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Gelchsheim
Die Kyffhäuser sind bald nur noch Geschichte
Als sichtbares Zeichen der Gelchsheimer Kyffhäuser-und Soldatengemeinschaft bleiben nach der Auflösung das Kriegerdenkmal. Das Bild zeigt den langjährigen Vorsitzenden Klaus Hennig (links) und den ehemaligen Bürgermeister Hermann Geßner.
Foto: Hannelore Grimm | Als sichtbares Zeichen der Gelchsheimer Kyffhäuser-und Soldatengemeinschaft bleiben nach der Auflösung das Kriegerdenkmal.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:06 Uhr

Die Kyffhäuser-und Soldatengemeinschaft Gelchsheim kurz "Kyffhäuser" genannt, steht vor ihrer Auflösung. Das Ende der Ära der 1906 unter dem Namen "Krieger-und Militärverein" gegründeten Vereinigung zeichnete sich kürzlich bei dem Programmpunkt "Neuwahlen" während der Jahresversammlung ab.

Für den Vorsitzenden, Altbürgermeister Klaus Hennig (71), der sich vorrangig aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl stellte, ließ sich ebenso wenig ein Nachfolger finden, wie für den zweiten Vorsitzenden Johannes Deppisch. Dieser hatte nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Günter Bogenrieder im Vorjahr das Amt kurzzeitig übernommen. Für Wahlleiter Bürgermeister Roland Nöth blieb die Suche nach zwei gleichberechtigten Vorsitzenden ohne Ergebnis.

Nachwuchsmangel und Überalterung

Laut Klaus Hennig, der seit 40 Jahren den Kyffhäusern angehört und seit 2008 an der Spitze steht, sei der Aufgabenbereich des Vorsitzenden nicht sehr umfangreich. Neben der Teilnahme bei Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag, stehe die Pflege der Kameradschaft im Mittelpunkt. Dazu zählen die beliebten Ausflüge, die der Vorsitzende lange organisiert hatte und vor allem die Vereinsabende. Für die regelmäßigen Treffen haben sich die Mitglieder vor rund 15 Jahren in einem Keller unter dem Gemeindehaus am Dorfplatz mit großem Einsatz ihr eigenes Domizil geschaffen. Laut Hennig seien die Hauptprobleme, die letztlich zur Auflösung des Traditionsvereins führen, der fehlende Nachwuchs und die Überalterung der Mitglieder. Von den 44 Mitgliedern sind 32 über 65 Jahre alt.

Franz Ruppert brachte es in seinen Dankesworten auf den Punkt als er sagte, das es Klaus Hennig nicht leicht falle aufzuhören und sein "vereinsmäßiges Lebenswerk" aufzugeben. Nach seinem Eintritt 1982 war Hennig zunächst Beisitzer und ab 1995 Schriftführer. Nachdem er 2008 den Vorsitz übernommen hatte, amtierte er laut Ruppert als "Generalsekretär der Kyffhäuser", der das Vereinswesen organisiert und sich um alles gekümmert hat.

Sichtbare Erinnerungen an den Verein

Wenn auch die Kyffhäuser in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören, bleiben in der Marktgemeinde sichtbare Zeichen des Vereins zurück. Wie ein Blick in die Ortschronik zeigt, wurde die Vereinigung vor 117 Jahren von Veteranen und Militärkameraden des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Gemeinschaft zu pflegen, sich gegenseitig zu helfen, aber auch dazu beizutragen, nachkommende Generationen mit den Notzeiten ihrer Väter vertraut zu machen. Die Vereinigung sorgte mit Tanzveranstaltungen, Theateraufführungen und Gedenkfeiern für ein reges gesellschaftliches Leben im Dorf. Zu den Spuren, die die Gründerväter hinterlassen haben, zählt die sogenannte "Luitpold Linde", die 1911 am Ortsausgang in Richtung Sonderhofen gepflanzt wurde.

Wiedergründung als "Kyffhäuser-Kameradschaft"

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1923 zur Erinnerung und zur Mahnung für die kommenden Generationen ein Kriegerdenkmal errichtet. Dieses Denkmal, das zunächst seinen Standort neben der Kirche hatte, wurde von den Kyffhäusern an den Eingang des neugestalteten Dorfplatzes versetzt. Ab 1933 wurde das Leben in der Vereinigung zwangsläufig eingestellt und die Kameradschaft ging im Zuge der Gleichschaltung im Reichskriegerbund auf. Bereits vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden sämtliche Krieger-und Kameradschaftsvereine gesetzlich verboten. Rund zehn Jahre später fand die Wiedergründung des Vereins unter dem Namen "Kyffhäuser-Kameradschaft" statt. Zunächst war es ziemlich still in der Vereinigung, erst 1981 wurde wieder ein neuer Vorstand gewählt.

Die Führungsriege und die Mitglieder waren sich damals schon einig dass die Zukunft des Vereins,  der den Namen "Kyffhäuser-und Soldatengemeinschaft Gelchsheim" bekam, nur zu sichern sei, wenn junge Kameraden gewonnen werden können. Obwohl es im Laufe der Jahrzehnte zwar gelungen ist, das Vereinswesen zu beleben und die Kyffhäuser mit der Teilnahme an örtlichen und auswärtigen Festen sowie eigenen Veranstaltungen die Tradition aufrecht hielten, steht einer der ältesten Vereine in der Marktgemeinde jetzt vor dem Ende und wird bald nur noch Geschichte sein.

Die Gelchsheimer Kyffhäuser, die  über Jahrzehnte hinweg das gesellschaftliche Leben in der Marktgemeinde mit belebt haben, sind 
bald nur noch Geschichte.
Foto: Hannelore Grimm | Die Gelchsheimer Kyffhäuser, die über Jahrzehnte hinweg das gesellschaftliche Leben in der Marktgemeinde mit belebt haben, sind bald nur noch Geschichte.
 
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