Der Gottesdienst am 14. Sonntag nach Trinitatis war ein ganz Außergewöhnlicher. Nicht nur, dass er statt am Vormittag um 14 Uhr stattgefunden hat. Es war auch der letzte Gottesdienst, den Pfarrer Friedrich Wagner in Ochsenfurt abhielt. Mehr als zwanzig seiner Kollegen aus der evangelischen, der katholischen, der Freikirchlichen und der orthodoxen Gemeinschaft waren zu der Verabschiedung gekommen. Festlich umrahmt von der Orgel, einem Bläserensemble und dem Chor wurde Wagner hier auch offiziell in den Ruhestand versetzt. Die Entpflichtung nahm Dekanin Edda Weise nach der Predigt vor.
Nachdem der scheidende Pfarrer um kurze Reden gebeten hatte, hielten sich auch Bürgermeister Peter Juks, Dekan Oswald Sternagel, der Reichenberger Pfarrer Matthias Penßel und die Vertrauensfrau Wanderer an diese Vorgaben. Applaus und Lacher hatte der Reichenberger Pfarrer, der seit über zehn Jahren mit Wagner im Dekanat zusammenarbeitet, in die Christuskirche gebracht. Lobende Worte fand auch Dekan Sternagel über die fruchtbare ökumenische Zusammenarbeit mit seinem evangelischen Kollegen.
Ein besonderer Lebenslauf
Friedrich Wagner wurde Ende April 1955 als drittes von sechs Kindern in Speckbrodi, einem Weiler im Nördlinger Ries geboren. Seine Eltern bewirtschafteten in dem 30-Seelen Weiler eine Landwirtschaft. Seine Bestimmung war es zunächst, den elterlichen Hof zu übernehmen. Doch das Schicksal machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn nach der zweiten Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung bekam er eben diese Krankheit.
An eine Zukunft als Bauer war daher nicht mehr zu denken. Damals gab es aber gerade eine staatliche Initiative, um Kindern aus bäuerlichen Verhältnissen den Weg zum Studium zu öffnen. So bekam er 1966 die Chance, das Gymnasium zu besuchen. Nach dem Abitur 1975 wollte er zunächst ein naturwissenschaftliches Studium beginnen, entschied sich aber dann doch für die Theologie. Nach dem Studium bekam er eine Vikarstelle in Cadolzburg. Im Jahr 1984 trat er dann seine erste Stelle als Pfarrer in Kitzingen an.
Vorgesetzte waren zufrieden
Das war damals wie heute ungewöhnlich, denn normalerweise beginnen die neuernannten Pfarrer ihren Dienst in kleinen Gemeinden. Im Regelfall wechseln die evangelischen Seelsorger dann nach zehn bis 15 Jahren ihre Pfarrei. Doch seine Vorgesetzten waren so zufrieden mit ihrer Entscheidung, dass er länger bleiben durfte. Als dann die jüngste Tochter ihr Abitur ablegte, war es Zeit für den Wechsel. Wagner wurde die vakante Pfarrerstelle in Ochsenfurt zugeteilt. Seine Frau Birgit hat Wagner im Jahr 1982 geheiratet. Sie arbeitet immer noch in Kitzingen als Grundschullehrerin.
Nun steht ein Umzug an
Unterstützt wurde Friedrich Wagner in den fast elf Jahren seiner Tätigkeit in Ochsenfurt von Pfarrer Thomas Volk, Klaus Meyer und Bernd Schneider. Nicht zu vergessen die mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter aus der Gemeinde. Daher hinterlässt er bei seinem Ausscheiden ein bestens bestelltes Feld. Auch wenn die Zeit der Vakanz, also bis zum Eintreffen seines Nachfolgers, noch ein halbes Jahr dauert. Neben Pfarrer Thomas Volk, den Prädikanten Schneider und Meyer und ab Januar auch Lektorin Ingrid Schmidt werden der Winterhäuser Pfarrer Robert Foldenauer und sein Amtskollege Jochen Maier aus Sommerhausen die pfarrerlose Zeit überbrücken. Für Wagner steht nun erst einmal ein Umzug an. Er wird wieder nach Kitzingen zurückkehren und in sein inzwischen erworbenes Eigenheim einziehen.