Soll Kunst enthüllen oder verhüllen? Oder hat sie gar nicht die Aufgabe, irgendetwas zu sollen? Die neue Ausstellung "Hüllen" des bekannten Würzburger Künstlers Walter Bausenwein im Spitäle an der Alten Mainbrücke zeigt zunächst einmal, wie man aus Seidenkokons und Teebeuteln (also Hüllen) wunderbare Dinge gestalten kann, sehr ernst und sehr spielerisch zugleich. Bausenweins Werke eröffnen äußere Räume, lassen Licht auf sich spielen, und innere Räume, nämlich Assoziationen des Betrachters. So neigt seine Kunst wohl eher zum Enthüllen.
"Klassische Bausenweins" dominieren die gut 20 Exponate glücklicherweise. In Gruppenausstellungen hatte man sie stets sofort identifiziert: Monochrome Seidenkokons füllen dicht an dicht quadratische Bildträger mit einer oft runden, meist konvexen Binnenform. Bei aller Freude des Wiedererkennens kam dabei doch die Frage auf, ob eine solche Wiederholung von Technik und Motiv eine Masche sei.
Erstaunlicher Variantenreichtum
Die jetzige Einzelschau gibt die Antwort: Ist sie nicht! "Hüllen" zeigt einen ganz erstaunlichen Variantenreichtum, der das Auge obendrein dazu anleitet, sich konzentriert in jedes Bildwerk hineinzuversenken. Dabei fällt die große Sensibilität auf, mit der Walter Bausenwein die Kokons arrangiert. Denn jedes Elliptoid unterscheidet sich vom anderen – allerdings hier und da mit deutlichen Ähnlichkeiten in Tönung, Form und anhaftenden Seidenfädenresten. Mit eben diesen Differenzen und Kongruenzen erschafft der Künstler allerfeinste weitere Strukturen.
Eine jüngere Werkgruppe hat das gleiche Gestaltungsprinzip. Nur verwendet der Textilkünstler nicht, wie sonst, die länglichen, an einem Ende aufgeschnittenen Hauptteile der Kokons, sondern die abgetrennten Käppchen. Zu zarten Strägen aufgefädelt eignet sich dieses Material für eine neue Relieftechnik – höchst gelungene Resteverwertung.
Messgewand aus Teebeuteln
Und da gibt es noch einen weiteren bekannten Bausenwein-Rohstoff: Teebeutel. Die sind nicht nur Hülle, sondern formen unter der Künstlerhand wiederum ebensolche: links von der Apsis ein – theoretisch so grade eben tragbares – Kleid, rechts eine götterhafte Statue, mittig ein Messgewand. Auch hier lohnt es sich wieder, die feinen Nuancen der Farben und deren Anordnung in Ruhe zu betrachten.
Teile dieser Werkgruppe wurden bereits ausgestellt. Extra für die Soloschau "Hüllen" fertigte Bausenwein den riesigen Bodenteppich aus Seidenpapierbeutelchen. Von der Empore aus betrachtet entfaltet der seine Kraft besonders, und hier fällt auch auf, wie gut er zum droben aufgehängten Triptychon im überwältigenden Format sechs auf zwei Meter passt. Und: Auch der Spitälesaal wirkt bei dieser Ausstellung so großzügig wie selten zuvor. Unbedingt sehenswert!
Zu sehen ist die Ausstellung im Spitäle bis 24. September, Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr.