Sind die Grünen in Bayern nur noch eine Stadtpartei? Etwa in der CSU wird dies gern behauptet: Die Grünen als Partei für Latte Macchiato trinkende städtische Besserverdiener mit Lastenfahrrad ohne Verständnis für das Leben auf dem Land, lautet der damit verbundene Vorwurf. Dazu eine "Miesmachpartei", wie CSU-Chef Markus Söder vor der Landtagswahl schimpfte: Den Grünen fehle schlicht "das Bayern-Gen".
Das grüne Stadt-Land-Dilemma: 4,3 Prozent zu 44,1 Prozent bei der Landtagswahl
Das Ergebnis der Landtagswahl zeigt ohne Zweifel ein grünes Stadt-Land-Dilemma: In Unterfranken kommt die Partei etwa im Stimmkreis Bad Kissingen nur auf acht Prozent, im Stimmkreis Würzburg-Stadt sind es 29,8 Prozent. Bayernweit ist die Spreizung sogar noch extremer: von 4,3 Prozent im ostbayerischen Stimmkreis Regen bis 44,1 Prozent in München-Mitte.
Im ländlichen Norden und Osten Bayerns kommen die Grünen nirgendwo mehr über zehn Prozent. In Städten wie Regensburg, Nürnberg-Nord oder Erlangen sind sie mit Ergebnissen zwischen 24 und mehr als 28 Prozent dagegen klar zweite Kraft knapp hinter der CSU. In den Städten gab es zudem im Vergleich zum Rekord-Wahlergebnis von 2018 wenn überhaupt nur geringe Verluste – etwa minus 0,1 Prozentpunkte in Würzburg. Auf dem Land brach die Zustimmung dagegen massiv ein, in Unterfranken etwa im Stimmkreis Haßberge-Rhön-Grabfeld minus 3,7 oder in Kitzingen und Würzburg-Land je minus 3,4 Prozentpunkte.
"Schmerzhaft" nennt Katharina Schulze, seit kurzem alleine Chefin der Grünen-Fraktion im Landtag, die Verluste auf dem Land. Der permanente Ampel-Streit in Berlin und das Desaster mit dem Heizungsgesetz reichen ihr aber als Begründung dafür nicht. Es sei im Wahlkampf gerade auf dem Land nicht gelungen, "gegen das Trommelfeuer an Fake-News zu bestehen".
So sieht es auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina aus dem Landkreis Würzburg: Vor allem Söder habe die Grünen permanent "als Feind des ländlichen Raums" dargestellt. Von der vermeintlichen "Zwangs-Veganisierung" bis zum angeblichen Süßigkeiten-Verbot für Kinder seien dabei viele Lügen verbreitet worden, kritisiert sie: "Und das hat natürlich Auswirkungen."
Wieso aber ist es den Grünen nicht gelungen, falsche Vorwürfe auszuräumen? "Dort, wo wir direkt mit den Menschen in die Diskussion kommen, sind wir sehr stabil", hält der Würzburger Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl dagegen. Dort, wo die Partei aber schwächer aufgestellt ist, sei es schwieriger, Hintergründe etwa für das Heizungsgesetz zu erklären und falschen Behauptungen zu begegnen. Deshalb, glaubt Friedl, seien die Grünen-Verluste auf dem Land deutlich stärker, als in den Städten.
Hohe Eigenheimquote, hohe Stimmenverluste – auch eine grüne Wahrheit zur Landtagswahl
Mehr grüne Präsenz vor Ort allein schützt aber offenbar nicht vor Stimmenverlusten: So gibt es etwa im Landkreis Schweinfurt heute vier Grünen-Ortsverbände mehr, als 2018. Trotzdem büßte die Partei dort 3,2 Prozent der Stimmen ein. "Viele, die 2018 erstmals grün gewählt haben, sind uns wieder von der Stange gegangen", bedauert Paul Knoblach, der Grünen-Abgeordnete vor Ort. Dies habe sehr viel "mit bundespolitischem Gegenwind" wie dem Heizungsgesetz zu tun, findet er: "Hohe Eigenheimquote, hohe Stimmenverluste" – das gehöre auch zur grünen Wahrheit der Landtagswahl.
