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WÜRZBURG
Die Perlenkönigin von Würzburg
Guttenhöfer Kein zweites Geschäft in der Stadt ist auch nur annähernd so alt: Der Hofjuwelier feiert 250-jähriges Jubiläum.
Die Perlenkönigin von Würzburg
Von unserem Redaktionsmitglied Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 09.10.2014 15:38 Uhr

Sie ist Würzburgs „Perlenkönigin“. Die Leidenschaft für die Kostbarkeit der Meere hat Ingeborg Breitenberger schon in jungen Jahren erfasst und sie bis heute begleitet. Seit fast 25 Jahren führt sie, unterstützt von ihrem Mann Albert im Hintergrund, das exklusive Schmuckgeschäft „Hofjuwelier Guttenhöfer“ in der Domstraße. Ein Traditionshaus, das selbst nun schon zehnmal so lange besteht. An diesem Freitag feiert Guttenhöfer sein 250-jähriges Jubiläum – stilvoll und standesgemäß mit einem Festakt in der Würzburger Residenz.

Sich ein Vierteljahrhundert im Handwerk und Einzelhandel behauptet zu haben – es ist ein seltenes Ereignis geworden, auf das die Inhaberin sehr stolz ist. In Würzburg gibt es kein zweites Geschäft auch nur annähernd dieses Alters, in ganz Deutschland sind es vielleicht drei. Doch Tradition ist für Schmuckexpertin Ingeborg Breitenberger nur eine Seite der Medaille. Die andere, die nicht weniger glänzt, ist ihr Kennerblick für aktuelle Trends in der Schmuckbranche. „Wir schauen immer nach vorne nach qualitativ Hochwertigem, wie es immer von uns gemacht worden ist“, sagt die Firmenchefin.

„Ich möchte für meine Stammkundschaft exklusiven Schmuck finden.“
Ingeborg Guttenhöfer Firmeninhaberin

Besonders gepflegt werden bei Guttenhöfer Brillanten, Juwelen und natürlich die Perlen als großes Steckenpferd der Inhaberin. Ihre Leidenschaft hat sie selbst schon zu so manchem Seminar in die Südsee geführt. Dazu pflegt das Haus Besonderheiten in Emaille-Technik. Der ehemalige Hoflieferant steht nicht nur für den Handel mit edlem Schmuck, sondern auch für Handwerkskunst beim Anfertigen von Unikaten oder beim Umarbeiten von Altschmuck in zeitgemäßer Form. Viele Arbeiten macht Ingeborg Breitenberger noch selbst, denn sie kann auf eine fundierte Ausbildung in der Schmuckfertigung, aber auch in der Uhrmacherei und nicht zuletzt im Einzel- und Großhandel bauen.

Was sie nicht zuletzt auszeichnet, sind ihre engen Kontakte zu den namhaften Schmuckherstellern in Deutschland und in Italien, die Breitenbergers Anspruch an höchste Qualität erfüllen. Einige der Topmarken wie Wellendorff, Meissen, Ebel Uhren oder Gellner Perlen führt Guttenhöfer exklusiv in Würzburg.

Begonnen hatte alles einmal im Jahr 1764. Damals wurde der 1734 in Wien geborene Johann Michael Guttenhöfer nach seiner Wanderschaft als Geselle in Würzburg als Bürger aufgenommen. Guttenhöfer trat in die Werkstatt seines Landsmannes und Schmiedemeisters Christian Wießbauer ein. Am 8. November des gleichen Jahres erhielt der 30-jährige Mann aus Wien die Meistergerechtigkeit der Würzburger Goldschmiedezunft. 13 Jahre später, anno 1777, erwarb Johann Michael Guttenhöfer in der Domstraße das Haus „Zum großen braunen Löwen“. Jenes Anwesen, das bis heute Sitz und Geschäftshaus der Firma Guttenhöfer geblieben ist.

Guttenhöfer avancierte schon bald zu einem der bekanntesten Juweliere und Schmiede seiner Zeit. Er wurde Geschworener an der Spitze der Würzburger Goldschmiedezunft sowie Stadtteil- und Eichmeister. Am wichtigsten jedoch war ihm die Kundschaft. Nicht nur reiche Bürger, sondern vor allem der Adel und die Domherren, allen voran Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, gehörten zu seiner Klientel. In dieser Tradition des Firmengründers sieht sich auch die heutige Inhaberin Ingeborg Breitenberger: „Ich möchte für meine Stammkundschaft exklusiven Schmuck finden, der zu ihr passt und sich von der Massenware unterscheidet.“

Nach dem Tod von Johann Michael Guttenhöfer im Jahre 1801 übernahmen erst seine Witwe, 1804 dann sein Sohn Josef das Geschäft. Er wie auch die folgenden Guttenhöfer-Generationen mussten geschäftlich wenig prosperierende Zeiten überstehen. Erst mit Stephan Guttenhöfer, der 1871 im Alter von 22 Jahren das Geschäft übernahm, begann wieder ein Aufschwung. Stephan Guttenhöfer kaufte das Nachbarhaus in der Domstraße hinzu und baute sein Sortiment aus.

1889 wurde ihm der Titel eines königlich-bayerischen Hofjuweliers verliehen, den auch sein Nachfolger Hans Guttenhöfer führen durfte.

Der verheerende Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brachte zunächst das Ende des Guttenhöferschen Hauses, das völlig niederbrannte. Ein Jahr später starb Hans Guttenhöfer, und so musste den Wiederaufbau seine Witwe Magdalena alleine tragen. Sie nahm 1959 die Eheleute Werner und Margarete Pschichholz als Teilhaber mit auf. Beide waren qualifizierte Juweliere, die 1945 ihre Heimat und ihr Geschäft in Oberschlesien verloren hatten.

Im September 1990 übernahm schließlich Ingeborg Breitenberger, die davor ein Schmuckgeschäft in Grombühl betrieben hatte, das Traditionshaus. Die Verträge konnte sie mit ihrem Mann Albert noch mit der damals 90-jährigen Magdalena Guttenöfer unterzeichnen, die 1994 verstarb.

Einen dunklen Schatten auf die neuere Geschichte des Hauses warf das Jahr 1992. Zwei maskierte Räuber hatten die Mittagspause für einen Überfall genutzt, drückten der Inhaberin die Pistole an den Kopf und raubten den Laden aus. Jahre hatte Ingeborg Breitenberger mit Angstzuständen zu kämpfen. Erst der Umbau der Geschäftsräume mit einem modernen und hellen Ambiente und der Einbau moderner Sicherungstechnik beendete diese Bedrückung.

Dass sich Ingeborg Breitenberger in ihrem Geschäft wieder wohl fühlt und nach 25 Jahren dynamisch in die Zukunft schauen kann, das hat allerdings auch seinen Grund in ihrem guten Fachpersonal. Einige der fünf Angestellten sind schon seit 40 Jahren und mehr im Haus.

Die Verbindung von Tradition und moderner Geschäftsphilosophie war für die neue Inhaberin von Anfang an oberstes Gebot. Schnell erarbeitete sie sich einen Ruf als Schmuck- und vor allem Perlenexpertin und wurde 1992 in das so genannte Collegium Fabergé aufgenommen. So durfte Ingeborg Guttenberger zum 235-jährigen Bestehen des Hauses als einzige Juwelierin weltweit zwölf Fabergé-Eier mit der Würzburger Residenz verkaufen.

 
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