
Knapp 20 großformatige Gemälde (Acryl und Öl auf Leinwand), etwas Druckgrafik und Plastiken ergeben zusammen die Ausstellung "Wenn Krakau kommt" in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens im Spitäle. Der Künstler Hans Krakau liebt Roman Polanskis ähnlich-namigen Film seit dessen Erscheinen in den frühen 1960-er Jahren. Die Drohung, dass "Katelbach" kommt (was er, wie Godot, nicht tut), stürzt eine kleine Menschengruppe in Furcht, Chaos und Fehlentscheidungen.
Das passt zu den – oft alleinstehenden – Figuren auf Krakaus Bildern. Die meisten von ihnen leiden. Worunter, das zeigt ihr Schöpfer nie. Es könnten militärische Ursachen im Spiel sein. Darüber lässt das Gemälde "Stille I" in der Saalmitte links spekulieren. Genau gegenüber hängt die Luftansicht einer Großstadt, die auch nicht grade für die Unverletzlichkeit urbanen Lebens steht. Ein Titel wie "Bomben auf Golgatha" zeigt mit zwei Wörtern, wie sehr es Krakau auf die Begegnung von Realität und Mythos in seinen Werken ankommt.
Hans Krakau steht in der Tradition der Schreckensmaler
Er steht in der Tradition der Schreckensmaler. Beim Verzerren seiner Figuren geht Krakau weit, doch längst nicht so weit wie zum Beispiel Francis Bacon. Was nicht heißen soll, dass seine Gemälde harmloser wären. Denn: Wie erzählt er von seinen Schockmomenten? Nun, man muss sich die verfremdeten Gesichter, die Gliedmaßen einfach nur genau anschauen. Dann wird es klar: Deformiert sind nicht die menschlichen Körper, also die Objekte der Darstellung (wie beim erwähnten Bacon).
Bei Hans Krakau, dem scheinbar milderen, liegt die Deformation in der Abbildung, auf der Leinwand, in der Art der Darstellung selbst – und damit liegt all dieses Leiden im Inneren des Künstler. Den kann sich der Betrachter nicht als einen sadistischen Schöpfer schrecklich verunstalteter Wesen vorstellen, sondern nur als Mitleidenden.
Ein Heilsgeschehen wird nicht vollendet
Dieses Stichwort, Mitleid, über das sich der Philosoph Friedrich Nieztsche bis zum Narrischwerden aufregen konnte, verbindet den Wahlfranken Hans Krakau (geboren 1948 in Köln) mit dem Christentum, auch wenn er nun wirklich keine Erlösung zeigt. Ein Heilsgeschehen wird nicht vollendet, ja, ist überhaupt nicht in Sicht. Doch auch kein Nihilismus. Wenn es dem Betrachter um eine Botschaft, vielleicht sogar um eine österliche Botschaft geht, dann mag er in den Gemälden Krakaus eine Wiederauferstehung der Empathie erkennen.
Die Ausstellung beginnt am Karsamstag mit einer Vernissage um 19 Uhr. Walter Bausenwein hält die Ansprache. Bis 1. Mai ist der Künstler jeden Sonntag anwesend.