zurück
Gerbrunn
„Die Flucht aus der Pflege ist ungebrochen“
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 09.10.2020 02:10 Uhr

Voll besetzt vor allem mit Fachpublikum war der Saal bei Vorführung des Films „Der marktgerechte Patient“ des "Film von Unten"-Projekts von Leslie Franke und Herdolor Lorenz aus dem Jahr 2018, zu dem die SPD Gerbrunn geladen hatte.  Anschließend konnte mit Ludwig Hammel, Initiator der Petition „Mensch vor Profit“ sowie Sprecher der Patienteninitiative „Morbus Bechterew“, sowie dem Geschäftsführer der Main-Klinik Ochsenfurt, Christian Schell, diskutiert werden, so die Pressemitteilung der SPD Gerbrunn.

Die schwierigen Zustände in den deutschen Krankenhäusern sind gerade durch die Corona-Krise wieder in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Eine wesentliche Ursache sind die sogenannten Fallpauschalen (jede Krankheit hat einen festen Preis). Wer also mit möglichst geringem Aufwand die Patienten durchschleust, macht Gewinn, heißt es in der Mitteilung. Dies gehe stark auf die Kosten der Patienten und natürlich der Pflege, da sie ein reiner „Kostenfaktor“ geworden ist.

Dies konnte von der Seite von Christian Schell der Mainklinik Ochsenfurt als ein kommunales Krankenhaus großenteils bestätigt werden. Der wirtschaftliche Druck gerade auf die kommunalen Krankenhäuser auch durch die Konkurrenz der privaten Krankenhäuser wächst.

Ärzte-Appell und Online-Petition

Deutlicher wurde Ludwig Hammel, der hinter dem Kostendruck die Absicht einer „kalten“ Schließung von vor allem kleineren Krankenhäusern sieht. Dabei bleiben vor allem die Patienten auf der Strecke. Er unterstützt deshalb den Ärzte-Appell der Zeitschrift „stern“ mit einer Online-Petition und fordert vor allem mehr Zeit für die Patienten.

In der von den beiden Organisatoren Hilde Herold und Clemens Kübart geleiteten Diskussion wurde die Situation vom Publikum sehr ähnlich gesehen, wie die Gerbrunner SPD mitteilt. Da die Probleme unübersehbar sind, sind gibt es in der Politik einige Initiativen. Vor allem die kürzlich eingeführte Regelung, dass Pflege außerhalb der Pauschale abgerechnet wird, verspricht Besserung und wird von Christian Schell begrüßt. Auch ist die Schaffung von tausenden neuer Pflegestellen geplant. Dies wird von den Fachleuten aus dem Publikum als illusorisch angesehen, da die Flucht aus der Pflege ungebrochen sei, sei es durch Berufswechsel, sei es durch Teilzeit oder Berufsaufgabe. Die Bezahlung selbst werde gar nicht so als Problem angesehen, eher die schwierigen Arbeitsbedingungen. Viele Pfleger arbeiten nur noch, um „ihre“ Patienten nicht im Stich zu lassen, aber die Geduld geht auch bei diesen zu Ende.  

Leider musste die Diskussion nach einer Stunde wegen der Corona-Richtlinien abgebrochen werden: "Als Fazit bleibt, dass das komplexe Gesundheitswesen kein ,Markt' im eigentlichen Sinn ist und eine grundlegende Reform nötig wäre, die aber im Moment nicht absehbar ist", endet die Mitteilung.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerbrunn
Arbeitsbedingungen
Berufswechsel
Covid-19-Pandemie
Konkurrenz
Kostendruck
Kostenfaktoren
Patienten
Pflegestellen
SPD
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top