Der Bürgerverein Heuchelhof (BVH) erinnerte dieser Tage an den Baubeginn vor fünfzig Jahren für den damals jüngsten Stadtteil Würzburgs. Im Juli 1968 fand der erste Spatenstich für die Heuchelhofstraße als Erschließungsstraße des geplanten neuen Stadtbezirks statt. Beim feierlichen Baubeginn bildeten Schüler der Waltherschule der jugendliche Rahmen.
Jetzt lud Christiane Kerner, Vorsitzende des BVH und Stadträtin, Vorschulkinder des städtischen Kindergartens „Schlaumäuse“ zum Jubiläum ein. Da die Kinder im nächsten Jahr in die Schule kommen, hatte die Leiterin des Kindergartens, Martina Hofmann, mit ihrem Team noch einen besonderen Abschiedsabend mit Picknick, Nachtwanderung und Übernachtung vorgesehen.
Kerner kennzeichnete die Besonderheiten der Heuchelhofstraße. Sie führt kurz nach der Heriedenunterführung von der Stuttgarter Straße nach Osten am Katzenberghang hinauf. Dabei war ein Höhenunterschied von etwa 100 Metern zu bewältigen. Die Erschließungsstraße wurde mit vier Autospuren und einen Gleiskörper für die Straßenbahn gebaut. Die Steigung bis zur Autobahnbrücke beträgt neun Prozent. Das ist die vorgeschriebene Höchststeigung für Straßenbahnen in Deutschland. Von dort geht es mit 6,5 Prozent Steigung bis zur Berner Straße.
Zur Vorgeschichte des Stadtteils Heuchelhof ist zu ergänzen, dass die Bevölkerungszahl der Stadt in den Jahren zuvor stark gestiegen war. Ausbauflächen im Talkessel waren nicht mehr vorhanden. Daher erwarb die Stadt das Gut Heuchelhof mit Ackerflächen von 200 Hektar vom Freiherrn Groß von Trockau. Auf der Hochfläche sollte keine Schlafstadt entstehen, die die Einwohner früh zur Arbeit verlassen und abends wieder heimkehren. Von vornherein waren Wohnungen und Arbeitsplätze geplant. Der Stadtteil sollte zugleich in sinnvoller Verbindung zu Heidingsfeld und der Innenstadt Würzburgs stehen.
Als erster Gewerbebetrieb erwarb 1969 die heutige Main Post sieben Hektar von der städtischen Heuchelhofgesellschaft, die die Erschließung betrieb. Die Main Post zog von der Innenstadt auf den Berg und mit ihr deren Mitarbeiter, die dann auch zu den ersten Bewohnern des Heuchelhofs gehörten.
Die ersten „Pioniere des Heuchelhofs“ bezogen 1972 ihr Eigenheim. 1973 folgten erste Mieter in den Hochhäusern im verdichteten Innenbereich. Im Dezember 1972 wurde auch der Bürgerverein Heuchelhof als Interessenvertretung der Bewohner gegenüber der Stadt und der Heuchelhofgesellschaft gegründet.
Der Stadtteil erhielt 1973 seine eigene Infrastruktur mit einem Einkaufsladen, einer Grundschule mit dem pädagogisch neuen Konzept der Ganztagsschule und einen Kindergarten. Der Kindergarten der „Schlaumäuse“ ist auch heute noch Teil des Schulgebäudes. Dieser erste Stadtteilbereich, auch H 1 genannt, wurde durch den Straßburger Ring mit Stichstraßen erschlossen, die nach europäischen Hauptstädten benannt sind.