
Italienische Filmkunst lässt sich eine Herbstwoche lang im Central im Bürgerbräu erleben. Das Programmkino lädt zu den 14. Italienischen Filmtagen vom 13. bis zum 19. Oktober ein. Veranstalter sind das Central in Zusammenarbeit mit dem "Teatro in cerca Circolo culturale italo-tedesco". Die Schirmherrschaft hat Herr Oberbürgermeister Christian Schuchardt übernommen. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Central im Bürgerbräu entnommen.
Den Finger in Wunden legen
Acht aktuelle, mehrfach auf internationalen Festivals oder durch das Urteil von Filmfachleuten ausgezeichnete Filme der Jahre 2020 und 2021 sowie zwei Klassiker des italienischen Filmschaffens stehen zur Auswahl.
Die italienischen Filmemacher und Filmemacherinnen legen schon seit den Zeiten des klassischen "neorealismo" der Nachkriegsjahrzehnte mit Vorliebe den Finger in alte und neue Wunden der italienischen Gesellschaft in ihrer gesamten Breite. Dies gilt bis in unsere unmittelbare Gegenwart, heißt es in der Mitteilung.
Doppelleben und Heimkehr
Ein schönes Beispiel zur Einstimmung wäre etwa "A Chiara" von Jonas Carpignano, in dem ein heranwachsendes Mädchen aus einer scheinbar intakten bürgerlichen Familie der calabrischen Hafenstadt Gioia Tauro erkennen muss, dass ihr Vater ein Doppelleben führt.
Zum Teil in dieselbe Richtung zielt der neapolitanische Regisseur Mario Martone mit seinem Film "Nostalgia". Allerdings mit der Besonderheit, dass die Perspektive des Heimkehrers auf seine Heimat Neapel bereichert wird durch Erinnerungsfragmente aus seiner Jugend. "Nostalgia" wurde kürzlich als italienischer Kandidat im Wettbewerb um den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film 2023 ausgewählt.
Zwei Brüder-Geschichten
Eine optimistischere Sicht nimmt der selbst eingewanderte Jungregisseur Hleb Papou in seinem Debutfilm "Il legionario" auf die Millionenmetropole Rom ein, indem er die originelle Geschichte eines höchst gegensätzlichen afro-italienischen Brüderpaars erzählt. Während der eine der beiden seine soziale Integrationskarriere bis zu einer Arbeitsstelle als Polizist geradezu musterhaft durchläuft, bleibt der andere in der Hausbesetzerszene hängen.
Gut vergleichbar mit diesem Autor ist Andrea Segre, der in Würzburg vielen noch bekannt sein dürfte. Denn 2012 hat er den Publikumspreis beim internationalen Filmwochenende gewonnen. Von ihm wird "Welcome Venice" gezeigt: Ein weiterer Bruderzwist, hinter dem eine massive soziokulturelle Problematik Italiens am Beispiel der Weltkunstmetropole Venedig sichtbar wird.
Blick auf eine gespaltene Gesellschaft
Eine italienische Komödie, "Commedia all’italiana", liefert die Fortsetzung von Riccardo Milanis "Come un gatto in tangenziale", der hier im Jahr 2017 bei den Filmtagen mit großer Begeisterung vom Publikum aufgenommen wurde. Wieder ein Blick auf eine tief gespaltene Gesellschaft, wieder beharken sich die prollige Vorstadtdame Monica und der hochnäsige Intellektuelle zunächst heftig. Irgendwann sehen sie aber ein, dass sie eigentlich Partner sind.
Weitere Filme der italienischen Filmtage werden im Programmheft vorgestellt, das im Kino ausliegt sowie an mehreren Orten in der Stadt, wie der Stadtbücherei oder Volkshochschule, und von www.central-bb.de heruntergeladen werden kann. Über die Homepage sind auch Kartenreservierungen möglich sowie unter Tel.: (0931) 78011057.