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Thüngersheim
Die digitale Ravensburg als Besonderheit des Höfe-Festes zum Ortsjubiläum
Zu bewundern ist die digitale Rekonstruktion der Ravensburg bei Thüngersheim für die Gäste des Höfe-Festes am kommenden Wochenende im Anwesen Paeth in der Dürrengasse 3.
Foto: Rekonstruktion Verein Burglandschaft | Zu bewundern ist die digitale Rekonstruktion der Ravensburg bei Thüngersheim für die Gäste des Höfe-Festes am kommenden Wochenende im Anwesen Paeth in der Dürrengasse 3.
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 01.07.2023 03:42 Uhr

Die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Thüngersheim geht zurück ins Jahr 1098. Sie liegt damit in engem zeitlichen Zusammenhang mit der bis ins Jahr 1170 zurück reichende Geschichte der Ravensburg. Es war deshalb also naheliegend, dass die ehemalige Burganlage eine besondere Stellung einnimmt beim siebten Höfe-Fest, mit dem die Gemeinde am kommenden Wochenende von Freitag, 30. Juni, bis Sonntag, 2. Juli, ihr Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung vor 925 Jahren feiert.

Als Leitausstellung steht dabei die im Vorjahr durch den Verein Burglandschaft erstellte visuelle Rekonstruktion der Ravensburg im Mittelpunkt von zwei Dutzend Ausstellungen in 25 Gehöften des historischen Altorts. Im Anwesen Paeth in der Dürrengasse 3, wo die Ausstellung auch während des Höfe-Festes zu finden sein wird, fand unter Beteiligung der Vertreter der Festgemeinschaft und deren Sprecher Michael Roth die Eröffnung der Leitausstellung bereits eine Woche vor dem großen Festwochenende statt – mit einer handfesten Überraschung.

Heute gibt es nur noch wenige Reste

Ihren Standort hatte die Ravensburg ursprünglich auf einem Felssporn zwischen Thüngersheim und Veitshöchheim. Mit ihrem kontrollierten Abriss durch das sogenannte Schleifen wurden, wie im Mittelalter üblich, Verfehlungen der Burgherren gesühnt. Seither verweisen lediglich Reste des Bergfried und die örtliche Bezeichnung als Weinlage auf die ehemalige Burganlage. Im Vorjahr holte der Verein Burglandschaft die Ravensburg durch eine digitale Rekonstruktion aus dem Dornröschenschlaf. Beim Höfe-Fest am kommenden Wochenende ist sie das "Highlight" unter zwei Dutzend Ausstellungen im historischen Altort der Weinbau-Gemeinde.

Modernste Technik und intensive Bemühungen des Vereins ermöglichten im Vorjahr bereits die visuelle Wiederherstellung der ehemaligen Ravensburg. Deren spärliche Überreste auf einem Bergsporn mit faszinierendem Blick ins Maintal bestehen aktuell lediglich noch aus Resten des Burgfrieds. Insofern ist die Rekonstruktion alleine schon sensationell. Zumal dem Projekt keine archäologischen Untersuchungen zu Grunde lagen, wie Burglandschaft-Geschäftsführer Dr. Jürgen Jung bei der Eröffnung der Ausstellung einräumte. Diese könnten laut Jung dazu beitragen, weitere Erkenntnisse über die Gebäudestruktur oder über die Ausstattung der Burg zu gewinnen.

Rekonstruktion ist nur ein Zwischenergebnis

Beim Versuch, der Burg vom Heute ins Früher der bis ins Jahr 1170 zurück reichenden Geschichte zu folgen, orientierten sich die Projektanden wegen der wenigen Reste zunächst an bekannten Vergleichsbauten vergleichbarer zeitlicher Epoche. "Die kläglichen Reste werden der Ravensburg nicht gerecht, und überfordern das Vorstellungsvermögen", begründete Jung die durchgeführte Rekonstruktion. Dass es sich hierbei, wie von Jung bemerkt, lediglich um ein Zwischenergebnis handelt, bestätigte sich innerhalb nur eines Jahres durch neue Erkenntnisse.

Einen maßgeblichen Beitrag hierzu lieferte Ortsbürger Franz-Josef Remling durch umfassende eigene Recherchen. Dadurch ergaben sich im Nachgang der durchgeführten Rekonstruktion neue Hinweise auf eine Zisterne am südlichen Rand des Bergsporns. Die Hinweise wiederum ließen sich zwischenzeitlich durch Lesefunde von Dachziegelresten belegen. Diese sprechen laut Burgenlandschaft-Geschäftsführer Jung für die Theorie einer überdachten Zisterne.

Mit der Digital-Brille die Burg erkunden

Die erstellte Rekonstruktion der Ravensburg gibt es während des Höfe-Festes im Anwesen Paeth als Bilderserie und als Kurzfilm dreidimensional zu entdecken. Darüber hinaus können sich die Gäste der Ausstellung per Digital-Brille im 360-Panorama in der Burg bewegen. Ergänzt wird die Leitausstellung durch Gewänder und Keramikgefäße, wie sie damals von den Burgleuten getragen und benutzt wurden. "Thüngersheim hat wieder seine Burg, wenn auch nur digital", zeigte sich Michael Roth, Sprecher der Festgemeinschaft, bei der Ausstellungseröffnung begeistert.

An allen Veranstaltungstagen hat das Höfe-Fest neben zwei Dutzend Ausstellungen in den Gehöften des historischen Ortskerns zahlreiche künstlerische Programmpunkte und kulinarische Überraschungen.

Alle Informationen zum Höfe-Fest sind auch online abrufbar unter www.hoefe-fest.de

Zumindest als digitale Rekonstruktion hat Thüngersheim wieder seine Ravensburg und präsentiert sie am kommenden Wochenende als Leitausstellung zum Ortsjubiläum beim siebten Höfe-Fest. Darüber freuen sich die Verantwortlichen  Dr. Jürgen Jung (von links), Karen Heußner, Peter Volk, Veronika Wegner, Michael Röhm, Michael Roth, Helge Paeth, Joachim Mechler und Prof. Dr. Heiko Paeth.
Foto: Herbert Ehehalt | Zumindest als digitale Rekonstruktion hat Thüngersheim wieder seine Ravensburg und präsentiert sie am kommenden Wochenende als Leitausstellung zum Ortsjubiläum beim siebten Höfe-Fest.
 
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