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Zellerau
Die KI und Superreiche auf hoher See
Die Rotstifte mit ihrem neuen Programm 'Fluch der K.I.DA' (von links): Julia Wohlfahrt, Walter Mann, Angela Bernd, Cedric Fischer, Claudia Lanig, Thomas Eckle und Brigitte Weber.
Foto: Hubert Greiff | Die Rotstifte mit ihrem neuen Programm "Fluch der K.I.DA" (von links): Julia Wohlfahrt, Walter Mann, Angela Bernd, Cedric Fischer, Claudia Lanig, Thomas Eckle und Brigitte Weber.
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 17.03.2025 02:35 Uhr

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Ihr ist alles zuzutrauen, sogar der komplette Betrieb einer Superluxusyacht. Die Teilnahme an der Jungfernfahrt ist das Mega-Event für eine sechsköpfige Gruppe internationaler Milliardäre: Ausstattung, Reiseziele, Exkursionen, Unterhaltungsprogramm, die KI sorgt für jeden und alles, an Bord bleiben keine Wünsche unerfüllt. Und wir armen Zuschauer auf den preiswerten Plätzen im Würzburger Theater Ensemble dürfen dabei sein, bei den Abenteuern der Superreichen auf hoher See.

Möglich machen das die Rotstifte mit ihrem neuen Programm "Fluch der K.I.DA". Es ist das inzwischen elfte Musik-Kabarett der aktuell aus Angela Berndt, Thomas Eckle, Cedric Fischer, Andreas Gese, Claudia Lanig, Walther Mann, Peter Staubach, Brigitte Weber und Julia Wohlfahrt bestehenden Gruppe, die sich vor über 40 Jahren als gewerkschaftliche Songgruppe gegründet hat. Den genauen, politisch wachen und eindeutig positionierten Blick auf die Gegenwart haben sich die Rotstifte bewahrt: schonungslos entlarven sie in ihren Texten und Songs die hohlen Phrasen der Medien-Demokratie, die unhinterfragten politischen Floskeln wie "Nachhaltigkeit", "ökologischer Fußabdruck" und "umweltschonende Kriegführung". Und selbst tagesaktuelle Debatten wie jene um die Schuldenbremse, die laufenden Koalitionsverhandlungen und die militärische Aufrüstung und ihre Profiteure fehlen nicht.

Eingebettet ist diese radikale Gegenwartsanalyse in die Rahmenhandlung einer etwas aus dem Ruder gelaufenen Zeitreise, in der die Reisenden aus dem Jahr 2070 statt das ursprüngliche Ziel 2036 zu erreichen, plötzlich im Jahr 2025 stranden. Da werden sie Teilnehmer eben jener K.I.DA-Jungfernfahrt, die spätestens dann im Fiasko endet, als der Super-GAU passiert und das Wlan ausfällt. Ob es diese doppelte, manchmal etwas kryptisch daherkommende und auch nicht stringent durchgehaltene Verschachtelung wirklich braucht sei dahin gestellt, denn die einzelnen Nummern funktionieren auch ohne diese Rahmenhandlung(en) bestens.

Viel wichtiger ist da Pianist Peter Staubach, der als musikalischer Fixpunkt den flotten Wechsel zwischen Text- und chorischen Gesangsnummern perfekt steuert und darüber hinaus selbst als Sprecher/Sänger mitwirkt. Mit Szenenapplaus bedachte Höhepunkte gibt es jede Menge unter diesen jeweils gut ein Dutzend Text- und Gesangsnummern; herausragend für den Autor dieser Zeilen in jedem Fall Walther Mann als Opa Teddy, ein in die Jahre gekommener Friedensaktivist, der, wie so viele, gar nicht mehr in der neuen Zeit nach der "Zeitenwende" zurechtkommt.

Weitere Vorstellungen am 15., 20., 21., 22., 27., 28. und 29. März. Karten und Infos: 0931/4 45 45 oder www.theater-ensemble.net

v.l.n.r.: Julia Wohlfahrt, Walter Mann, Angela Bernd, Cedric Fischer, Claudia Lanig, Thomas Eckle, Brigitte Weber
Foto: Hubert Greiff | v.l.n.r.: Julia Wohlfahrt, Walter Mann, Angela Bernd, Cedric Fischer, Claudia Lanig, Thomas Eckle, Brigitte Weber
 
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