Wie viele Bilder hat er in seinem Leben schon in der Hand gehabt und gerahmt? Wie viele Künstler hat er persönlich kennen gelernt? "Oh Gott, das weiß ich nicht", sagt Franz Xaver Müller und schüttelt lachend den Kopf. Es müssen sehr, sehr viele gewesen sind, denn der Würzburger Galerist und Kunsthändler ist nun seit 60 Jahren in der Kunstbranche tätig. In diesen Tagen feierte er seinen 80. Geburtstag und steht vor einem großen Jubiläum, denn seinen Kunsthandlung mit Bilderrahmung am Kardinal-Faulhaber-Platz wird 125 Jahre alt.
Zur Geburtstagsfeier hatte Franz Xaver Müller seine Familie und Freunde in die Storchenmühle bei Poppenhausen eingeladen. "Lasst uns das Glas erheben auf eine Persönlichkeit des Kulturlebens in Franken, die ihresgleichen sucht", würdigte die Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt, Andrea Brandl, das Lebenswerk Müllers, das sie über drei Jahrzehnte habe begleiten dürfen. Müller sei aber auch ein lebendes Beispiel dafür, dass Kunst und Kulinarik eng beieinander liegen, denn es gebe in ganz Franken keine Gaststätte, die ihn nicht kenne.
Den Grundstock für Müllers heutige Kunsthandlung hatte vor 125 Jahren sein Großvater gelegt. Der Glaser aus Augsburg ist auf der Walz in Würzburg hängen geblieben, hat seine Frau aus dem Musikgeschäft Wittstatt in der Kaiserstraße geheiratet und mit deren Mitgift die Hofglaserei Winter an der früheren Maxstraße erworben.
Sein Enkel Franz Xaver Müller hat nach der Schulzeit in der Oberrealschule, dem heutigen Röntgen-Gymnasium, seine Ausbildung zum Schreiner gemacht. Dann haben ihn seine Eltern nach Düsseldorf in die Kunsthandlung Concen geschickt, um das Bilderrahmen zu lernen. Schon in jungen Jahren stieg er dort zum Geschäftsführer auf. Dann wollte ihn ein Kunsthändler nach Paris locken, doch er besuchte die Glaserfachschule in Hamburg, wo er 1961 Deutschlands jüngster Glasermeister wurde. Danach kam Franz Xaver Müller zurück in die Kunsthandlung seines Vaters Leonhard Müller, die er Ende der 80er Jahre übernommen hat. Dort ist er auch heute mit 80 Jahren noch immer aktiv, unterstützt inzwischen von seinem Stiefsohn Frank Schmidt.
Unzählig sind die Begegnungen, die Müller über die Jahre erlebt hat. So stand eines Tages der berühmte Sammler von Bohlen und Halbach im Morgenmantel vor der Tür und wollte schnell ein Originalgemälde von Franz Marc im Wert von rund 200 000 Euro gerahmt haben.
In jungen Jahren hat Franz Xaver Müller bei Weiß-Blau Tennis gespielt, wurde dann zum Rudern abgeworben. Bei der Würzburger Rudergesellschaft Bayern lernte er mit Hermann Gerlinger einen der größten Deutschen Kunstsammler kennen, dessen Vater Karl Geringer damals Vorsitzender des Vereins war.
Aber auch Müller selbst wurde zu einem großen Sammler von Gemälden bekannter Künstler aus der Region. Mit drei besonderen Ausstellungen feiert er nun sein großes Jubiläum. Den Auftakt macht am 22. März die Ausstellung "Elvira Bach kommt". Die Künstlerin ist die letzte Vertreterin der "Jungen Wilden" und kommt selbst zur Eröffnung der Ausstellung nach Würzburg.