Nicht weit der kleinen Ortschaft Burgerroth führt der Gaubahnradweg an einem Betonbauwerk vorbei, das sich der Wald fast wieder erobert hat. Eine betonierte Wand mit großen Tafeln lugt aus dem Grün der Blätter und dem Geäst der Bäume hervor. Vielen vorbeifahrenden Radlerinnen und Radlern fällt das Bauwerk vermutlich gar nicht auf.
Etwas auffälliger ist da eine nicht weit entfernt stehende Hütte aus Holz. An der Hütte weist ein Ortsschild von Burgerroth darauf hin, dass dieses Gebäude ursprünglich eine öffentliche Funktion hatte. Wer aber weiß noch, dass es sich bei dem gesamten Ensemble um einen ehemaligen Bahnhof handelt? Und zwar um die Bahnstation Burgerroth der Regionalbahn von Aub nach Weikersheim; der Gaubahn, die auch dem Radweg den Namen gab.
Bereits mehrere Ausstellungen organisiert
Um dies wieder ins Bewusstsein zu bringen, wollen die Gaubahnfreunde, eine Gruppierung von aktuell fünf Männern, zur Kirchweih eine Ausstellung in der städtischen Bücherei in Aub organisieren.
Zur Auber Kirchweih ist es üblich, dass dort Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit haben, ihre Bilder oder ihre Werke auszustellen. In diesem Jahr erhalten die Gaubahnfreunde die Gelegenheit, an die zu Beginn der 1990er Jahre endgültig aufgegebene Gaubahn zu erinnern.
Schon wiederholt haben die fünf Enthusiasten Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert, mit denen sie die Gaubahn in Erinnerung brachten. Bei Menschen, die die Bahn noch erlebt haben, lösten diese Ausstellungen oft Emotionen bis hin zu Tränen aus. Bis zu ihrer Einstellung im Oktober 1974 sind die Ortsansässigen mit dem "Gaubähnle" zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen gefahren.
Bahnhöfe auf rund acht Metern Länge nachgebaut
Die Gaubahnfreunde haben sogar die Bahnhöfe Gaukönigshofen und Schäftersheim im Maßstab 1 zu 87 detailgetreu nachgebaut und widmen sich dabei auch dem Thema der Rübenverladung. Wie Uwe Sieber und Markus Fiedler berichten, haben sie in ihrem Modell auf rund acht Metern Länge Situationen dargestellt, wie sie für die Menschen nahe der Bahnstrecke früher alltäglich waren.
Das Modell zeigt die Strecke um den Bahnhof Gaukönigshofen und viele Details: Ein Güterzug mit voll beladenen Wagons; selbst die Zuckerrüben darin werden im Model unter Verwendung von eingefärbten Senfkörnern dargestellt. Reisende, die am Bahnsteig stehen und auf den Zug warten. Ergänzt wird die Ausstellung von Bildern und alten Erinnerungsstücken. Ziel sei es, die Erinnerung an die Gaubahn zu erhalten und wenn möglich eine Dauerausstellung, beispielsweise in einem alten Bahnhofsgebäude, einzurichten.
Kleine Station zur Jagdhütte umgebaut
Die kleine Station im Auber Stadtteil Burgerroth ist eine der wenigen, an der Gebäude noch an die ehemalige Lokalbahn erinnern. Das ehemalige Bahnhofsgebäude, ein kleines Holzhäuschen, hat sich Jagdpächter Werner Deppisch aus Aub zur Jagdhütte umgebaut. Wenn auch einige Details verändert wurden, vermittelt das Gebäude doch noch einen recht guten Eindruck, wie solche einfachen Haltestationen an der 1907 in Betrieb gegangenen Eisenbahn ausgesehen haben.
Neben dem Bahnhofsgebäude in Burgerroth und dem stark vernachlässigten Bahnhofs in Röttingen sind nur noch in Gelchsheim und Gaukönigshofen die Bahnhofsgebäude erhalten geblieben.
Dass ihnen zur Auber Kirchweih eine Ausstellung in der Bücherei direkt am Marktplatz ermöglicht wurde, freut die Gaubahnfreunde. Als Dankeschön werden sie der Stadt Aub auch ein Geschenk überreichen, das direkt mit der Gaubahn zu tun hat. Um was es sich dabei handelt, wissen nur wenige Eingeweihte, zu denen noch nicht einmal der Auber Bürgermeister zählt.
Die Gaubahnausstellung im Auber Rathaus wird am 15. August formell eröffnet und ist während der Kirchweihtage von Samstag, 19. August, bis Montag, 21. August, zu sehen.