Mit Auszeichnungen kennt er sich aus: Meist ist es Bernhard Schlereth selbst, der die Orden als Präsident des Fränkischen Fastnacht-Verbandes an Künstler und Mitglieder übergibt. Diesmal jedoch stand er im Mittelpunkt. Passenderweise am 11.11. zum Fastnachtsauftakt wurde der 62-jährige Veitshöchheimer in Stadtlauringen mit dem Frankenwürfel geehrt, jenem Porzellanstück, das die drei fränkischen Regierungsbezirke seit knapp 30 Jahren an verdiente Franken verleihen.
Wendig sollen sie sein, die Preisträger. Witzig. Widersprüchlich. So steht es in den Statuten. Ein wesentliches W fehlt da bei Bernhard Schlereth: widerspenstig. Ein Schuss fränkische Sturheit zeichnet den Fastnachts-Chef aus. Hartnäckig verfolgt er die Interessen seiner Narren, zeigt auch mal Kanten, und insofern passt das ganz gut mit dem Würfel. Ob es das Deutsche Fastnachtsmuseum in Kitzingen war, dessen Bezuschussung er in der Politik zäh einforderte, oder sein Einsatz für den Faschingsnachwuchs, dem er eine Fernsehplattform zur besten Sendezeit verschaffte – wenn Bernhard Schlereth von einer Sache überzeugt ist, entwickelt er Ausdauer.
Jetzt wurde Schlereth vom unterfränkischen Regierungspräsidenten Paul Beinhofer der Frankenwürfel verliehen, und damit folgt der Veitshöchheimer zahlreichen Künstlern nach, die auf seiner Fastnachts-Bühne gestanden haben: Volker Heißmann und Martin Rassau („Waltraud & Mariechen“) aus Fürth haben die Auszeichnung ebenfalls schon erhalten wie der Karlstadter Winfried Hain von den Gebrüdern Narr, Büttenredner Peter Kuhn aus Oberwerrn oder der Rhöner Kabarettist Fredi Breunig.
Dankbar sei er für die Wertschätzung, sagt Schlereth, „man fühlt sein Tun – nicht nur in der Fastnacht – gewürdigt. Ich sehe den Frankenwürfel als Anerkennung meiner 50-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit.“ Als Kind war er Ministrant, seit 40 Jahren ist er ehrenamtlich bei der Arbeitswohlfahrt tätig. Einige Jahre fungierte Schlereth auch als Vorsitzender des SV Veitshöchheim, in seiner Heimatgemeinde gehörte er lange dem Gemeinderat an, war sechs Jahre lang stellvertretender Bürgermeister.
„Wir haben so viele herrliche Feste, wir müssen
keine neuen importieren.“
Bei der Kommunalwahl im Frühjahr wurde er für die SPD wieder in den Kreistag gewählt. „Dass Bernhard Schlereth Idealismus und Humor hat, zeigt sich daran, dass er seit 40 Jahren in der SPD ist“, zitierte Beinhofer in seiner Laudatio den SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib. Für ihn, so sagt der pensionierte Bahnbeamte Schlereth, sei das Ehrenamt keine Last, „sondern es gibt einem auch sehr viel. Ich hatte schon viele schöne Erlebnisse.“ Vor allem der Kontakt zu den Menschen sei es, der ihm die Arbeit leicht mache. Es ärgert ihn, wenn er Leute sieht, die mit gesenkten Köpfen an einem Tisch sitzen und stumm auf ihre Smartphones tippen. „Es gibt doch nichts Schöneres, als sich zu unterhalten. Gemeinsamkeit ist das, was zählt.“
Bei all der Vielfalt, so ist es doch die Fastnacht, die ihn geprägt und bekannt gemacht hat. So wundert es nicht, dass er auch in Stadtlauringen die Werbetrommel für das heimische Brauchtum rührt: „Wir haben so viele herrliche Feste, wir müssen keine neuen wie Halloween importieren.“ Bernhard Schlereth ist Vertreter von rund 300 fränkischen Fastnachtsvereinen und seit zwei Jahren auch Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval. Im Wettbewerb mit den großen Hochburgen wie Mainz oder Köln sieht er sich als Botschafter Frankens, zufrieden registriert er die zunehmende bundesweite Beachtung der Live-Sendung des Bayerischen Fernsehens „Fastnacht in Franken“.
Regelmäßig erzielt die Prunksitzung aus Veitshöchheim Rekordquoten. Erst jüngst berichtete er davon, dass einige Akteure Angebote von anderen Fernsehsitzungen aus dem Rheinland bekommen hätten: „Wir sind da offen“, sagt Schlereth, „aber überhand nehmen darf es nicht“.
In seiner Würdigung sagte Regierungspräsident Beinhofer, Schlereth habe es geschafft, „dass Fasching, Fasenacht oder Karneval in Bayern heute in erster Linie mit Franken in Verbindung gebracht werden“.
Wo der Frankenwürfel im Hause Schlereth seinen Ehrenplatz finden wird, weiß der Gewürfelte noch nicht genau. „Vielleicht in mein Büro“, sagt Bernhard Schlereth, „da bin ich ziemlich oft, und wenn ich ihn sehe, soll er mich daran erinnern, zu bleiben, wie ich bin“. Wendig. Witzig. Widersprüchlich. Und eben auch ein bisschen widerspenstig.