Hunderte von Porträts hat sie geschaffen, in der Innenstadt von Passanten, auf dem Rummelplatz von Kindern, um ihr Kunststudium zu finanzieren. Die Zeiten sind vorbei, die deutsch-chinesische Künstlerin Jiny Lan hat sich ihren Platz unter der Schar international ausgezeichneter Malerinnen erarbeitet. Einige ihrer Bilder und Werke weiterer zeitgenössischer kunstschaffender Frauen sind in der aktuellen Ausstellung in der Galerie Ilka Klose zu sehen. Die Präsentation trägt den Titel "Frauenpower".
Anlass dafür sei ein Gespräch mit der Künstlerin gewesen über Aussage des Malers und Bildhauers Georg Baselitz "Frauen können nicht (so gut) malen". Sie mag sich primär auf die Preise am Kunstmarkt beziehen, aber die schwanken und sagen nicht zwangsläufig etwas über die Qualität der Werke aus. Frauen können nicht malen? Unsinn! "Mir war es wichtig, einen Gegenbeweis anzutreten und die große Vielfalt femininer Kunst in einem breiten Spektrum aufzuzeigen", so die Galeristin am Abend der Vernissage.
Dramatische Ausleuchtung und Komposition
Lan, als einzige der ausstellenden Powerfrauen anwesend, bezieht sich in ihren kleinerformatigen Werken ebenfalls auf die Provokation des Jahrhundertkünstlers. Aber auch andere Themen wie die Kultur des Ostens und des Westens oder das Leben in der Metropole greift sie in ihren Bildern (Mischtechnik auf Leinwand) auf, die sich als vielfarbiger Mix aus Fotorealismus und Science-Fiction beschreiben lassen. Ganz anders geartet sind die Arbeiten von Hertha Miessner, einer Malerin, die sich der Fotografie und ihrer digitalen Möglichkeiten zugewandt hat. Ihre Fotoobjekte sind unterschiedliche Stoffe und Farbbänder, verknäult, gewunden, gefaltet. Diese Bilder faszinieren durch die dramatische Ausleuchtung und Komposition. Klose erwähnte zudem, dass Miessner-Bilder (einer anderen Serie) zuletzt in einer Ausstellung in Neapel zu sehen waren – im Kontrast mit Werken von Caravaggio, den italienischen Großmeister des Frühbarocks.
Dreidimensionale Werke aus Büttenpapier
Weitere Vertreterin weiblicher Kunst in der Ausstellung der Galerie ist die Fotokünstlerin Tina Winkhaus. Sie entwickelt aus Fotoelementen Collagen mit überraschenden Perspektiven. Sonja Weber dagegen ersetzt Farbe und Pinsel durch Kette und Schuss und lässt auf Basis fotografischer Motive Landschaften in Jacquard-Gewebe entstehen. Christel Friedmann hat sich spezialisiert auf dreidimensionale Objekte, darunter solche aus seltenem, kaum noch erhältlichem Büttenpapier, und Skulpturen aus Draht. Ebenfalls mit farbintensiven Arbeiten in der Ausstellung vertreten sind die Pop-Art-Künstlerin Simone Albert, die Stars der Filmgeschichte wieder aufleben lässt, und Patrizia Casagranda. Die international hoch ausgezeichnete Künstlerin – zuletzt auf der Biennale in Venedig mit dem 1. Preis der Assoziation of Visual Arts - hat auf Basis nachhaltiger Materialien eine eigene Bild- und Formsprache in einem von ihr entwickelten Rasterverfahren entwickelt.
Die Ausstellung "Frauenpower" macht deutlich: Frauen können malen. Die hier gezeigten Arbeiten zeichnen sich nicht nur durch technische Perfektion aus. Sondern auch durch ihre Vielschichtigkeit zu Themen wie Nachhaltigkeit, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und Internationale Beziehungen.