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Würzburg
Die Masche mit WhatsApp: Wie man nicht auf Telefonbetrüger reinfällt
Eine neue Version des Enkeltrick-Betruges fegt durch Unterfranken wie das Coronavirus. Aber die Opfer sind nicht völlig schutzlos, wie ein konkreter Fall zeigt.
Gibt sich bei WhatsApp jemand als Familienmitglied oder Freund aus und behauptet, eine neue Nummer zu haben, ist höchste Vorsicht geboten.
Foto: Zacharie Scheurer, dpa | Gibt sich bei WhatsApp jemand als Familienmitglied oder Freund aus und behauptet, eine neue Nummer zu haben, ist höchste Vorsicht geboten.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 11.02.2024 00:34 Uhr

Mit einer neuen Masche über den Nachrichtendienst WhatsApp ziehen Betrüger seit Wochen Menschen in Unterfranken Tausende von Euro aus der Tasche. Sie missbrauchen die Hilfsbereitschaft von Verwandten und Freunden – und kassieren dreist ab.

Auch beim Autor dieses Beitrags, ausgerechnet Reporter für kriminelle Themen, versuchten die Kriminellen ihr Glück – wie zuvor bei Seniorinnen und Senioren aus dem Raum Würzburg oder dem Landkreis Main-Spessart. Das Beispiel zeigt, wie man die Gauner überlisten kann und nicht viel Lehrgeld zahlen muss.

Vertrauter Tonfall einer guten Freundin

Als meine Freundin Z. sich unerwartet nachts mit ein paar Zeilen per WhatsApp meldet, sind Tonfall und Formulierungen wie immer – sie wendet sich an den gefühlten Ersatzvater. "Hallo Papa", heißt es herzlich, und dann: "Ich habe eine neue Telefonnummer. Handy und SIM ist kaputt, die alte Nummer kann entfernt werden." Ich bin froh, dass sie mir Bescheid gibt, uns verbindet eine 20-jährige Freundschaft.

In gebrochenem Deutsch, wie ich es seit Jahr und Tag von meiner Freundin aus der Slowakei kenne, fragt sie: "Wie geht". Sie kommt nach ein paar Höflichkeiten zögernd auf ein ihr unangenehmes Thema: "Ich hab ein problem." Auf meine Nachfrage schreibt sie: "Ich hab eine ausstehende Rechnung, leider kann ich jetzt kein Internet-banking betreiben."

Bitte um finanzielle Hilfe

Ob ich helfen soll? "Willst du das für mich zahlen, wenn ich am Dienstag zurückzahle?" Wieviel, frage ich. "1842,24 Euro", sagt sie schüchtern. Ich bitte sie, mich sicherheitshalber anzurufen. "Ich kann jetzt nicht, weil meine SIM-Karte noch nicht verfügbar ist", kommt als Antwort – und per WhatsApp die Nummer eines Kontos, auf das ich überweisen soll.

Sie drängelt: "Schickst du mir ein Foto wenn es bezahlt wird?" Ich bitte wieder um Rückruf, obwohl es inzwischen spät ist. "Funktioniert nicht!", kommt als Antwort. Auch nicht auf der Festnetz-Nummer? Das macht mich dann doch misstrauisch: "Testfrage, ob du wirklich du bist," schreibe ich - und wähle Fragen, auf die nur sie die Antwort wissen dürfte: "Wo war die Wohnung, die ich von dir übernommen habe und wie heißt der Sohn deines Freundes?" Das muss sie wissen.  Plötzlich Schweigen auf WhatsApp – aber flugs wird die Kontonummer gelöscht. Ich versuche, die Nummer anzurufen: Besetzt!

Absichern mit Testfragen

Obwohl es spät abends ist, versuche ich es nun mit der Festnetz-Nummer: Z. ist dran, fällt aus allen Wolken: Sie hat weder ein neues Handy, noch gerade um Geld gebettelt. Alles ein Fake! Woher die unbekannte Person von unserem Kontakt weiß? Ein Rätsel. Auf der Handynummer zu dem WhatsApp-Kontakt geht keiner ran. Ich erstatte Strafanzeige, aber die Polizei macht mir wenig Hoffnung: Ohne die schnell gelöschte Kontonummer ist die Chance gleich null, die Betrüger zu fassen.

Eine 79-jährige Frau in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) hat weniger Glück als ich: Auch sie erreicht ein Hilferuf per WhatsApp – angeblich von ihrer Tochter. Ahnungslos stellt sie Tausende von Euro zur Verfügung. Nur der schnellen Reaktion ihrer Bank verdankt sie es, dass der Betrag schneller zurück gebucht wird, als die Gauner abheben können.

Auch in Rimpar und Lohr Beute gemacht

Noch mehr Pech hat eine 67-Jährige in Rimpar (Lkr. Würzburg). Gleich zweimal wurde sie – angeblich von ihrem Sohn – um Hilfe angebettelt. Sie überwies über 2300 Euro auf ein ihr unbekanntes Konto. In Lohr (Lkr. Main-Spessart) beläuft sich der Schaden in einem Fall auf etwa 2000 Euro.

Das Polizeipräsidium Unterfranken rät

Die Masche mit WhatsApp kursiert derzeit deutschlandweit. Das Polizeipräsidium Unterfranken warnt: "Wer solche Nachrichten von vermeintlichen Familienmitgliedern oder nahestehenden Menschen erhält, sollte unter keinen Umständen Geld überweisen." Die Kripo rät: "Versuchen Sie, dieses Familienmitglied telefonisch über die bislang bekannte Nummer zu kontaktieren." Stellt sich heraus, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt, sollte man den Chat-Verlauf nicht löschen und die Polizei verständigen.
mas
 
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