Der Neujahrsempfang des Katholischen Senioren-Forums in der Diözese Würzburg stand ganz im Zeichen des Jahresthemas 2017: „Die Kunst des Alters“. Zum Empfang im Burkardushaus begrüßte Alfred Frank als Sprecher des Diözesanvorstands ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter der Seniorenarbeit sowie Kooperationspartner und Gäste. Ein besonderer Willkommensgruß galt Professor Erich Garhammer, der die Festansprache hielt und Klaus Linsenmeyer, der den Festakt musikalisch umrahmte, berichtet.
Wer angesichts des Vortragstitels – „Massaker oder Balkon?“ – Schreckensgeschichten über das Älterwerden erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ganz und gar nicht enttäuschend war dagegen die inhaltliche Tiefe der Ausführungen von Erich Garhammer. Garhammer, der – wie er sagt – zu einem „schönen Verein“, dem Club der 60er, gehört (gemeint ist das Lebensalter), wurde 1979 zum Priester geweiht. Seit 1991 ist er Professor für Pastoraltheologie - zunächst in Paderborn und seit 2000 in Würzburg. Zu seinem Forschungsschwerpunkt gehört die Auseinandersetzung mit der modernen Literatur, berichtet das Seniorenforum in einer Pressemitteilung.
Um moderne Literatur und wie moderne Schriftsteller das Alter sehen, ging es folglich auch in seinem Festvortrag: Wie sehen Schriftsteller das Alter? Garhammer verwies darauf, dass sich der Blick auf das Alter in der Gesellschaft verändert hat. Wurde früher oft das „Weniger-werden“ und der altersbedingte Abbau betont, rückte in den letzten Jahren das Anti-Ageing in den Vordergrund. Letztlich, so Garhammer, seien das aber beides Stereotypen. Alter könne höchst unterschiedlich und zugleich sehr subjektiv sein. Das zeigten auch die „Bilder“ der Literaten. Während die einen ihren Protoganisten sagen lassen, „das Alter ist kein Kampf, sondern ein Massaker“ (Philip Roth, Jedermann), betonen andere Schriftsteller, dass das Alter kein Kerker ist, „sondern ein Balkon, von dem man zugleich weiter und genauer sieht“ (Marie Luise Kaschnitz). Ein positives Bild des Alters stellte Garhammer den Zuhörern in einem Werk von Hilde Domin vor, die schreibt, dass die Liebe in jedem Alter der Auferstehung fähig sein. Ähnliches lässt sich bei dem Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti finden: Außerhalb der Liebe kein Heil!
In einer Talkrunde, moderiert von Diözesanreferentin Claudia Zinggl und Diözesanaltenseelsorger Pfarrer Franz Schmitt, mit Leopoldine Wiesner aus Bad Kissingen und Diakon Alban Türk aus Ochsenfurt ging es ebenfalls um die „Kunst des Alters“. Beide Gesprächspartner sind über 80 Jahre alt und haben sich jahrzehntelang in der Seniorenarbeit engagiert. Im Gespräch wurde deutlich: Alter ist eine Frage der Wahrnehmung und des jeweiligen Standpunktes. Zur „Kunst des Alters“ gehören sowohl das Loslassen als auch das Erkennen, was man kann und wo man sich selbst etwas zutrauen und vielleicht auch fordern muss.