Es war im Februar 1989, als eine verrückte Bande Ochsenfurter, die "aufgeweckten Schlafmützen", aus einer Laune heraus beschloss, einen Carnevalsverein zu gründen. Der Anlass war passend: Sie saßen am 7. Februar 1989 in den Klosterbräustuben nach dem Faschingszug zusammen. Alle waren gut gelaunt und in Faschingsstimmung. Auf der Rückseite einer Speisekarte besiegelten die Beteiligten mit ihrer Unterschrift ihr Vorhaben.
Die treibenden Kräfte waren Egon Roth und Herbert Gransitzki. 1989 war das Jahr der Planungen und des Organisierens. Egon Roth leitete die erforderlichen Schritte ein und der Verein schloss sich dem Fastnachtsverband Franken an. In diesem Jahr gab es auch den ersten Rathaussturm, unterstützt von den Kracken aus Goßmannsdorf.
Der Till und sein Schellenbaum
Das Motto war "Der Till und seine OCC-Narren", wobei Werner Treiber mit seinem Schellenbaum die Symbolfigur darstellte. Die damaligen Narren trafen sich wöchentlich in der Kegelbahn, um Masken und Kostüme für den Faschingszug 1990 herzustellen. Der Anfang war gemacht. Und der Ochsenfurter Carnevalsclub (OCC) etablierte, vergrößerte und entwickelte sich.
Doch er hatte schon einen Vorläufer: Denn bereits 1862 wurde die "Narrhutia Oxovia" gegründet. Er belebte die Ochsenfurter Geschichte besonders in der Nachkriegszeit. In den 50er Jahren lebten die Kappenabende, Faschingsbälle und Faschingszüge wieder auf. Der OCC verfügt über einen besonderen Schatz an Erinnerungen an die "Narrhutia Oxovia". Anfang der 1990er Jahre wurde auf dem Dachboden eines Hauses in Winterhausen ein alter Koffer gefunden. Darin befanden sich Unterlagen zum früheren Faschingsverein. Der Koffer wurde an den OCC übergeben. Schriftführerin Gertrud Röll hütet diesen Schatz und findet immer wieder neue Unterlagen, wie beispielsweise auch ein Textbüchlein mit Liedern.
Unterstützung gefunden
Auch den Faschingszug gab es schon einmal in Ochsenfurt. 1958 hatte Richard Kleinschrod, Gastwirt vom "Café zum Schmied von Ochsenfurt", die Idee dazu. Rechtsanwalt Hans Hohe und Kreisheimatpfleger Martin Albach, damals Vorstände des Fremdenverkehrsvereines, suchten sich Unterstützung bei den Ochsenfurter Geschäftsleuten. Von den Spenden wurden drei Faschingsmäntel mit Mützen angeschafft. Der Künstler Willi Freund entwarf einen Faschingsorden, in Bezug auf das Rathaus hieß er "Rote Mühle".
Der Faschingszug bestand aus beachtlichen 25 Wägen und auch Reitergruppen. Auch im Jahr darauf fand ein Faschingszug statt und es wurde ein Elferrat gegründet. 1960 gab es sogar eine Prunksitzung in der TVO-Halle. Wie so oft kam es zu Querelen zwischen Personen des TVO und des Fremdenverkehrsvereines. Deshalb schlief diese Tradition wieder ein.
Glücksfall Paula Herrmann
1990 hatte Ochsenfurt das erste Prinzenpaar. Doch der Golfkrieg machte den Narren einen Strich durch die Rechnung, so dass die Premiere der Prunksitzungen erst 1992 stattfand. Da trat auch der Elferrat zum ersten Mal in den schicken Anzügen und den Kappen auf. Die Mitglieder eines Faschingsvereins müssen sich in der Regel selbst um alles kümmern. Dazu gehören die vielen Arbeitseinsätze, das Herstellen von Kostümen und Dekoration sowie der Wagenbau.
Ein Glücksfall für den OCC war Paula Herrmann. Sie stellte die erste Garde und eine Showtanzgruppe zusammen und trainierte sie auch. Inzwischen hat der Verein vier Garden, dazu die Purzelgarde, das Männerballett, die Showtanzgruppe. Natürlich dürfen auch die Tanzmariechen nicht fehlen, die immer wieder mit Können und Akrobatik begeistern. Wurden die Prunksitzungen anfangs durch Tänze und Reden der Gastvereine unterstützt, so kann der OCC inzwischen auf viele Eigengewächse zurückgreifen.
Natürlich gab es den Till, das Käuzle, das in Anlehnung an die Main-Post-Kolumne über das Ochsenfurter Stadtgeschehen berichtete. Unvergessen sind die Bütten von Anita Heer, die in die verschiedensten Rollen schlüpfte, von Karin Braun, die ihre Texte selber schrieb, von Annemarie Roth und seit kurzem dem Schmied von Ochsenfurt.
Nachwuchs in der Bütt
Die jetzige Faschingsprinzessin Celina Gnirck, die schon in der Purzelgarde anfing, war die erste, die in die Kinderbütt stieg. Dann folgten Paula Leimeister und ihre Schwester Rosalie, Mika Wildauer und sein Bruder Morten, Leon Beck und kürzlich Adrian Brunn, der jedoch wegen Corona nicht zum Auftritt kam.
Die Zeit der Pandemie, eine Zeit ohne Veranstaltungen und Training, verursachte einen Stillstand. Aber jetzt steht der Ochsenfurter Carnevalsclub wieder in den Startlöchern. Es wird geplant und geprobt. Und auch das Hauptziel des Vereins, die Jungendarbeit, kann weiterverfolgt werden.