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Baldersheim
Die Erinnerung wach halten
Lesung aus Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Baldersheim (von links): MdL Kerstin Celina, Emely Deppisch, Emma Metzger, Raffaela Deppisch, Annika Derks und  Jakob Nestmeier (verdeckt).
Foto: Alfred Gehring | Lesung aus Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Baldersheim (von links): MdL Kerstin Celina, Emely Deppisch, Emma Metzger, Raffaela Deppisch, Annika Derks und  Jakob Nestmeier (verdeckt).
Alfred Gehring
 |  aktualisiert: 12.04.2025 02:33 Uhr

Achtzig Jahre sind es her, seit die Endphase des zweiten Weltkrieges in der Region für Not und Trauer gesorgt hatte. Mit einer Reihe von Gedenkveranstaltungen erinnern sich Bürgerinnen und Bürger in Aub und den Stadtteilen Baldersheim und Burgerroth der dramatischen Geschehnisse in der Endphase des Krieges. Amerikanische Truppen eroberten zu dieser Zeit Ort um Ort, brachen den letzten Widerstand der deutschen Wehrmacht und der sie unterstützenden Waffen-SS. Erinnern wollte Bürgermeister Roman Menth bei der Auftaktveranstaltung in Baldersheim auch daran, "dass wir seit achtzig Jahren in Frieden und Freiheit in einem demokratischen Rechtsstaat leben können". Viele Menschen auf der Welt würden sich das wünschen und es scheine es so, als würde man das leichtfertig aufs Spiel setzen. "Gerade wir Deutschen sollten aber aus Erfahrung wissen, wohin das führt." In Baldersheim verliefen die Endtage des Krieges dramatisch, wie die Geschehnisse um die Retter des Dorfes bezeugen. Als die amerikanischen Truppen von Gelchsheim kommend näher rückten, wollten der damalige Bürgermeister Franz Engert, der Bauer Josef Neeser und der Soldat Alfred Eck, der auf Fronturlaub zu Hause weilte und erkannt hatte, dass die Fortführung des Krieges keinen Sinn mehr machte, ihren Heimatort kampflos übergeben.

Unter dramatischen Umständen konnten sie die deutschen Truppen, die hier die Front halten sollten, zum Rückzug bewegen, ihr Heimatdorf damit vor größeren Zerstörungen und Kampfhandlungen bewahren. Den höchstmöglichen Preis für die Rettungstat musste Alfred Eck bezahlen. Ihn nahmen die abrückenden Soldaten mit zum Gefechtsstand nach Aub. Dort ließ ihn der kommandierende Offizier, Hauptmann Busse, mittels eines widerrechtlichen Standgerichtes zum Tode verurteilen und am Auber Marktplatz hinrichten. Eine Gedenktafel dort kündet heute von der damaligen Unrechtstat.

Junge Generation gedenkt mit

Im Baldersheimer Dorfgemeinschaftshaus hatten sich rund hundert Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Landrat Thomas Eberth und die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina eingefunden, um an die Ereignisse von damals zu erinnern. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Christina Geißendörfer auf der Klarinette.

Dass ausgerechnet die jüngste Generation, vertreten durch Jakob Nestmeier, Emely Deppisch, Emma Metzger, Raffaela Deppisch und Annika Derks die Ereignisse von damals in Erinnerung riefen, fand viel Anerkennung bei den Zuhörern. Anhand der Aufzeichnungen des damaligen Baldersheimer Pfarrers Donhauser, des Auber Friseurmeisters und Buchautors Helmut Veeh und des Baldersheimers Jakob Geißendörfer erinnerten die jungen Leute an die Ereignisse zum Kriegsende 1945.

28 junge Soldaten kehrten nicht zurück

Alleine aus Baldersheim kamen 28 junge Soldaten vom Kriegsdienst nicht mehr zurück, waren gefallen oder vermisst. Einige konnten erst nach langen Jahren in Kriegsgefangenen zu ihren Familien zurückkehren. In Baldersheim waren aufgrund der Kriegshandlungen auch einige zivile Opfer zu beklagen. Wie der Baldersheimer Pfarrer festgehalten hatte, mussten bis auf eine alle Kirchenglocken zur Materialgewinnung abgeliefert werden, ebenso die Leuchter aus der Kirche.

Die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina fand die Gedenkveranstaltung sehr beeindruckend. Aus den vorgelesenen Berichten könne man die historische Ereignisse, nicht aber die Gefühle der Menschen zur damaligen Zeit entnehmen. Weltgeschichte sei immer die Geschichte einzelner Menschen, die sie erleben. Auch Landrat Thomas Eberth fand die Veranstaltung beeindruckend. Wichtig war für ihn, dass junge Menschen die Ereignisse vorgetragen haben - und so die Erinnerung daran wachhalten.

Dokumentation und Erinnerung an die letzten Kriegstage im Dorfgemeinschaftshaus Baldersheim
Foto: Alfred Gehring | Dokumentation und Erinnerung an die letzten Kriegstage im Dorfgemeinschaftshaus Baldersheim
Lesung aus Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Baldersheim (am Tisch, von links)  Jakob Nestmeier, Emely Deppisch, Emma Metzger, Raffaela Deppisch, Annika Derks lasen Kriegserinnerungen, Christina Geißendörfer (links daneben stehend) umrahmte die Veranstaltung musikalisch mit der Klarinette, dahinter stehend die Ehrengäste
Foto: Edith Derks | Lesung aus Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Baldersheim (am Tisch, von links)  Jakob Nestmeier, Emely Deppisch, Emma Metzger, Raffaela Deppisch, Annika Derks lasen Kriegserinnerungen, Christina ...
 
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