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OCHSENFURT
Die Duftkerzen sind im Kommen
Wenn an einer festlichen Tafel eine Kerze angezündet wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß die Kerze auf einer Maschine der Firma Herrhammer gefertigt wurde.
zz
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
"Wir sind ein Nischenhersteller", sagt Geschäftsführer Diplomingenieur (FH) Peter Herrhammer. Aber die Nische ist gut besetzt. Nur wenige Hersteller gibt es weltweit und die wichtigsten drei sind deutsche Firmen. Das zeigt sich auch im Exportanteil. "In den Export gehen 80 bis 85 unserer Produktion", sagt Herrhammer. Die Hauptabnehmer sitzen in Skandinavien, Israel, Japan, Osteuropa und Venezuele.

Eine Sonderstellung nehmen die USA und China ein. Am Beispiel des Reiches der Mitte zeigt sich, daß Unternehmer auch Geduld haben müssen. Im Jahr 1985 war Peter Herrhammer bei einer Ausstellung bayerischer Industrieller in China vertreten. Der Anstoß war vom damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß gekommen. Zwölf Jahr später kamen die Chinese auf Herrhammer zurück und bestellten für eine Raffinerie mehrere Maschinen, auf denen sie Kerzen unterschiedlicher Größe gleichzeitig gießen können. Die letzte Maschine des Auftrags werden die Chinese an der Jubiläumsfeier am 8. Mai in Empfang nehmen.

"Der Markt in den USA ist derjenige, der am stärksten wächst", sagt der Geschäftsführer. Dort arbeiten die Ochsenfurter mit einem Filialisten zusammen, der aus kleinen Anfängen eine USA-weite Kette aufgebaut hat. Und in diesen Läden verkauft er keine Dutzendware, sondern Hochpreiskerzen.

Was den Kerzenverbrauch angeht, so liegen die Schweden mit drei Kilogramm pro Kopf deutlich vor den Deutschen, die etwa 1,2 Kilogramm "verbrennen". Aber in Deutschland ist der Markt kontinuierlich an Wachsen. "Die Menschen schaffen mehr Wohnlichkeit zuhause mit Kerzenlicht", schätzt Herrhammer. Vor allem Teelichte werden verbraucht für Häuschen und Gefäße mit Öffnungen, durch heimelig das warme Licht dringt. Aber auch Haushaltskerzen in allen Formen und Farben werden vermehrt konsumiert. Hinzu kommen Stumpenkerzen, die auf Ständern als Wohnungsschmuck dienen.

Läßt sich bei Kerzen ein Trend erkennen? Peter Herrhammer sieht zwei Entwicklungen. Einmal sind es große Kerzen mit mehreren Dochten. Das fordert vom Entwicklungsingenieur Maschinen zu konstruieren, die mehrere Dochte gleichzeitig ins heiße Paraffin tauchen.

Ein weiterer Trend kommt aus den USA: Duftkerzen. In den Staaten werden 90 Prozent aller Kerzen mit duftenden Essenzen verbraucht. Und auch in Europa beginnt sich dieser Trend zu verstärken. Bei den Duftkerzen kommt hinzu, daß sie bevorzugt im Glas verkauft werden.

Die Maschinen, die das Werksgelände im Gewerbegebiet in Hohestadt verlasse lassen sich auf vier Grundfunktionen zurückführen. Beim Ziehen wird ein sehr langer Docht mehrfach durchs Wachs gezogen, bis er die gewünschte Dicke hat. Ein anderes Verfahren ist das Pressen von körnigem Paraffin mittels Wärme. Dritte Variante ist das Gießen in Formen, vierte das Tunken.

"Der Markt der Kerzenmaschinen ist ein langsam wachsender Bereich", sagt Herrhammer. Dennoch kann es Ausnahmen geben. So erhöhte sich im Jahr 1997 der Umsatz mit 18 Millionen Mark gegenüber 1996 um 26 Prozent. Und in diesem Jahr wird eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent erwartet, die Auslastung des Betriebs ist bis Ende 1998 gesichert.

Das wirkte sich auf die Arbeitsplätze aus. In diesem Jahr will Herrhammer über den Bedarf hinaus acht Auszubildende in technischen und kaufmännischen Berufen einstellen. Üblich waren sonst drei Auszubildende. Wenn der Boom anhalte, könnten weitere Stellen entstehen, schätzt der Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr waren bei Herrhammer 79 Personen beschäftigt, jetzt sind es 85. Um für künftiges Wachstum gerüstet zu sein, wurde im Anschluß an das Werksgelände 15 000 Quadratmeter gekauft.

 
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