zwölf Skulpturen bilden den Fränkischen Bibelweg bei Untermerzbach. Eine Station ist die Figur „Moses“.

Zur Kirche auf dem Volkersberg führt der Kreuzweg des Bad Brückenauer Stadtteils Volkers (Lkr. Bad Kissingen). Der Weg beginnt an der Einfahrt des Jugendhauses, zieht sich den Berg entlang hinauf zum Friedhof. 1754 wurde der barocke Kreuzweg von Franziskanern errichtet. Gestaltet wurde er von Wenzeslaus Marx, ebenfalls ein Franziskanerbruder.

Rundweg in Hammelburg

Als einer der schönsten Barock-Kreuzwege gilt der Kapellenkreuzweg bei Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen). Er führt um das Kloster Altstadt herum. Der Vorplatz des Klosters ist somit sowohl Ausgangs- als auch Endpunkt.In der Klosterchronik werden der Bildhauer Johann Jakob Faulstieg und der Franziskaner Wenzeslaus Marx als Künstler aufgeführt. Mit Hilfe von Spenden der Bürger haben die Franziskaner 1733 die Kreuzigungsgruppe auf der Saalecker Höhe geschaffen. Kreuzwege, die wie in Hammelburg als Rundweg angelegt wurden, waren zu jener Zeit eher selten.
Kreuzweg       -  Um das Kloster Altstadt herum führt der Kreuzweg bei Hammelburg. Er gilt als einer der schönsten Barock-Kreuzwege.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Um das Kloster Altstadt herum führt der Kreuzweg bei Hammelburg. Er gilt als einer der schönsten Barock-Kreuzwege.

Kreuzwegandachten am Karfreitag

Die Termine für die Kreuzwegandachten, die am Karfreitag, 25. März, abgehalten werden:
Bad Brückenau-Volkers: 10 Uhr Kreuzweg, Kirche Kreuzerhöhung.
Breitbrunn: 9 Uhr, Treffpunkt: erste Station, bei Regen in der Kirche.
Erlabrunn: 6 Uhr Jugendkreuzweg, Beginn am Friedhof; 10 Uhr Kinderkreuzweg im Kindergarten; 10 Uhr Kreuzweg ab der ersten Station.
Frickenhausen: 9 Uhr, Treffpunkt: Kapellensteige.
Hammelburg: 9 Uhr, Stadtpfarrkirche; 10 Uhr Kreuzweg für Familien, Kloster Altstadt.
Karlstadt: 9.30 Uhr, ab Stationsweg.
Lohr-Sendelbach: 9 Uhr Kreuzwegandacht.
Rauhenebrach-Theinheim: 7 Uhr, Treffpunkt: Kirche.
Retzbach: 0 Uhr Kreuzweg; 10 Uhr Kreuzweg für Kinder und Jugendliche; 11 Uhr Kreuzweg der Kinderkirche; 18 Uhr Kreuzweg.
Retzstadt: 10 Uhr Jugendkreuzweg, St. Andreas Kirche.
Würzburg: 6 Uhr Kreuzweg für Jugendliche, Beginn: erste Station; 10 Uhr Kreuzweg der Katholischen Arbeiterbewegung mit der Pfarrgemeinde; 10.45 Uhr Kinderkreuzweg. DS

 
 
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