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Würzburg
"Die Retter von Baldersheim": Ausstellung im Landratsamt Würzburg zu sehen
Zur Eröffnung der Wanderausstellung 'Die Retter von Baldersheim' im Landratsamt Würzburg konnte Landrat Thomas Eberth zahlreiche Gäste begrüßen (von links): Frank Stößel (Geschichtswerkstatt Aub), Klaus Saliger (stellvertretender Bürgermeister von Aub), Gisela Klemm (Nichte von Alfred Eck), Johannes Wolf (Kulturbeauftragter Aub), Kerstin Celina (Landtagsabgeordnete), Karen Heußner (stellvertretende Landrätin), Hans-Rainer Eck (Neffe von Alfred Eck), Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar, Roman Menth (Bürgermeister von Aub), Kreisheimatpfleger Hermann Oberhofer sowie Kreisrätin Lioba Kinzinger aus Burgerroth.
Foto: Sarah Fuhrmann | Zur Eröffnung der Wanderausstellung "Die Retter von Baldersheim" im Landratsamt Würzburg konnte Landrat Thomas Eberth zahlreiche Gäste begrüßen (von links): Frank Stößel (Geschichtswerkstatt Aub), Klaus Saliger ...
Bearbeitet von Michael Endres
 |  aktualisiert: 27.04.2023 13:47 Uhr

Zivilcourage haben drei junge Männer aus dem Auber Ortsteil Baldersheim gezeigt, schon lange, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Im April 1945 sorgten Alfred Eck, Georg Neeser und Franz Engert für eine kampflose Übergabe ihres Ortes an die Amerikaner und konnten so zivile Opfer und Kriegszerstörungen verhindern. Alfred Eck bezahlte dafür mit seinem Leben. Er wurde am 7. April 1945 von einem unrechtmäßigen Standgericht der Wehrmacht als "Verräter und Deserteur" auf dem Auber Marktplatz hingerichtet. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Landratsamts Würzburg entnommen.

Über die Zeit des Nationalsozialismus in Aub, über das Leben und die Ermordung von Alfred Eck und das Gedenken an die Rettung von Baldersheim informiert derzeit eine Wanderausstellung, die noch bis zum 14. Oktober im Landratsamt Würzburg zu sehen ist.

Zur Eröffnung waren neben dem Auber Bürgermeister, Mitgliedern der Auber Geschichtswerkstatt und Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar auch der Neffe und eine Nichte von Alfred Eck gekommen. "Es ist unglaublich, wie das Andenken Ihres Onkels unter der Behauptung, er sei ein Verräter und Deserteur gewesen, gelitten hat. Wir stehen tief in Ihrer Schuld, uns ehrlich und aufrichtig an die Geschehnisse im April 1945 zu erinnern", sagte Landrat Thomas Eberth zu den Nachkommen von Alfred Eck.

Keine Verräter

Denn, so Eberth weiter, Alfred Eck, Georg Neeser und Franz Engert waren keine Verräter. Sie haben gehandelt, um Menschen das Leben zu retten, um die Zerstörung Baldersheims zu verhindern. Die Geschichtswerkstatt habe mit ihrer Arbeit ein Bewusstsein geschaffen, mit dem es gelungen sei, einen respektvollen, an historischen Fakten orientierten Dialog zu fördern, um der ehrenvollen Tat von Alfred Eck gerecht zu werden.

Eberth verwies auf Parallelen in der deutschen Nachkriegsgeschichte. "Es gehört zu den bedrückenden Wahrheiten der deutschen Nachkriegsgeschichte, dass die Bundesrepublik es nicht besonders eilig hatte mit der Rehabilitierung all jener, die sich nicht mitschuldig machen wollten an Völkermord und Vernichtungskrieg." Er konkretisierte dies anhand eines Beispiels: "Das zeigt sich auch an dem Umgang mit einer der zentralen Persönlichkeiten des militärischen Widerstands, Claus Schenk Graf zu Stauffenberg. Noch in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre gab es keine gesellschaftliche Mehrheit dafür, eine Straße oder gar eine Schule nach Stauffenberg zu benennen. Noch posthum wurde dem Helden des 20. Juli vorgeworfen, seinen soldatischen Eid gebrochen zu haben", so Eberth, und fügte an: "Ein Eid übrigens, der als unwirksam angesehen werden muss, da er nicht auf eine Verfassung oder das Volk, sondern allein auf eine Person geleistet wurde."

Benennung der Auber Grundschule nach Alfred Eck gescheitert

1985 habe der Auber Stadtrat anlässlich des 40-jährigen Kriegsendes mehrheitlich beschlossen, die Auber Grundschule nach Alfred Eck zu benennen. Die Benennung der Grundschule sei damals aber an dem damaligen Schulamtsleiter Fritz Schäffer gescheitert, der äußerte, dass eine Schule nicht "nach einem Verräter und Deserteur" benannt werden sollte, erinnerte Bürgermeister Roman Menth an die Historie.  "Das war eine Täter-Opfer-umkehrende Haltung, die wir so nicht stehen lassen können", betonte Landrat Eberth.  

Einem neuerlichen Antrag im Jahr 2015 zur Benennung der Grundschule nach Alfred Eck stimmte der Auber Stadtrat aus pädagogischen Erwägungen nicht zu, beschloss jedoch auf Anregung von Frank Stößel, eine Geschichtswerkstatt einzurichten, um die Thematik aufzuarbeiten sowie ein mehrstufiges Gedenken an Alfred Eck und die Retter von Baldersheim zu schaffen. Hieraus entstanden die Wanderausstellung, eine begleitende Broschüre und eine Homepage mit weiteren Informationen (www.alfred-eck.de).

