Jenseits des Sports beschäftigt den TV Ochsenfurt derzeit vor allem die Erneuerung der Neuen Mainbrücke in unmittelbarer Nähe zur vereinseigenen Halle. Sie war auch Thema in der jüngsten Jahreshauptversammlung von Ochsenfurts mitgliederstärkstem Verein. Daneben ging es um Beitragserhöhungen und um die sozialen Aufgaben, denen sich der Verein stellt.
Bei der Brückensanierung ist der TVO mittendrin. Die Baucontainer stehen auf dem Parkplatz vor der Halle. Drei Jahre lang ist die Sportstätte nur beschränkt nutzbar. Und es könnten Kosten in unbekannter Höhe auf den Verein zukommen, wie Vorsitzender Klaus Ziegler in seinem Jahresbericht aufführte.
Vor fünf Jahren schon hat sich deshalb eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit den Bauarbeiten und ihren Folgen für den Verein beschäftigt. Die Zufahrt von der B 13 wird künftig nicht mehr möglich sein. Stattdessen wurde eine neue Zufahrt vom Mainufer her gebaut, über das Gelände, auf dem früher das Amerikahaus stand.
Der TVO hat der Stadt Ochsenfurt deshalb vor Jahren schon angeboten, auf den eigenen, abgegrenzten Parkplatz zu verzichten und schlägt vor, das gesamte Gelände einheitlich zu überplanen, so Ziegler. Die Ergebnisse der Gespräche mit der Stadt hat TVO-Mitglied und Landschaftsarchitekt Marcus Viebahn in einen Planentwurf eingearbeitet, der bei der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern vorgestellt wurde.
In diesem Zuge könnten auch die Parkplätze entlang der Mainufer verlegt werden. Neben den Stellplätzen soll noch Platz für viel Grün und einen Freizeitbereich übrig bleiben. Dass die Fläche nördlich der TVO-Halle vor dem Bau des Amerikahauses einmal als Park gestaltet war, zeigt eine historische Aufnahme aus den Annalen des Vereins.
Unklar ist nach den Worten des Vorsitzenden, welche Kostenbelastung auf den Verein zukommt. Die Unsicherheit wird durch die Schäden verstärkt, die in den Kanälen unter dem TVO-Parkplatz festgestellt wurden. Die 60 Jahre alten Rohre des öffentlichen Kanalnetzes müssen vollständig erneuert werden. Um gegen mögliche Schäden an der TVO-Halle durch die Bauarbeiten gewappnet zu sein, werde dort in Kürze ein Beweissicherungsverfahren durchgeführt.
Die unsicheren finanziellen Belastungen sind auch ein Grund für die Beitragserhöhung, die der Verein seinen rund 1750 Mitgliedern zumutet. „Finanziell haben wir bisher einen Ritt auf der Rasierklinge gemacht, wohl wissend, dass Kosten auf uns zukommen“, sagte der Vorsitzende. „Wir müssen uns etwas Luft verschaffen, sind aber im Vergleich zu anderen Großvereinen in Würzburg immer noch deutlich günstiger.“
Vor allem soll die neue Beitragssatzung alters- und aufwandsgerechter sein, so Ziegler weiter. Der Beitrag für Schüler und Jugendliche bis 18 Jahren steigt von 59 auf 70 Euro im Jahr. Darin spiegele sich wider, dass vor allem die Kinderturn- und Sportgruppen den höchsten Betreuungsaufwand erfordern, und immer weniger Eltern bereit seien, die Trainingsarbeit zu unterstützen.
Erwachsene zahlen künftig 90 Euro statt bisher 79 Euro. Moderat von 59 auf 60 Euro steigt der Beitrag für Mitglieder ab 66 Jahren. Das sei gerecht, weil Ältere die Angebote des Vereins kaum noch in Anspruch nehmen, ihn aber mit ihrem Beitrag unterstützen. Familien aus zwei Erwachsenen und beliebig vielen Kindern sind künftig mit 180 Euro im Jahr dabei, statt bisher 158 Euro. Zudem gibt es seit Jahren einen über Sponsoren finanzierten Sozialtarif für Kinder.
Sozial engagiert sich der TVO auch im Hinblick auf die in Ochsenfurt untergebrachten jugendlichen Flüchtlinge. Einige von ihnen seien in die Trainingsarbeit der Handballer, Kickboxer und Taekwon Do-Kämpfer integriert. Integrationsarbeit leistet auch die Schwimmabteilung, etwa mit Schwimmkursen für Asylbewerber.
Vertrauen kann der Vorsitzende auf Engagement einer großen Zahl von Übungsleitern und Betreuern. Insgesamt 84 stehen regelmäßig ehrenamtlich im Dienst des Vereins. Gleichwohl macht sich auch beim TVO eine allgemeine Verdrossenheit an der Vereinsarbeit bemerkbar. „Der Verein wird immer mehr als Serviceerbringer genutzt“, so Ziegler, „wenn man den Verein nicht mehr braucht, tritt man aus.“
Neben dem demografischen Wandel sei dies ein Grund für den moderaten Mitgliederschwund. Nach über 2000 in Spitzenzeiten ist die Mitgliederzahl inzwischen auf rund 1790 gesunken. Ein alarmierendes Zeichen sieht Klaus Ziegler darin aber noch nicht.
Für die sportlichen Höhepunkte des Vereinsjahres hatte Hindernisläufer Patrick Karl gesorgt, unter anderem mit dem deutschen Meistertitel und der Vize-Europameisterschaft der U20-Junioren und zuletzt mit dem bayerischen Titel im Cross-Lauf. Seinem sozialen Anspruch hat sich der Verein unter anderem bei der Integration von Flüchtlingen gestellt, so Ziegler weiter. Einige jugendliche Asylsuchende trainieren inzwischen regelmäßig bei den Handballern und den Kampfsport-Abteilungen oder haben an einem Schwimmkurs teilgenommen.
Zieglers Dank galt dabei vor allem den 55 Übungsleitern des Vereins und Dutzenden weiterer Helfer, die ihr Freizeit in den Dienst des TV Ochsenfurt stellen.
Ehrungen
Der TV Ochsenfurt ehrte in seiner Jahreshauptversammlung folgende langjährige Mitglieder:
25 Jahre: Sigrid Appelmann, Birgit Breunig, Holger Dahlfeld, Volker Gernert, Peter Heilmann, Christine Hofsäss, Christine Karl, Barbara Karl, Ursula Klement, Wolfhard Klement, Annerose Korn, Lorenz Mitzler, Matthias Schad, Mario Seyfried, Doris Spenkuch.
40 Jahre: Kurt Dehner, Cihat Diler, Ruth Freudinger, Werner Heer, Hildegard Knauer, Heinrich Hanika, Helga Kuhn, Karola Michel, Gertrud Radetzky, Adam Rückel, Ludwig Weigand.
50 Jahre: Klaus-Jürgen Ax, Karin Heimer, Heidi Hinkelmann, Antonie Rhein, Ingrid Seissinger.
55 Jahre: Ulf Feike, Ferdinand Heimer.
65 Jahre: Margarete Happe.
Am längsten Mitglied beim TVO sind Josef Hemm und Josef Gehring (67 Jahre), Margit Fäser (68) sowie Hans Weber und Ottmar Stolz (69).