Am 8. November 1918, einem Freitag, beraten drei Herren in der Ludwigstraße 25, im Hauptquartier des Generalkommandos, ob sie in Würzburg ein Blutbad anrichten wollen oder nicht.
Oberbürgermeister Andreas Grieser, General Ludwig von Gebsattel und Regierungspräsident Julius von Henle sind unterrichtet von dem, was am Vortag und in der Nacht in München geschehen ist: 60 000 demonstrierten für das sofortige Ende des Weltkriegs, der König ist abgesetzt, die Soldaten sind zu den linken Revolutionären übergelaufen, der Sozialist Kurt Eisner hat die Republik und den Freistaat Bayern ausgerufen.
In Würzburg ist alles ruhig, aber die drei Herren machen sich nichts vor: Die Revolutionäre werden kommen.
Gebsattel will schießen lassen. Henle hofft, die Revolution werde niedergeschlagen. Für den Fall, dass nicht, will auch er schießen lassen. Grieser will keinen Mord und Totschlag, sondern verhandeln.
Seit diesem Montagabend ist im Rathausfoyer eine gemeinsame Ausstellung von Stadt- und Staatsarchiv zu diesen Ereignissen zu sehen. Sie heißt "Revolution! Der Übergang von der Monarchie zur Republik im Raum Würzburg". Die Historikerin Stephanie Krauß hat sie konzipiert. Auf Tafeln stellt sie vor, was von Herbst 1918 bis April 1919 in der Stadt geschah.
Arbeiter gründeten, aufgerufen von der Revolutionsregierung in München, einen Arbeiterrat, Soldaten gründeten einen Soldatenrat. Die Universität Würzburg schickte, anders als andere Universitäten, keine "geistigen Arbeiter", so hieß das, in den Arbeiterrat: Die Professoren und Studenten waren in ihrer großen Mehrheit monarchistisch und nationalistisch gesinnt.
Die Räte, so lautete der Auftrag aus der Hauptstadt, sollten "die Massen des Proletariats unmittelbar zur politischen Mitarbeit heranziehen". Sie sollte ausdrücklich "nicht nach dem Muster des bürgerlichen Parlamentarismus Pflanzschulen persönlicher Eitelkeiten, Strebereien und Geschäftsmachereien sein, auch nicht dem Redebedürfnis des einzelnen dienen", sondern zum Dienst an der Gesamtheit erziehen.
Nicht nur Konservative und Reaktionäre bekämpften die Revolutionäre. Große Teile der Sozialdemokratie schlossen sich Konterrevolutionären an. Die politischen Irrungen und Wirrungen mündeten am 7. April 1919 im Ausrufen der Würzburger Räterepublik. Nach drei Tage währenden blutigen Kämpfen und zwei Dutzend Toten war sie niedergeschlagen.
Führungen durch die Ausstellung im Rathausfoyer gibt es am Dienstag, 6. November, um 16.30 Uhr, und am letzten Ausstellungstag, Sonntag, 18. November, um 13.30 Uhr. Sie ist montags bis donnerstags zu sehen von 8 bis 18 Uhr und freitags 8 bis 13.30 Uhr.
das Rathaus öffnet montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13:30 Uhr.
Freundliche Grüße
Wolfgang Jung
Reporter