
"Ortswechsel – Zeitenwechsel. Jüdisches Leben in Aub", unter diesem Titel eröffnete Bürgermeister Roman Menth am Sonntag eine neue Abteilung im fränkischen Spitalmuseum. Zahlreiche Gäste, Bürgerinnen aus Aub und Umgebung, Vertreter von beteiligten Behörden und Zuschussgebern, Landrat Thomas Eberth und Bezirksrätin Rosa Behon waren bei der Eröffnungszeremonie in der Spitalkirche anwesend. Manfred Igers an der Schlimbachorgel der Spitalkirche, Johannes Wolf am Klavier und Sängerin Ayah Ben Yishai umrahmten die feierliche Eröffnung.
Dokumentiert wird in der neuen Abteilung die lange jüdische Geschichte der Stadt Aub, vom 13. Jahrhundert bis zum Ende während der Nazi-Herrschaft, als innerhalb kürzester Zeit alle jüdischen Familien aus Aub weggezogen sind. Die Abteilung verdeutlicht die bewegte Geschichte über das Zusammenleben von Juden in ihrer christlich geprägten Umgebung, die zeitweise von Streit und Hass geprägt war.
Noch heute sind Stationen jüdischen Lebens in Aub sichtbar

Einbezogen in das Konzept sind verschiedene Stationen im Städtchen, an denen Elemente jüdischen Wirkens noch heute erlebbar sind, wie beispielsweise der jüdische Friedhof oder die neue Synagoge. Dieses Gebäude konnte die Stadt erwerben und dort zahlreiche Funde in einer Genissa – ein Depot, in dem nicht mehr benötigte Ritualgegenstände und Schriften verwahrt werden – sichern. In ehrenamtlicher Arbeit wurde dort auch eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, bis in eine Tiefe von 8,2 Metern ausgegraben.
An den Gesamtkosten für die neue Abteilung von rund 55.000 Euro beteiligten sich die Landesstelle für nichtstaatliche Museen mit 26.000 Euro, der Bezirk Unterfranken über seine Kulturstiftung mit 17.000 Euro, der fränkische Heimatverein Aub und der Förderverein fränkisches Spitalmuseum mit jeweils 2500 Euro, so dass die Stadt Aub nur noch Eigenanteile von rund 5000 Euro aufbringen musste.
Lob an die Stadt Aub für ihr Bekenntnis zu jüdischer Vergangenheit

Die Konzeption der neuen Abteilung erläuterte Jochen Ramming vom ausführenden Büro Frankonzept. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, lobte die Bereitschaft der Stadt Aub und ihrer Bürgerinnen und Bürger, in Zeiten, in denen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger alleine wegen ihrer Zugehörigkeit wieder offen angegriffen, angefeindet und verfolgt werden, jüdische Spuren in der Stadt zu zeigen und sich dazu zu bekennen.
Zur Eröffnung wurden unter dem Titel "Zwischen Licht und Erinnerung" Fotos von Benyamin Reich gezeigt, einem in Israel geborenen Fotografen, der das jüdische Leben in Deutschland seit 15 Jahren analog fotografiert und seine Bilder künstlerisch kommentiert.
Die neue Abteilung wie auch die Fotoausstellung sind während der üblichen Öffnungszeiten des fränkischen Spitalmuseums von April bis Oktober, jeweils samstags und sonntags sowie an gesetzlichen Feiertagen zwischen 13 Uhr und 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung zu sehen.