Es geht um eine Menge Geld im Hauptausschuss an diesem Donnerstag. Die Straßenbahn braucht neue Züge. Und das wird nicht billig. Die neuen Fahrzeuge sollen in zwei Abschnitten angeschafft werden, die ersten 18 Fahrzeuge zwischen 2021 und 2023 für veranschlagte Kosten von rund 65 Millionen Euro, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Darüber berät der Hauptausschuss des Stadtrates an diesem Donnerstag, endgültig beschlossen wird über die Großanschaffung aber erst im Stadtrat am 25. Januar.
In einer zweiten, späteren Anschaffung sollen dann zwischen 2027 und 2030 noch einmal 20 Fahrzeuge ersetzt werden. Die geschätzten Kosten hierfür werden sich laut Verwaltung dann wohl auf rund 80 Millionen Euro belaufen.
Drei unterschiedlich alte Baureihen
Der Grund: Die Würzburger Straba-Flotte besteht aus drei unterschiedlich alten Baureihen. Die ältesten sechs Fahrzeuge vom Typ GT-D aus den Baujahren 1968 bis 1975 dürfen laut Verwaltung nur noch bis zum Ende des Jahres 2021 eingesetzt werden. Dann erlösche nach derzeitigem Stand deren Betriebserlaubnis. „Die fahren ja auch nur noch im Flachland“, sagt WSB-Betriebsleiter Paul Lehmann. „Also auf den Linien zwischen der Sanderau, der Zellerau und Grombühl. Auf den Heuchelhof schaffen die es nicht mehr.“
Die Fahrzeuge vom Typ GT-E, erkenntlich an den spitz zulaufenden Front- und Heckteilen, stammen vom Ende der 1980er Jahre. Die Ersatzteilversorgung sei nur noch bis zum Jahr 2019 gewährleistet. Elektronische Bauteile seien veraltet oder schon gar nicht mehr lieferbar. Deswegen habe die WSB bereits einen Vorrat an kritischen Teilen angelegt, so die Verwaltung. Dennoch könnten voraussichtlich ab dem Beginn der 2020er Jahre einzelne Fahrzeuge nicht mehr repariert werden und nur noch als Ersatzteilspender dienen, heißt es weiter.
Ab Mitte der 2020er Jahre nicht mehr zu reparieren
Ähnlich sehe es bei den Fahrzeugen vom Typ GT-N des Baujahrs 1996 mit ihren großen Front- und Heckscheiben aus, jedoch um einige Jahre zeitversetzt. Es werde derzeit von der WSB ausgegangen, dass diese ab Mitte der 2020er Jahre nicht mehr zu reparieren seien und so schrittweise stillgelegt werden müssten, so die Vorlage der Verwaltung.
Wenn also keine neuen Züge gekauft werden würden, würden ab dem Jahr 2022 nicht mehr genügend Straßenbahnzüge zur Verfügung stehen, um den Straßenbahnbetrieb in der heutigen Qualität aufrecht zu erhalten, heißt es weiter.
Wesentliche elektronische und technische Bauteile austauschen
Darum habe der Stadtrat im Juli 2017 einen Workshop beschlossen, der im Oktober stattgefunden hat. Sein Fazit: bei Betrachtung eines Zeitraums von 35 Jahren sei es wirtschaftlicher, in zwei Abschnitten neue Fahrzeuge zu beschaffen, als die bestehenden zu redesignen. „Redesignen heißt, sie in ihrer technischen Ausstattung zu erneuern und wesentliche elektronische und technische Bauteile auszutauschen“, erklärt Paul Lehmann, Betriebsleiter der Würzburger Straßenbahn (WSB). Auch ins Gewicht falle die staatliche Förderung von Neufahrzeugen, die bei Auf- und Nachrüstung entfalle.
Besonderes Augenmerk werde bei der Neuanschaffung darauf gelegt, die Beförderungskapazität zu erhöhen, heißt es in der Vorlage weiter. Demnach könne durch den Einsatz der neuen Fahrzeuge bei gleichbleibendem Fahrtenangebot das Platzangebot um rund fünf Prozent gesteigert werden, so die Verwaltung.
Doch das wird nicht billig
Doch das wird nicht billig: Kostet im ersten Abschnitt jedes Fahrzeug noch etwa 3,6 Millionen Euro, so werden sich diese Kosten im zweiten Abschnitt auf rund vier Millionen Euro pro Zug verteuern. Das schlägt sich im wirtschaftlichen Ergebnis der WSB nieder. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Ergebnis der WSB dadurch im Vergleich zum derzeitigen Stand ab dem Jahr 2024 um rund drei Millionen Euro pro Jahr verschlechtert, ab dem Jahr 2028 um rund fünf Millionen und ab dem Jahr 2031 um etwa acht Millionen Euro pro Jahr.
Ein Lichtstreif am Horizont: Für die Erneuerung der Straßenbahnflotte hat der Freistaat Bayern eine Förderung von 7,22 Millionen Euro aus der Infrastrukturförderung in Aussicht gestellt. Dabei werden acht Fahrzeuge jeweils zu 25 Prozent gefördert. Für eine darüber hinausgehende Förderung stehe man in intensivem Kontakt mit Mitgliedern des Landtags und Vertretern der bayerischen Staatsregierung, heißt es weiter.
„Dabei ist jede Million wichtig“
Das bestätigt Lehmann und hofft auf mehr: „Diese sieben Millionen sind uns zugesagt worden, wir rechnen aber damit, dass es noch mehr werden“, sagt er. „Dabei ist jede Million wichtig“, betont der Betriebsleiter. „Gibt es keine weitere Förderung, müssten wir uns am Schluss schon fragen, ob wir das aus eigener Kraft stemmen können, und so wie es ist, aufrecht erhalten könnten.“
Aus China?