"Trockenstress in unseren Wäldern" war das Schwerpunktthema einer Tagung der Sektion Waldbau im Deutschen Verband Forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA). Fachleute aus ganz Deutschland waren dafür nach Reichenberg gekommen. Bei einer Exkursion in den Guttenberger Forst wurde deutlich, wie sehr inzwischen auch die Rotbuche durch Trockenheit und extreme Hitzeperioden geschädigt ist.
Start der Exkursion war die Waldklimastation im Guttenberger Forst im Staatswald. Sie ist eine von 19 Waldklimastationen in ganz Bayern, die die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) eingerichtet hat, um zu erfahren, wie es dem Wald geht. An diesen 19 Orten werden seit 30 Jahren wichtige Parameter wie Bodenfeuchte, Lufttemperatur, Niederschlag und Kronenzustand gemessen. Anhand dieser Messdaten analysiert die LWF den Zustand der bayerischen Wälder.
Wie dramatisch die Situation der Buche auf der mainfränkischen Trockenplatte ist, machte Elfi Raunecker, Bereichsleiterin Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg deutlich. Immerhin stellt die Buche 50 Prozent des Baumbestandes des Lebensraumtyps Buchenwald, die Eiche 24 Prozent, die Fichte sieben Prozent. Tendenz fallend. Denn die Fichte verabschiedet sich hier seit Jahren schon aufgrund der Trockenheit, sagte Raunecker.
"Zur Überraschung von uns allen fängt aber auch die Buche, die dominierende Baumart in unseren Wäldern, massiv zu schwächeln an", erläuterte sie. Dafür gibt es vielerlei Gründe, unter anderem die geringen Niederschläge, die hohe Sonnenscheindauer und die intensive Sonnen-Bestrahlung. Nach drei extremen Trockenjahren sei zwar das Jahr 2021 niederschlagsreicher gewesen, aber "der Wasserspeicher ist noch nicht ganz aufgefüllt". Zur Trockenheit im "Klima-Hot-Spot" Kitzingen-Würzburg kommen auch noch Schädlinge, wie Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner, Borkenkäfer und andere, die den Bäumen massiv zusetzen.
Die Besonderheiten der fränkischen Platte erläuterte Hans Peter Dietrich von der LWF Freising: "Sie ist der flachste bayerische Landesteil mit nur 300 Metern Höhe, den geringsten Niederschlägen, den wärmsten Temperaturen und einem besonderen Klima." Aber nicht nur das. Auch die Schichtung des Bodens mit teilweise hohen Kalkanteilen sei sehr anspruchsvoll für alle Baumarten, auch wenn die Eiche damit gut klar kommt.
In einem 120 Jahre alten Eichenwirtschaftswald mit Hain- und Rotbuchen im Unterwuchs erläuterte er die Besonderheiten dieses Waldes. "Generationen von Forstleuten haben dieses Bild, wie wir es heute sehen, geschaffen, das ist eine hohe Kunst", meinte er. Seit genau 30 Jahren messen Fachleute an den Waldklimastationen, wie sich verschiedene klimatische Parameter auf unsere Wälder auswirken. Dabei geht es zum einen um metereologische Daten, und zum anderen um den Wasserkreislauf im Wald. Durch Sensoren in den unterschiedlichen Bodenschichten könne man sagen, wie feucht die Waldböden wirklich sind.
Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchungen ist, dass sich die Temperaturen in den letzten 70 Jahren, besonders aber seit 1990, im Sommerhalbjahr um 1,8 Grad erhöht haben. Das sei gigantisch, so Dietrich. Vor allem extreme Trockenjahre in Folge wie 2018, 2019 und 2020 sind für die Bäume eine Herausforderung, die sie bisher in keinster Weise kannten. "Für die Wälder bedeutet das, dass ihnen etwas an Standortsgunst weggezogen wird. So als ob einem das Auto von jetzt auf nachher weggenommen wird und man alle Wege mit dem Fahrrad fahren muss", so der Forstmann.
Und wie gehen die Bäume damit um? Die Eiche hat diese Trockenjahre bisher gut überstanden. "Die Buche allerdings zeigt deutliche Kronenschäden, zum Teil sterben sie sogar ab", sagte er. Für die Buchen gebe es keine guten Prognosen, weil viele geschädigte Bäume gleichzeitig auch noch von Insekten befallen werden. Ganz extrem seien hier der Buchdrucker, der Buchenborkenkäfer, und der Prachtkäfer auf dem Vormarsch. Aber auch Pilzbefall macht den kranken Buchen zu schaffen.
Und Sonnenbrand an der Rinde, wie Heiko Glöckner, stellvertretender Betriebsleiter des Forstbetriebs Arnstein in einem anderen Teilstück des Guttenberger Forstes zeigte. In der Folge platzt die Rinde auf und blättert ab. Der Baum leidet extrem und wirft Blätter ab, die Kronen sterben und letztlich der ganze Baum. "Ganze Buchenbestände haben 2019 begonnen sich aufzulösen. Das ist vollkommen neu, das kennen wir so nicht", sagte Michael Grimm, Abteilungsleiter beim AELF Kitzingen-Würzburg.
Und wie geht man damit um? "Wir sind hier im FFH-Gebiet und Bannwald und müssen sensibel vorgehen", meinte er. Lange Zeit hätten Forstleute hier nur auf die Buche gesetzt, jetzt sollen Mischbaumarten wie Eiche und Kirsche an diesem Standort dem Klimawandel trotzen.