Viren, Plutonium, Klima, Rohstoffe und Kriege – um globale Herausforderungen ging es bei der Bürgerversammlung in Gerbrunn. Energieberater Arne Kruft (München), bis Ende 2018 als Energiecoach für die Gemeinde am Stadtrand zuständig, zog die Verbindung vom Planeten Erde und seinen Problemen hin zur konkreten Situation vor Ort. Gerbrunn hatte sich 2017 für das kostenfreie Coachingprogramm der Regierung von Unterfranken beworben und den Zuschlag bekommen.
Ausgehend von der Frage, wo sich Verhaltensänderungen auch im Kleinen für die globale Herausforderung Klimawandel lohnen, konzentrierte Kruft sich aufs Thema Wärme-Energie. Mit etwa 50 Kilometern pro Stunde schritten die Auswirkungen des Klimawandels deutlich schneller voran, als man vor Jahren noch vermutet hatte, berichtete er. 150 aussterbende Arten täglich seien alarmierender Beweis hierfür.
Auch in Gerbrunn, so Kruft, würden vier Fünftel der Energie für Wärmeerzeugung genutzt, die übrigen 20 Prozent für Strom. Am effizientesten sei es also, an der Heizenergie zu sparen, zuallererst bei kommunalen Gebäuden. Aber auch hier gilt: Da diese gerade mal vier Prozent der Gesamtwärmeenergie der Kommune verbrauchen, lassen sich echte Schritte in Richtung der Klimaziele und positive Auswirkungen auf den Klimawandel nur erreichen, wenn man den Wärmeverbrauch der Privathaushalte verringert, die 62 Prozent der Wärmeenergie beanspruchen.
Gezielt vorankommen will Kruft daher vor allem beim Thema Wärmedämmung. Ausführlich informieren soll hierzu der Bürgerworkshop „Dämmwahn?“. Der Fachmann will aufräumen mit durch Fehlinformationen erzeugte, unnötige Ängste vor Dämmung von Dach, Wänden und Böden. Das eigentliche Hemmnis bei der Energiewende sei kein technisches, sondern ein Marketingproblem.
Aus Mangel an Fachwissen bei dem komplexen Thema und der „Geiz-ist-geil-Haltung“ vieler Bürger würden viel zu oft nicht ans Gebäude angepasste Billigdämmsysteme gewählt. Daraus resultierende Mängel wiederum führe man dann als Beleg für den angeblichen Dämm-Unsinn ins Feld. Dabei bezweifle niemand, dass es Sinn macht, gegen Kälte eine Jacke und entsprechende Schuhe zu tragen. Nichts anderes sei die Dämmung von Dach, Wand, Boden und Fenstern für ein Haus.
Vor Krufts Präsentation hatte Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) etwa 130 Zuhörer in der Mehrzweckhalle über abgeschlossene Baumaßnahmen und Projekte ebenso informiert wie über die begonnene Bebauung und Freiflächengestaltung im Altort oder unumgängliche wie derzeit noch diskutierte Änderungen in der Trinkwasserversorgung. Thema war auch die positive Entwicklung von Schuldenstand und Einwohnerzahl. Erstere sanken von 2012 bis 2018 von 1047 auf 784 Euro, Letztere stiegen auf mittlerweile über 7000.
Wolfshörndl sprach auch die geplante Bienenweide und Bienen-Schauwaben, die Aktivitäten im Rahmen der europäischen Städtepartnerschaften oder die Kulturarbeit in der alten Feuerwehr Gerbrunn an.
Die wenigen Fragen der Zuhörer drehten sich um Parkprobleme, mögliche Verbesserungen beim ÖPNV und Hinweise zu mehr Achtsamkeit für Natur- und Umweltschutz.