Vor zwei Jahren stand bei der Stadtleseaktion „Würzburg liest ein Buch“ Leonhard Franks Roman „Die Jünger Jesu“ im Mittelpunkt. 1947 verfasst war dies der vorletzte Roman, den der aus Würzburg stammende Schriftsteller verfasst hat. Begonnen hat Frank seine Karriere bereits 1914 mit seinem Erstlingsroman „Die Räuberbande“.
Das Buch wird jetzt in einer neuen Ausgabe des Wiener Milena Verlags veröffentlicht. Vorgestellt wird es am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr in der Buchhandlung Neuer Weg in der Sanderstraße. Alle Interessenten sind dazu eingeladen.
Die Handlung seines Romandebüts hatte Leonhard Frank in Würzburg angesiedelt, wie später auch bei den „Jüngern Jesu“. Dabei geht es um eine Gruppe von zwölf Jugendlichen, die sich selbst den Namen „Räuberbande“ geben. Sie haben ein verwegenes Ziel: Sie wollen ihre Heimatstadt Würzburg in Brand setzen, um anschließend nach Amerika zu fliehen.
Ihre eigenen Abenteuer erleben sie im Mainviertel, wo sie wohnen und als Lehrlinge zur Arbeit gehen. Sie nennen sich unter anderem Winnetou, Falkenauge und Oldshatterhand. Was sie wollen, ist dem spießigen Milieu ihrer Heimatstadt zu entfliehen, in dem sie sich von Lehrern und Meistern drangsalieren lassen müssen. Doch so sehr sie ihren Traum auch leben, schon nach wenigen Jahren löst sich die Gruppe langsam aber sicher auf, die Abenteuerlust weicht der Realität eines kleinbürgerlichen Lebens.
Für die Neuausgabe des Romans hat der Vorsitzende der Würzburger Leonhard-Frank-Gesellschaft, Michael Henke, ein ausführliches Nachwort beigesteuert. Henke wird auch die Präsentation moderieren.
Er berichtet von Franks Jahren in Berlin, wohin er im Alter von 28 Jahren zog, nachdem er zu Hause zunächst eine Lehre als Fahrradschlosser absolvierte. Eigentlich, so Henke, sei ihm ein Leben als Tagelöhner vorgezeichnet gewesen, „wenn da nicht diese unbestimmte Sehnsucht gewesen wäre, die Frank nicht zur Ruhe kommen ließ“.
So entdeckte er sein zeichnerisches Talent und ging als 22-Jähriger an die Münchner Kunstakademie. Es sei also der Maler Frank gewesen, der im Herbst 1910 nach Berlin kam, so Henke.
Durch Bekanntschaften aus der Literaturszene kam er zum Schreiben und verfasste schließlich sein Romandebüt „Die Räuberbande“. Das Buch wurde zu einem der Überraschungserfolge des Jahres 1914 und machte Frank über Nacht berühmt. Frank erhielt dafür den Fontanepreis verliehen. Im Jahr nach ihm ging dieser Literatur-Förderpreis an einen Schriftseller namens Franz Kafka.
Die neue Ausgabe: Leonhard Frank, Die Räuberbande, Milena Verlag Wien, ca. 360 Seiten, Preis 23 Euro, ISBN 978-3-90295-072-7