Zudem gebe es viele Ängste, die gerade junge Menschen massiv beschäftigen – Pandemie, Klimawandel, Krieg, Migration. Einfache Antworten auf komplizierte Fragen gebe es aber bei den Grünen nicht, während die Parteien Rechts oder Rechtsaußen den Eindruck vermittelten, man müsse gar nichts ändern und alles bleibe gut, kritisiert Knoblach: "Das trifft offenbar bei vielen jungen Menschen einen Nerv." Fünf Prozent haben die Grünen bei den 18- bis 24-Jährigen im Vergleich zu 2018 verloren, während die AfD dort neun Prozent gewonnen hat.
Ist also was dran am "Stadtpartei"-Vorwurf? Er selbst als gut vernetzter Öko-Bauer vom Dorf sei doch der lebende Gegenbeweis, findet Knoblach: "Mehr 'Bayern-Gen' als bei mir, das geht nicht." Aber natürlich fehlten der Partei Gallionsfiguren vom Land wie etwa der frühere Landeschef Sepp Daxenberger, räumt er ein.
Friedl: In Unterfranken haben die Grünen eine gute Mischung zwischen Stadt und Land
In Unterfranken haben die Grünen eine gute Mischung zwischen Stadt und Land, findet zudem der Würzburger Friedl – mit ihm als Stadt-Abgeordneten, der Kürnacherin Celina aus dem Umland und Knoblach als echten Land-Abgeordneten. In Oberbayern kommen dagegen nur zwei der 13 Grünen-Abgeordneten nicht aus dem Einzugsbereich der Münchner S-Bahn.
Die Partei müsse aber auch in Unterfranken jenseits der Städte aktiver werden, fordert Friedl. Grünen-Chefin Schulze will deshalb etwa mit einer "Wirtshaustour" mit vielen Menschen auf dem Land ins Gespräch kommen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Dass sie dabei als typische Stadt-Grüne wahrgenommen wird, befürchtet die Münchnerin mit Blick auf ihre Jugend im ländlichen Oberbayern nicht: "Ich habe die Mehrheit meines Lebens auf dem Land gelebt."
Die Grünen offenbar nicht.
Auch wenn die Klimaschutz beteuern, handeln tun sie mit dem Gegenteil:
- Massiver Ausbau bei ineffizientem LNG
- Kohlestrom importieren statt Erneuerbare wirklich entfesseln (incl dem regellastfähigen Biogas!)
- E-Auto Kaufpreis gesenkt statt erhöht
- verbilligter Industriestrompreis (mit nicht vorhandenem Geld finanziert) statt ambitioniertem Sparen
- Fokus auf Wärmepumpen (statt Holzheizung oder Passivhaus) solange Strom im kalten Winter noch zum großen Teil aus fossilen Kraftwerken kommt.
Usw.
So wird das nix.
Wer wirklich grün will, kann die Grünen nicht mehr reinen Gewissens wählen.
Die ÖDP wäre eine Alternative
Nehmen Sie gern noch die zuletzt sprunghaft ausgeweiteten Kohle-Importe aus Kolumbien mit dazu.
Kolumbien ist ja nach Habeck´s Vielfliegermaßstab quasi um die Ecke, der Abbau von Kohle dort sehr nachhaltig und enthält keinen fossilen Kohlenstoff stimmt´s ?
Oder warum heute die Genehmigungszeiten für eine Biogas-Anlage (regionale Stoffkreisläufe, Wärme und Strom bzw. zu Methan aufbereitetes erneuerbares Gas zum Heizen, Fahren, Industrie oder Spitzenlastkraftwerke) mehrere Jahre dauert, obwohl man da nun viele Jahre Erfahrung hat.