Schulamtsdirektorin distanziert sich von den Äußerungen der Vergangenheit

"Ich möchte der Familie von Alfred Eck heute mitteilen, dass ich mich als fachliche Leiterin des Schulamtes von den Äußerungen der Vergangenheit distanziere", betonte Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar, die fachliche Leiterin der Schulämter in der Stadt und im Landkreis Würzburg. Sie bedauere auch den emotionalen Schaden, den die Familie durch die falschen Behauptungen über Alfred Eck erleiden musste. "Ich bin sehr froh darüber, dass Schulklassen der weiterführenden Schulen ab der 5. Klasse Führungen zu dieser Ausstellung angeboten werden. Denn wir müssen Jugendlichen auch weiterhin das Thema des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieges zumuten, auch das Schicksal von Alfred Eck – jedoch aus pädagogischen Gründen im richtigen Alter."

Bürgermeister Roman Menth dankte Landrat Thomas Eberth und Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar, dass beide die diffamierende Aussage von Fritz Schäffer endlich richtiggestellt haben und so der mutigen, selbstlosen Tat von Alfred Eck, Georg Neeser und Franz Engert nunmehr öffentlich Gerechtigkeit und Anerkennung widerfahren ist.

Alle waren sich einig, dass aufgrund des zunehmenden Fehlens von Zeitzeugen die Erinnerungskultur erneuert und angepasst werden muss.

Die Ausstellung "Die Retter von Baldersheim" ist bis zum 14. Oktober im Landratsamt Würzburg, Zeppelinstraße 15, Haus 1,1. OG zu den Öffnungszeiten des Landratsamtes zu sehen (montags bis donnerstags, 7.30 bis 16.30 Uhr, und freitags, 7.30 bis 12 Uhr. Führungen für weiterführende Schulen können bei der Stadt Aub unter Tel.: (09335) 97100 oder per Mail an info@vgem-aub.bayern.de angefragt werden.

 
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  • festoessel@gmail.com
    Nach der Stadt Aub, der SPD Unterfranken hat sich nun auch die Staatliche Schulverwaltung von der Falschbehauptung des damaligen Schulamtsdirektors, man könne eine Schule nicht nach einem Verräter benennen, distanziert und sich dafür bei den Angehörigen entschuldigt. Fällig und möglich wäre das sogleich 1985/86 gewesen, weil die Behauptung schon damals falsch war, dann 1998 mit dem "NS-Aufhebungsgesetz zur Rehabilitierung der Deserteure der Wehrmacht" und erst recht 2002 mit der "pauschalen Aufhebung aller nationalsozialistischen Unrechtsurteile gegen Deserteure und Homosexuelle". Fehlt nur noch der BLLV Unterfranken mit einer Distanzierung von der Falschbehauptung des damaligen ULLV-Präsidenten Fritz Schäffer. Betrachtet man die Zeit von 1985 - 2015, in der man zur Verleumdung Alfred Ecks und seiner mutigen Tat meistens schwieg, hat man von 2016 bis 2022 die Zeit genutzt, um die Ehre Alfred Ecks wiederherzustellen. Dennoch soll es keine Alfred Eck Schule geben?
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  • Arcus
    Erstaunlich wie schnell der Artikel von der Wü Zeitung verschwindet. Absicht oder Zufall? Ja, die Umbenennen der Auber Schule wäre eine mutige Tat. Leider halten sich da LR und BGM bedeckt. Haben sie Angst von der braunen Soße, die im ochsenfurter Gau noch reichlich fließt?
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  • Arcus
    2/2 der
    „Nach dem Zweiten Weltkrieg begegnete den Deserteuren Ablehnung und Hass; sie galten als jene, die ihre Kameraden im Stich gelassen hatten. Zudem blieben sie von jeder „Wiedergutmachung“ ausgeschlossen und galten weiterhin als vorbestraft.“ erst 2009 hat sich das geändert. Die Nazirichter hingegen, wurden nicht bestraft.
    Ein Denkmal für die hingerichteten Kriegsdienstverweigerer des WK II wurde noch in den 80er Jahren von der CSU/CDU heftigst bekämpft.
    Ich hätte mich gefreut, wenn Eberth nicht den Mitläufer Stauffenberg , der er lange war, sondern z.B. Georg Elser erwähnt hätte.
    Übrigens: ist denn wenigstens jetzt eine Umbenennung der Schule, aus pädagogischen Gründen gerechtfertigt? Oder beugt man sich in AUB immer noch der braunen Brut.
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  • Arcus
    1/2 Ich finde man wird Alfred Eck nicht gerecht, wenn man ihn mit Stauffenberg vergleicht.
    Stauffenberg unterstützte lange die nationalistischen und revisionistischen Aspekte des Nationalsozialismus, bevor er, vor allem wegen der Aussichtslosigkeit der militärischen Gesamtlage des Deutschen Reiches nach der Schlacht von Stalingrad zum aktiven Widerstand fand.
    Stauffenberg wurde bereits als Widerstandskämpfer geehrt, als die wirklichen Helden, Wie Alfred Eck und Georg Elser noch in die Schmuddelecke gestellt wurde. Die dt Elite brauchte in der Nachkriegszeit ihren Helden, hinter dem sie sich verstecken konnte. Dem viel mutigeren Georg Elser, der die verbrecherische Fratze der Nazis viel früher erkannte blieb die Anerkennung bis in die 2000er Jahre versagt.
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