Ein Parkplatz am Schützenring, der mit der Umgestaltung des Maintor-Vorplatzes auf einem Streuobst-Grundstück entstehen soll, hat Anwohnerinnen und Anwohner aufgeschreckt. Für Susanne Pichon war es vor allem die angekündigte Beleuchtung der Fläche, die sie zum Recherchieren brachte. Bei den "Paten der Nacht", einer Organisation zur Eindämmung der Lichtverschmutzung, war sie auf Lösungen gestoßen, die sie schlichtweg so begeisterten, dass sie den Initiator der Bewegung, den Physiker und Diplom-Ingenieur Manuel Philipp, zum Vortrag nach Eibelstadt lud.
Etwa 50 Interessierten, darunter auch Bürgermeister Markus Schenk, einige Stadträte und Zuhörer, denen noch nicht bewusst war, dass von Lichtverschmutzung die Rede ist, wenn die Dunkelheit von Licht beeinträchtigt bzw. zerstört wird, präsentierte Philipp Erkenntnisse zu immer mehr künstlichen, meist überdimensionierten Lichtquellen. Überrascht haben dürften zum einen die aus Biologie und Physik veranschaulichten Zusammenhänge, unter anderem wie die Lichtglocken von Städten leicht 200 Kilometer und mehr in die Ferne wirken.
Der Mensch wehrt sich mit Rollläden
Das könnte leicht fatal werden, weil kein Lebewesen unabhängig vom Hell-Dunkel-Rhythmus ist und alle außer Takt geraten, erklärte Philipp. Selbst Bäume verpassten die Winterruhe, die gegen den Frost schützt. Sie behielten ihr Laub, wenn sie permanent von Bodenstrahlern beleuchtet seien. Der Mensch wehre sich immerhin mit Rollläden gegen die eigene Lichtverschmutzung: Solar-Gartenleuchten, Weihnachtsbeleuchtung, städtische Wahrzeichen, Werbeschilder, Straßenlampen, Schaufenster. Licht auszuschalten sei keine Selbstverständlichkeit mehr. Zum einen fehle die Sensibilisierung, dass Licht tatsächlich eine Umweltverschmutzung darstellt, zum anderen mache LED-Technik es so billig, dass es niemanden mehr kümmere, wenn das Licht an bleibt. Es dürften beim Licht einfach nicht länger nur Energiekosten und CO2-Werte eine Rolle spielen, sondern auch seine Wirkung auf Mensch und Natur.
Philipp reiht kurzweilig erzählt, fast atemlos, Aha-Momente aneinander. Er warnt, dass der Abend alles verändert: "Lichtsünden begegnen einem dann auf Schritt und Tritt". Aber: "Man kann viel richtig machen, wenn man darauf achtet". Die wichtigste Frage müsse sein: "Brauchen wir das?" Die Leute führen nur selten ohne Licht auf der Autobahn, kritisiert er beispielsweise das Beleuchten von Schildern. Die Reflektorfolien seien ausreichend gewesen. Überhaupt: "Wir haben in Deutschland keine Straßenbeleuchtungspflicht, nur eine Verkehrssicherungspflicht", gibt er mit Blick auf die zu Sicherheitsfragen gerne angeführte DIN EN 13201 zu bedenken. Sie ermögliche Gestaltungsspielräume. LED-Technik, einerseits Teil des Problems, ermögliche aber auch Lösungen zu einem Insekten- und die Natur schonenderen Einsatz von Licht. Bei Fördermaßnahmen zur Umstellung auf LED vermisse er Vorgaben für einen "nachtschonenden" Einsatz.
Wirkung über 30 Meter hinweg
Ein Drittel des abgestrahlten Lichts sei verschwendet und jede Straßenlaterne habe eine Fernwirkung auf Insekten über 30 Meter hinweg, so Philipp. Mit den Reflektionen – veranschaulicht für Eibelstadt – sei jeder vom Wengert aus sichtbare Lichtpunkt eine Lichtverschmutzung. Pauschal sei nicht zu helles, möglichst gelbes Licht und die Ausrichtung nach unten empfohlen, damit es weniger streut. Das "mitlaufende Licht" an der Mainlände, mit der Eibelstadt bereits Vorreiter für eine der zurzeit fortschrittlichsten Installationen ist, sei auf den Maintor-Vorplatz möglicherweise nicht eins zu eins übertragbar. In der Diskussion wurden Bedenken geäußert, dass das ständige An und Aus direkt vor der Stadtmauer für viel störende Unruhe sorgen könnte.