Keesburg? Manch Würzburger hat sich vielleicht schon gewundert, was der Name des Stadtteils auf dem Neuberg-Plateau zu bedeuten hat. Das war auch schon in der Vergangenheit der Fall: Auf einer Postkarte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann man sogar die Variante „Käsburg“ lesen.
Der Hintergrund ist schnell geklärt: „1811/12, vor 200 Jahren, errichtete der aus Gaubüttelbrunn stammende Mauermeister Joseph Kees auf dem Neuberg einen Landsitz. Dazu gehörten Wohnhaus, Scheune und ein doppelter Schweinestall“, berichtet Heimatforscher Erwin Schmollinger. „Und da das Anwesen von den gegenüberliegenden Hügeln wie eine Burg aussah, erhielt es den Spitznamen „Kees-Burg“.
Von den ersten Bauten auf der Keesburg ist allerdings nichts erhalten geblieben, nur die Kastanien im Biergarten der Gaststätte „Akropolis zur Keesburg“. Dort ist seit 15 Jahren die griechische Küche zu Hause, und unter den schattigen Bäumen tollen im Sommer die Kinder herum.
Das Gut, das im 19. Jahrhundert erheblich vergrößert wurde, fiel 1954/55 der Spitzhacke zum Opfer. Wehmütig erinnert sich Schmollinger an die Abrissarbeiten: „Ich sehe noch heute die Bagger vor mir, die den doppelten Gewölbekeller eingedrückt haben.“ Dass er den Abriss des historischen Baudenkmals und insbesondere des Herrenhauses mit dem französischen Dachstuhl nicht verhindern konnte, bedauert der umtriebige Heimatforscher, der lange ein Schreibwarengeschäft auf der Keesburg betrieb, noch heute.
Gartenwirtschaft eröffnet
Wechselvoll war die Geschichte des Guts schon im 19. Jahrhundert. Nach dem frühen Tod von Joseph Kees im Jahr 1823 verpachtete dessen Witwe den Landsitz an Johann Christoph, der dort um 1838 eine Gartenwirtschaft eröffnete. Manch Würzburger mag am Sonntagnachmittag dorthin gewandert sein, um nach dem Spaziergang eine Erfrischung im kühlenden Schatten der Kastanien zu genießen.
1857 erwarb der Privatier Bernhard Roth das Anwesen und schloss 1859 den Hof zu einer Vierung, erst jetzt konnte man vom „Gut“ Keesburg sprechen. Kontinuität gab es auf der Keesburg selten. Schmollinger: „In der folgenden Zeit sollten die Besitzer immer wieder wechseln, bis die Stadt Würzburg 1896 das Gut kaufte.“ Das Jahr 1927 bedeutete eine weitere Zäsur in der Geschichte der Keesburg, als allmählich die nach dem damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannte „Hindenburg-Siedlung“ für bedürftige Familien entstand. 1939 wurden die Bauarbeiten kriegsbedingt eingesellt.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs war Hindenburg, der Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte, als Namenspatron einer Siedlung nicht mehr zeitgemäß. Die Folge: Die Siedlung wurde 1950 in „Gartenstadt Keesburg“ umbenannt. Das Wachstum der Keesburg hatte auch den erwähnten Abbruch des namensgebenden Guts zur Folge.
Eine gute Vorstellung vom weitgehend verschwundenen Gut Keesburg vermitteln zwei Keesburg-Ansichten, die auf Schmollingers Initiative zurückgehen: In den 1980er Jahren schuf der in der Gartenstadt lebende Maler Curd Lessig eine Ansicht des Guts um 1935. Mit dem Bild erfüllte Lessig den Wunsch seines Freundes. Lächelnd zeigt der Heimatforscher auf eine Gruppe von Kühen. Auch wenn das Gemälde ansonsten nicht den typischen Lessig-Stil zeigt – ein skeptischer Kunstkenner erkennt die Hand des Künstlers an diesem liebenswerten Detail.
Das Bild eines weiteren Künstlers wird bei der Einweihung des Gedenksteins am Sonntag eine wichtige Rolle spielen: Vladimir Vetrov schuf die Ansicht des Landsitzes von Josef Kees um 1812 nach den Angaben von Erwin Schmollinger. Wie der Gedenkstein aussieht, kann jeder Interessierte am Sonntag erfahren.
Die Geschäftsleute des Markttreff Keesburg laden am Sonntag, 17. Juni zum Bürgerfest in der Hans-Löffler-Straße ein. Beginn ist um 10.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sieboldbrunnen. Um 11 Uhr wird der Keesburg-Gedenkstein enthüllt. Danach geht es mit Mittagessen, Musik und Kinderflohmarkt weiter.