Ein vom Amt für ländliche Entwicklung gefördertes Programm soll die Zusammenarbeit der Gemeinden entlang des südlichen Maindreieck voranbringen. Von Randersacker bis Marktsteft reicht der Planungsbereich. Als erster Schritt soll vor allem die touristische Infrastruktur verbessert werden.
Dass dort noch Nachholbedarf besteht, war erst unlängst bei einer Rundfahrt von Regierungspräsident Paul Beinhofer zum Thema geworden. Ein hervorragendes kulturelles Angebot attestierte Beinhofer damals den Gemeinden entlang des Maindreiecks. Gepaart mit dem Wein als Anziehungspunkt ließe sich daraus sicherlich mehr Kapital schlagen.
Anders als beispielsweise im „Weinlandkreis“ Kitzingen oder im „Weinparadies“ im südlichen Steigerwald war dabei rund um Ochsenfurt wenig zählbares zustande gekommen. Die meisten Versuche blieben an Gemeindegrenzen stecken oder spätestens dann, wenn es ums Geld ging. Vor allem aber fehlte es an einem übergeordneten Moderator. „Die Perlenkette von Randersacker bis Sulzfeld ist noch nicht zusammengefügt zu einer touristischen Destination“, beschreibt der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann aus Sommerhausen das Defizit.
Das hat sich geändert, seit vor wenigen Jahren das Integrierte ländliche Entwicklungskonzept ILEK geschaffen wurde. Wie die Dorferneuerung ist das neue Programm ein Instrument zur Stärkung des ländlichen Raums. Diesmal stehen allerdings nicht die Veränderungen in den Dörfern im Vordergrund, sondern die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden.
Die Handlungsfähigkeit der Gemeinden soll gestärkt werden, indem vorhandene Resourcen besser genutzt oder neue Einrichtungen von vorn herein gemeinsam geschaffen werden. Die vorstellbaren Handlungsfelder reichen dabei vom gemeinsamen Flächenmanagement bei der Entwicklung von Siedlungs- oder Gewerbegebieten bis hin zur gemeinsamen Nutzung zentraler Einrichtungen wie Bauhöfe oder Feuerwehren.
Im Ochsenfurter Gau wird seit einigen Monaten an einem solchen Entwicklungskonzept gearbeitet. Ochsenfurt selbst und die Gemeinde südlich davon gehören dazu. Ein weiteres ILEK schlägt das Amt für ländliche Entwicklung entlang des südlichen Maindreiecks zwischen Randersacker und Marktsteft vor.
Bewusst nimmt das Konzept dabei auf Landkreisgrenzen keine Rücksicht. Wichtiger sind ähnliche Strukturen und vergleichbare Interessen der Mitglieder, wie Manfred Wimmer vom Amt für ländliche Entwicklung bei der Vorstellung dews Programms im Ochsenfurter Stadtrat erläuterte. Dass Ochsenfurt beiden Planungsräumen angehört, sei dabei kein Problem. Auch die meisten Gremien in den übrigen betroffenen Kommunen haben sich mittlerweise positiv zu dem Programm geäußert.
Zweifel waren in Ochsenfurt an der Umsetzungsfähigkeit des Konzepts laut geworden. Wozu den vielen unverwirklichten Plänen der Vergangenheit neue hinzufügen, fragte etwa SPD-Fraktionschef Anton Gernert.
Die Befürchtung, dass wieder nur leeres Stroh gedroschen wird, weist Manfred Wimmer zurück. ILEK arbeite ergebnisorientiert und setze genau dort an, wo die bisherigen Initiativen versagt haben, sagt er. Unter anderem geht es darum, bereits vorhandene Einzelaktivitäten besser zu bündeln und nach Synergien zu suchen. Aus der Erfahrung von Flurbereinigung und Dorferneuerung sei das Amt für ländliche Entwicklungen an langfristige Verfahren gewöhnt, so Wimmer weiter.
Als ausgewiesenes Zuschussprogramm sei ILEK allerdings nicht, so Wimmer. Im Mittelpunkt steht die Erarbeitung einer abgestimmten Strategie. Die wiederum könnte allerdings den Weg an die verschiedenen Fördertöpfe erleichtern, etwa aus der Städtebauförderung. Mit jeweils bis zu 50 000 Euro fördert das ALE die Entwicklung des Konzepts, so Wimmer. Später wacht ein eigens eingerichtetes Management über die Umsetzung der vereinbarten Schritte. Auch dafür gibt es noch einmal bis zu 50 000 Euro.
Zum Nulltarif gibt es ILEK nicht. Bei seiner Erarbeitung ist vor allem Mitarbeit von Bürgern und gesellschaftlichen Gruppen gefragt. Im ILEK Ochsenfurter Gau hat man damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Der Ochsenfurter Stadtrat befürwortete einstimmig, mit in das neue Programm fürs südliche Maintal einzusteigen.
ILEK
Das Integrierte ländliche Entwicklungs-Konzept (ILEK) ist Programm, das die interkommunale Zusammenarbeit ländlicher Gemeinden unterstützen soll. Das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) sieht darin kein Förderprogramm, sondern die Erarbeitung von Strategien, wie gemeindeübergreifende Probleme gemeinsam gelöst werden können. Die Handlungsfelder sind nahezu unbegrenzt. Die Möglichkeiten reichen bis hin zur gemeinsamen Nutzung besonders kostenintensiver Einrichtungen wie Bauhöfe oder Feuerwehren. Als Region für ein mögliches ILEK südliches Maindreieck schlägt das Amt für ländliche Entwicklung die Main-Anrainer zwischen Randersacker und Sulzfeld vor und zusätzlich die ähnlich strukturierten Gemeinden Theilheim und Obernbreit. Die Erarbeitung des Konzepts, begleitet von einem Fachbüro, dauert nach den bisherigen Erfahrungen ein Jahr und kostet etwa 70 000 Euro. 75 Prozent übernimmt das ALE. Für die dreijährige Umsetzungsphase schreibt das Programm ein professionelles Umsetzungsmanagement vor, dessen Kosten ebenfalls zu drei Vierteln vom Amt übernommen werden.