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Würzburg
Die Druckerei Bonitasprint gautscht ihre Lehrlinge
Die 'Packer' kennen kein Erbarmen: Möchte man in die Gemeinschaft der Drucker aufgenommen werden, muss man erstmal getaucht werden.
Foto: Julian Bandorf | Die "Packer" kennen kein Erbarmen: Möchte man in die Gemeinschaft der Drucker aufgenommen werden, muss man erstmal getaucht werden.
Julian Bandorf       -  Julian Bandorf wuchs im Landkreis Schweinfurt auf und absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Danach machte er Abitur am Schweinfurter Bayernkolleg und studierte Germanistik und Political and Social Studies an der Uni Würzburg. 2021 begann er seine freie Mitarbeit bei der Main-Post, seit April 2024 ist er Redaktionsvolontär.
Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 27.07.2023 04:04 Uhr

Wer in Deutschland das Handwerk des Druckens erlernt, darf sich zum Ende seiner Lehre auf ein feucht-fröhliches Spektakel freuen. Beim sogenannten Gautschen setzt man den Lehrling nämlich nicht nur auf einen nassen Schwamm und übergießt ihn mit ordentlich Wasser, sondern taucht ihn abschließend auch mehrfach mitsamt Kleidung in einen großen Wasserbottich.

Diese altehrwürdige Tradition hat die Jahrhunderte überdauert und wird immer noch im Geiste von Druckvater Johannes Gutenberg durchgeführt. So auch bei der Firma Bonitasprint GmbH in Würzburg, eine der ältesten privat geführten Druckbetriebe im gesamten Stadtgebiet. "Nach dem Gautschen ist man dann von den Sünden der Lehrjahre reingewaschen und in die Gemeinschaft der Drucker aufgenommen", erklärt Geschäftsführer Dieter Körner.

Nasskaltes Schicksal

Im Rahmen eines kleinen Sommerfests wurden dieses Jahr bei der Bonitasprint GmbH fünf Drucker der Gutenberg-Taufe unterzogen, dazu noch symbolisch der Geschäftsführer eines Zulieferers. Der ein oder andere suchte sein Heil in der Flucht, allerdings zeigten sich die sogenannten "Packer" unerbittlich und bugsierten die Täuflinge zum Becken, wo sie sich ihrem nasskalten Schicksal ergeben mussten. Damit ist der Spaß aber noch keinesfalls vorbei. Die sechs triefenden ehemaligen Druckerlehrlinge mussten noch eine Essiggurke verspeisen und auf einem Holzscheit knieend einen Humpen Bier trinken. Dann haben sie es geschafft! Sie sind nun ein Teil der Druckergemeinschaft.

Einer der Getauften ist der 25-jährige Henrik Lipp. Er hat bereit im Jahr 2018 seinen Abschluss gemacht. "Ich finde den Technikaspekt des Jobs sehr spannend. Die ganzen Arbeitsschritte, wie die Farbe aufs Papier kommt, interessiert mich einfach", erzählte er. Junge Leute wie Henrik Lipp werden aber im Druckhandwerk immer seltener, denn auch hier spürt man den Fachkräftemangel bereits in großem Ausmaß. "Dieses Jahr haben wir zum Beispiel gar keinen neuen Lehrling eingestellt. Wir haben zwar einen gewollt, aber einfach keinen gefunden", betonte Geschäftsführer Dieter Körner. "Der Beruf ist vielschichtig, technisch anspruchsvoll und man arbeitet mit modernsten Maschinen. Außerdem kann man sich nach der Ausbildung den Arbeitsplatz quasi aussuchen, weil so viel Bedarf besteht."

Die Druckbranche hat sich in den letzten Jahren sehr verändert, wie Betriebsleiter Alexander Hart erzählte. "Drucken genießt nicht mehr den allerbesten Ruf, da man selbstverständlich versucht, an allen Ecken Papier zu sparen. Zum Beispiel hat ein großer Supermarkt vor kurzem verkündet, seine Werbeprospekte nur noch auf digitalem Weg zu verbreiten." Allgemein fallen immer mehr fortlaufende Aufträge weg. Magazine haben kleinere Auflagen als noch vor einigen Jahren und das Internet ersetzt das bedruckte Papier.

Zeichen der Zeit erkannt

Bei Bonitasprint hat man die Zeichen der Zeit jedoch erkannt und man legt einen hohen Fokus auf eine nachhaltige Produktion. Laut Alexander Hart wird inzwischen 80 Prozent des Papiers recycelt und dass ständig Wälder für die Papierproduktion abgeholzt werden, kann man so auch nicht sagen. "Wir haben das Nachhaltigkeitssiegel "Blauer Engel" und das ist unserer Kundschaft auch sehr wichtig. Man merkt einfach, dass Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert einnimmt", erzählt Hart. Für die Zukunft sieht sich Geschäftsführer Dieter Körner dennoch gut gerüstet: "Wir haben eine hohe Innovationsbereitschaft in der Firma und können uns an die neuen GBegebenheiten in der Branche anpassen. Ich bin mir sehr sicher, dass die Firma in zehn Jahren noch gut im Geschäft ist, auch wenn die langfristige Zukunft des Druckhandwerks definitiv eine ungewisse ist."

 
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