Aber die LNG Terminals (völliges Neuland) binnen weniger Monate genehmigt UND gebaut sind. Und das trotz fossilem, ineffizientem (gefrackt, verflüssigt, weit per schwerölbetriebenen Frachter gefahren, aufwendig wieder gasförmig gemacht und zweifelhaften Staaten die Taschen voll gemacht...), alles andere als nachhaltigem LNG Gas.
Terminals teils im Meer-Naturschutzgebiet und lassen Massen chloriertes Reinigungswasser ab...
Genau genommen ist diese Tatsache sogar erschreckend. Denn die Schlussfolgerung ist doch, dass diese Kandidaten die Sprache der Menschen vom Lande entweder nie verstanden oder vergessen haben.
Wenn sich Herr Knoblach damit rühmt ein Bauer zu sein, dann sollte gerade er sich mal hinterfragen.
Das typische Beispiel ist doch der Nationalpark!
Er und im Übrigen auch alle anderen Unterfränkischen Grünen wissen, dass der Steigerwald schon alleine wegen der Zersiedelung nicht geeignet ist. Aber das wird ignoriert. Da braucht man sich nicht wundern und von FAKE NEWS zu sprechen, Frau Schulze!
An Herrn Stern und alle Grüne, nennen sie nur fünf Argumente die für einen NP sprechen, die der Naturpark nicht kann.
Warum erkennen sie das Trittsteinkonzept, welches nachweislich besser für die Umwelt ist, nicht an und in München nicht den Mund?
Grüne sind städtisch und Aufklärung ist unerwünscht
Alle grünen Ideen sind auf dem Land nicht oder kaum umsetzbar. Da braucht es Pkw, da wird selbst gebaut, da gibt es kaum Mietblocks, da gibt es viele von GRÜN verpönte EFH. Da stören die Windräder, da sieht man den Flächenverbrauch der riesigen PV-Anlagen. Da wohnen wenig Studenten, da kennt man sich persönlich, da spricht man miteinander.
Ausnahmen wie der ÖkoBauer Knoblach bestätigen nur die Regel.
Grün kam in BaWü damals vor allem wegen dem Protest(mit Stammtischparolen) gegen den Bahnhof Stuttgart21 in die Regierung.
Doch dann hat die mehr schwarze als grüne Gallionsfigur Winfried Kretschmann den Bahnhof doch bauen lassen.
Zuletzt hat auch in BaWü bei der Sonntagsfrage die Union klar die Nase vorn und die Grünen haben kräftig Federn gelassen(nun hinter AFD). Sowohl in Städten als auch auf dem Land.
Vielleicht kapieren es die Städtler auch noch irgendwann. Leider müssen wir noch 2 Jahre dieser Regierung mitmachen, falls Deutschland nicht vorher schon Bankrott ist.
dem würde ich bestenfalls für die "Fraktion" zustimmen, die beabsichtigt, innerhalb der nächsten paar Jahre diesen Erdenball (biologisch) zu ver- und die zunehmend unwirtlicher werdenden Lebensbedingungen "großzügig" der Nachwelt zu überlassen.
Der "Rest" dürfte wahrscheinlich erstere und sich selbst verfluchen, so lange "nach mir die Sintflut" gewählt zu haben, bis es zu spät war. Billiger wirds nicht mehr.
Z. B. waren keine Bemühungen erkennbar, hier die Bürger zu erreichen, um dieser unsäglichen Lügenkampagne von CSU, AfD und FDP gegen das sog. "Heizungsgesetz" mit Vermittlung von Fakten etwas entgegen zu setzen.
Wenn es keine Veranstaltungen für Bürger gibt: wie wollen sie wissen, wo die Bürger der Schuh drückt?
Und wenn es in den Städten so viele Grüne gibt: warum gehen sie nicht aufs Land und veranstalten fort Bürgerversammlungen.
Die Grünen müssen lernen zuzuhören und ihre Politik zu erklären.
Das alles machen die anderen Parteien auch nicht, aber die Grünen müssen es besser machen, denn sie sind leider die einzigen, die ein klares Bild haben, was man der Klimakatastrophe noch entgegensetzen kann.