Einrichtungen für Senioren gehören sind Teil eines Ortes, sie sollen gerade auch im Alter den Kontakt zum gewohnten Umfeld erhalten. Bei der geplanten Tagespflege Gaubüttelbrunn gehören diese Forderungen zentral zum Konzept, das Bürgermeister Christian Stück nun im Gemeinderat vorgestellt hat. "Senioreneinrichtungen sind oft mehr oder weniger im Gewerbegebiet, hier sind wir mitten im Dorf", erklärte er. Die Gemeinde setze als Bauherr auf die örtliche Nähe, ein intaktes Dorfleben und lebendige Vereine. In der Bewerbung um eine staatliche Förderung aus dem Programm "PflegeSoNah" sind dies neben der fachlichen Qualität des Trägers die entscheidenden Argumente, die das Vorhaben gegenüber anderen Projekten hervorheben sollen.
Neben den fachlichen Aspekten ist für den Bürgermeister entscheidend, den Kontakt ins Dorf zu erhalten. Gemeinde und Träger würden in engem Austausch mit den Kindergärten, der Kirche und den Vereinen stehen. "Das ist der Vorteil, den wir haben, wir haben schon jetzt ein starkes Dreieck." Auch die katholische Bücherei gehört dazu, die bereits im Schulhaus untergebracht ist und zum Begegnungsort weiterentwickelt werden soll. Von den Vereinen gibt es eine ganze Reihe von Vorschlägen. Der Obst- und Gartenverein möchte einen Sinnesgarten mit Hochbeet anlegen. Der Musikverein Eintracht plant mehrere Auftritte der Jugend und der SV DJK Gaubüttelbrunn möchte Seniorensport anbieten.
Umsetzung ohne Geldspritze schwierig
Ohne staatliche Geldspritze werde es jedoch für die finanzklamme Gemeinde, so der Bürgermeister auf Nachfrage, "schwierig" das Projekt umzusetzen. Die Kosten für den Umbau werden derzeit auf etwa 800.000 Euro geschätzt. Sie liegen damit ein Vielfaches über ersten Annahmen, die bei Projektbeginn gegenüber dem Gemeinderat geäußert wurden. Der Betrieb der Tagespflege muss sich ohnehin wirtschaftlich selber tragen. Eine Förderung gebe es hierfür, so der Bürgermeister, nicht.
Dass dies möglich ist, davon sind die Verantwortlichen das Trägers, der Caritas-Sozialstation St. Burkard Greußenheim, jedoch überzeugt. Sie rechnen damit, dass schon heute in einem Umkreis von zehn Kilometern circa 3000 Menschen leben, die über 65 Jahre alt sind. In Kirchheim und dem Ortsteil Gaubüttelbrunn selbst sind es etwa 500. Erfahrungsgemäß kommen davon etwa 20 Prozent als Kunden in Frage. Um Kirchheim herum gibt es Tagespflegen erst wieder in Gerchsheim, Giebelstadt und Eisingen mit insgesamt 50 Plätzen. Ein Neubau für den südlichen Landkreis ist in Sonderhofen geplant. Die für Gaubüttelbrunn geplante Tagespflege würde demnach erstmals einen bislang für das Angebot einer Tagespflege brachliegenden Bereich erschließen. Ein hauseigener Hilfs- und Begleitdienst soll die Senioren von zu Hause abholen und wieder zurückbegleiten.
Klassenraum wird zum Aufenthaltsraum
Das Konzept für die auf 25 Plätze ausgelegte Einrichtung hat der Gemeinderat 2021 beauftragt. Die Erfahrung des Trägers, der 2003 die erste Tagespflege in der Region in Greußenheim eingerichtet hat, ist maßgeblich mit eingeflossen. Die Umgestaltung der früheren Schulräume ist auf die Anforderungen älterer Menschen, die von Geh- und Seh- oder Höreinschränkungen betroffen sind, ausgelegt. Aber auch Demenz spielt eine wichtige Rolle. So könnten Betroffene etwa, wie der Bürgermeister berichtete, wechselnde Bodenfarben als Barriere wahrnehmen. Der Eingangsbereich muss wiederum so umgestaltet werden, dass er nicht als Ausgang zu erkennen ist. Bei der Bauausführung werden zudem möglichst wenig Schall wiedergebende Bauteile verwendet.
Auch bei der Raumaufteilung sind Änderungen nötig. Ein Klassenraum wird zum Aufenthaltsraum umfunktioniert, ein zweiter in zwei Ruheräume aufgeteilt. Nötig sind auch behindertengerechte Toiletten sowie Personal-, Wirtschafts- und Lagerräume. Die Außenterrasse soll zudem ebenso wie der Garten ebenerdig zugänglich sein.
