
18 Monate lang wird an der neuen jagdlichen Schießanlage im Wald zwischen Bütthard und Oesfeld bereits gebaut. Jetzt ist zumindest die Wurfscheiben-Schießanlage fertig. In Sachen Lärm- und Umweltschutz setzt sie Maßstäbe, sagt Projektleiter Heinz Wecklein. Und das Gleiche soll auch für die Kugel-Schießbahnen gelten, die noch geplant sind.
Betreiber der Anlage ist die Firma Frankonia. Das traditionsreiche Handelshaus für Jagdbedarf hat 1974 die erste Schießanlage im Büttharder Gemeindewald gebaut. Geschossen wurde auf Wurfscheiben, landläufig als Tontauben bezeichnet.
Schießfertigkeit trainieren
Als einer von wenigen Jagdausstattern stellte Frankonia ihren Kunden eine eigene Schießanlage zur Verfügung, sagt Heinz Wecklein, und gab auch den Jägern in der Region Gelegenheit, ihre Schießfertigkeit zu trainieren. „Um Wild waidgerecht und sauber erlegen zu können, ist es wichtig, dass Jäger regelmäßig ihre Schießfertigkeiten auf einem entsprechenden Schießstand trainieren. Das gebietet auch das Jagdethos und der Respekt vor dem Geschöpf“, sagt Sebastian Tacke, Pressesprecher bei Frankonia.
Die Wurfmaschinen stammten damals von den Olympischen Spielen, die zwei Jahre zuvor in München stattgefunden hatten. Doch die Anlage war in die Jahre gekommen, nicht nur technisch, sondern auch was den Umwelt- und den Lärmschutz angeht.
Strengere Umweltauflagen
Mitte des vergangenen Jahrzehnts setzte die Diskussion über verbesserten Lärmschutz und die bleihaltigen Schrotrückstände ein, die im Umfeld des Schießplatzes im Wald landen, erinnert sich Wecklein. Ein staatliches Gutachten habe den Schießplatz damals als erhaltenswert eingestuft, allerdings mit Auflagen versehen.
Fast zehn Jahre habe es anschließend gedauert, bis aus einem ersten Konzept die genehmigten Pläne wurden. Dabei mussten auch Vorbehalte überwunden werden, die die Gemeinde Bütthard gegen die Erneuerung und Erweiterung der Schießanlage vorgetragen hatte.
Heinz Wecklein zeigt Verständnis für die Bedenken. Je nach Windrichtung seien die Knallgeräusche bis ins Büttharder Wohngebiet zu hören gewesen. Aber man habe die Anlage 1974 eben mit den Mitteln und nach den gesetzlichen Vorgaben der damaligen Zeit gebaut. „Eine Schießanlage wird immer mit Lärm in Verbindung gebracht, aber genau das wollen wir heute vermeiden“, sagt er.
Umfangreiche Schutzmaßnahmen
Dazu waren umfangreiche Erdarbeiten erforderlich. Der Schießplatz wurde zwei Meter ins insgesamt sechs Hektar große Gelände eingetieft. Das allein mindere die Ausbreitung des Schalls bereits. Dann wurde die Schießrichtung um 27 Grad nach Westen gedreht. Die Schützen feuern jetzt in eine weithin unbewohnte Richtung.
Der Clou aber ist die 18 Meter hohe Netzfanganlage, ein dichter Vorhang, der hinter dem Schießstand aufgezogen wird und nicht nur als Schallschutzwand wirkt, sondern auch Schrotkörner und Bruchstücke der Tontauben zurückhält.
Neben den Disziplinen Trap und Skeet erlaubt die Anlage das Schießen auf eine über den Boden rollende Wurfscheibe, den sogenannten Rollhasen. Er eignet sich vor allem dafür, die Jagd auf Niederwild zu trainieren.
Vor dem Bau musste Frankonia den Waldboden um den Schießstand von alten Schrotresten säubern und umfangreiche Probebohrungen in Boden und Grundwasser vornehmen. Die Bodenverhältnisse müssen auch künftig alle zwei Jahre überprüft werden.
Technik der Olympischen Spiele
Vor wenigen Tagen durften Jäger erstmals die neue Schießanlage testen. Bei den Wurfmaschinen hat sich Frankonia erneut olympischer Technik bedient. Sie waren bereits 2016 bei den Spielen von Rio de Janeiro im Einsatz. 20 solcher Wurfmaschinen sind in der Schießanlage aufgebaut, jede von ihnen mit rund 400 Wurfscheiben bestückt.
Im zweiten Bauabschnitt soll nun zusätzlich eine Kugel-Schießanlage entstehen mit vier Schießbahnen von einer Länge bis zu 200 Metern, einem Schießstand mit „laufendem Keiler“ und einem Schießkino, in dem realistische Szenen nachgestellt werden können. Vor allem für die Jäger-Ausbildung sei das Training unter realitätsnahen Bedingungen wichtig, sagt Sebastian Tacke, und betont, dass die Schießanlage ausschließlich dem jagdlichen Schießen dient.
Eingehauste Schießbahnen
Vor allem auf diese neue Schießanlage stützten sich die Bedenken aus Bütthard. Wie Heinz Wecklein meint, liegt dem größtenteils ein Missverständnis zugrunde. Die Kugel-Schießstände seien nämlich vollständig eingehaust, die 200-Meter-Schießbahn verbirgt sich in einer langen Betonröhre. Zusätzliche Lärm- oder Emissionsbelastung sei also nicht zu befürchten.
Für die Rodungen, die für den Bau der Schießbahnen nötig werden, seien in Abstimmung mit den Behörden umfangreiche Ersatzpflanzungen vorgesehen. Im kommenden Jahr soll der Bau beginnen. Rund zwei Millionen Euro wird Frankonia in die gesamte Anlage investieren.
Gemeinsam mit Architekt Martin Dold und Vertretern verschiedener Jäger-Kreisgruppen eröffnete Frankonia-Geschäftsführerin Jutta Warmbier die Wurftauben-Schießanlage. Geöffnet ist sie bis auf weiteres wie bislang jeweils Mittwochs und Samstags von 12 bis 18 Uhr. Um die Anlage besser und flexibler nutzen zu können, sollen die Schießzeiten später ausgedehnt werden. Zuvor, so Projektleiter Heinz Wecklein, wolle man aber erst den Beweis liefern, dass die neuen Schallschutzmaßnahmen eine deutliche Verringerung der Lärmbelastung in den nächstgelegenen Wohngebieten erzielen.

