Was den Landtag angeht, soll bei der Würzburger CSU alles beim Alten bleiben. Ihr Kreisvorsitzender Oliver Jörg geht bei der Landtagswahl im kommenden Herbst zum dritten Mal nach 2008 und 2013 als Direktkandidat im Stimmkreis Würzburg an den Start. Jörg wurde von den CSU-Delegierten aus Würzburg, Rottendorf und Gerbrunn am Montagabend mit über 90 Prozent der Stimmen erneut nominiert.
Eine Überraschung hatten sich die Christsozialen für die Aufstellung ihrer Direktkandidatin für den Bezirkstag aufgehoben: Während Oliver Jörg entspannt ohne Gegenkandidaten antreten konnte, wetteiferten gleich drei Frauen um die Nachfolge von Peter Motsch. Der 75-jährige wird sich im kommenden Jahr, nach 24 Jahren im Bezirkstag, nicht mehr zur Wahl stellen.
Düber will Ansprechpartner für alle Fraktionen sein
Um sein Mandat wird sich nun Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber bewerben.
Sie wurde von der Delegiertenversammlung mit mehr als zwei Drittel der Stimmen nominiert. Düber setzte sich damit deutlich gegen CSU-Stadträtin Nadine Lexa und die langjährige Vorsitzende der Würzburger Frauen-Union, Julia Kock, durch. Sie tritt damit in Wahlkampf-Konkurrenz zu Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, die für die SPD bereits seit 1998 im Bezirkstag sitzt.
Das Besondere dabei: Hülya Düber fühlt sich der CSU zwar nahe, hat aber kein Parteibuch. „Ich möchte als Sozialreferentin Ansprechpartner für alle Fraktionen sein, deshalb bin ich in keiner Partei“, sagte sie bei ihrer Vorstellung vor den 93 Delegierten im großen Saal des Hofbräu-Kellers.
Zum Unmut der Delegierten: Stamm und Motsch unterstützen Düber
Als sie von Oliver Jörg und der Stadtratsfraktionsvorsitzenden Christine Bötsch in Sachen Bezirkstagskandidatur angesprochen wurde, musste die 39-jährige Juristin nach eigenen Worten nicht lange überlegen. Zum einen habe sie die CSU im Rahmen ihrer verschiedenen Tätigkeiten bei der Stadtverwaltung „immer als lösungsorientiert erlebt“, so die Sozialreferentin. Zum anderen sollen die Bezirke ab dem kommenden Jahr im Sozialbereich, vor allem bei Senioren und Menschen mit Behinderung, viele neue Aufgaben übernehmen, um die sich bisher die Kommunen kümmern.
Nachdem sie – sehr zum Unmut einzelner Delegierter – von Peter Motsch und indirekt auch von Barbar Stamm empfohlen wurde (Motsch: „Sie ist die Einzige, die dafür in Frage kommt.“), war Dübers Wahl eigentlich nur noch Formsache. Am Ende erhielt sie 61 der 89 abgegebenen gültigen Stimmen (68,5 Prozent).
Jörg bekommt 91 Prozent Rückendeckung der Delegierten
Mit 82 von 90 abgegebenen gültigen Stimmen (91,1 Prozent) hat Oliver Jörg ein starkes Vertrauensvotum seines Kreisverbands und der seit 2013 zum Stimmkreis gehörenden Ortsverbände Rottendorf und Gerbrunn bekommen. „Wir sind für Würzburg unterwegs. Dabei muss man Kompromisse schließen können, aber man darf sich nicht verbiegen“, sagte Jörg in seinem Rechenschaftsbericht, in dem er aus den vergangenen vier Jahren vor allem eine lange Liste von Investitionen und Projekten für die Uni Würzburg und prominente außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Max Planck und Helmholtz aufzählte. „
Der barrierefreie Ausbau des Hauptbahnhofs rechtzeitig zur Landesgartenschau sei ebenfalls ein alleiniger Erfolg der CSU-Mandatsträger in München, betonte Barbara Stamm: „Wir sind eingesprungen, erst unser runder Tisch mit allen Beteiligten hat das bewirkt. Die Bahn muss uns immer noch berichten, ob sie in der Zeit liegen“, erzählte die Landtagspräsidentin. Ob sie selbst im kommenden Herbst noch einmal auf der unterfränkischen CSU-Liste zur Landtagswahl antritt, stehe noch nicht fest: „Angesichts des Zustands unserer Partei werde ich mich erst Anfang des Jahres entscheiden“, sagte Stamm auf Nachfrage.