Seit Mittwochabend hat die Fête de la Musique auch in Unterfranken ein geographisches Fähnchen. Als siebte bayerische Kommune hat Höchberg dieses Straßenmusikfest zum kalendarischen Sommeranfang auf die Beine gestellt. An neun Orten entlang der ab 18 Uhr gesperrten Hauptstraße gab es in Liveacts die unterschiedlichsten Musikrichtungen zu hören.
"Ich will mir auf jeden Fall Mucho Mojo und Hummingbyrds anschauen. Letztere habe ich schon auf dem Würzburger U&D gesehen", sagt Maria Zang, die aus dem benachbarten Eisingen in die Marktgemeinde gekommen ist – und zwar bereits am früheren Abend. So kann sie auch schon den ersten Liedern von "Anne Flach & Lukas Linser" im Innenhof des Hotels Lamm lauschen. Dazu gibt's dort Champignons aus der Pfanne.
"Ich freue mich am meisten auf unsere Musikfreunde, bin aber auch auf die anderen Darbietungen gespannt", sagt die Höchbergerin Helga Guckenberger, während sie mit ihrem Mann vor dem Weinkost am Klinggraben steht. Dort sind mit Kai Höfling, Tim Jäger und "Rebecca King & Markus Rill" gleich drei Auftritte hintereinander angesetzt.
Die Hummingbyrds – zu deutsch: Kolibris – legen sich derweil auf dem Vorplatz der Kulturscheune bei herrlichem Wetter ordentlich ins Zeug. Passenderweise haben sie sich 2018 anlässlich des Würzburger Stramus gegründet. Auch nach Höchberg bringen die wilden Sieben viele Instrumente zum Erklingen: vom Akkordeon über Banjos bis hin zur Geige. Der eine oder andere Gast holt sich vom Stand gegenüber einen Crêpe. Zusammen mit dem Flammkuchen im Lokal "3-Hasenstab" ist diese Pfannkuchen-Art wohl das typischste Gericht des Abends: Die Fête-de-la-Musique-Bewegung ist 1981 in Frankreich entstanden.
Im Hasenstab-Hof sorgt die "Wallstreetband" für Stimmung. Den Höchbergern Ottmar Albert und Rolf Schelhorn, beide schon jenseits der 70, macht in puncto Auftritten und Durchhaltevermögen wohl kaum jemand etwas vor. "Wir haben wirklich schon viel erlebt, gerade auch im Zillertal", sagt Albert während einer zehnminütigen Pause. "Eigentlich müssten wir aufhören. Aber die Bühne ist wie ein Virus, das man nicht los wird." Die beiden sind Lokalmatadoren aus dem nahen Wallweg, wo in Alberts Keller auch geprobt wird.
Unterwegs sind an diesem Abend die unterschiedlichsten Altersgruppen. Manche steuern gezielt diverse Bands an, andere lassen sich treiben – so auch die vier 14- und 15-jährigen Freundinnen Amelie, Hannah, Leni und Lenya. Sie haben sich verabredet und flanieren entspannt durch die Hauptstraße. Dass inmitten der Schulwoche ein solches Ereignis im eigenen Ort steigt, empfindet das Quartett als etwas ganz Besonderes. Auf dem neuen Platz neben der Markthalle spielen die Musikfreunde Höchberg mit vielen jüngeren Protagonisten. Am frühen Abend wurde das Areal in einer kleinen Feierminute seiner Bestimmung übergeben.
"Ziel war, die Straßen von Höchberg mit Musik zum Leben zu erwecken und die Vielfalt der lokalen Talente zu präsentieren. Und das ist uns gelungen", zieht die örtliche Kulturmanagerin Franciska Bouma ein positives Fazit. Nicht nur die Gäste, sondern auch die Musiker seien von der guten Stimmung beeindruckt gewesen, so Bouma. "Sicher wird man hier und da im nächsten Jahr nachbessern, aber durch den gelungenen Auftakt steht fest: Höchbergs Kalender ist mit der Fête de la Musique um eine Kulturveranstaltung reicher."
Die Vorbereitungen für das 2024er Event, das aufgrund des Schaltjahrs auf einen Freitag fällt, starten voraussichtlich im Januar.