Mit einer eindrucksvollen Ausstellung erinnert die Würzburger Siebold-Gesellschaft an den 75. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Sommer 1945. Die umfangreiche Dokumentation war eigentlich für vergangenes Jahr – in Zusammenhang mit der damals gezeigten Sonderschau zum 16. März 1945 – geplant, musste aber wegen Lockdowns und Museumsschließung kurzfristig um ein Jahr verschoben werden.
Auf großformatigen Schautafeln und eindrucksvollen Großphotographien werden Vorgeschichte, Abwurf der Bombe sowie Kurz- und Langzeitfolgen der verheerenden Angriffe vom 6. und 9. August 1945 erläutert, die in beiden Städten über 200 000 Menschenleben forderten. Zusammengestellt wurde die Dokumentation von der Nagasaki Memorial Peace Hall, die sich das Gedenken an die Atombombenangriffe und den Kampf für eine atomwaffenfreie Welt zur Aufgabe gemacht hat.
Der japanische Generalkonsul in Bayern, Nobutaka Maekawa, freute sich, dass die Schau nach Dresden nun auch in Würzburg zu sehen ist, zwei Städten, in denen das Bewusstsein durch die eigene leidvolle Erfahrung geschärft sei. Auch deshalb, so Bürgermeisterin Judith Jörg, engagiere sich Würzburg in der Initiative International Mayors for Peace, die für eine Ächtung von Atomwaffen eintritt.
Verbunden mit der Partnerstadt am Main
In ihren Videobotschaften dankten der Oberbürgermeister von Nagasaki, Tomihisa Taue, und der Direktor der Nagasaki Peace Hall, Noriyasu Takahira, für die Gelegenheit, die Ausstellung auch in Siebolds Heimat Würzburg zeigen zu können und brachten ihre Verbundenheit mit der Partnerstadt am Main zum Ausdruck.
Christoph Reiners, langjähriger Direktor der Würzburger Universitätsklinik für Nuklearmedizin, schilderte die Wirkung der Explosionen – als verheerende Druck- und Hitzewelle, aber auch durch kurz-, mittel- und langfristige Strahlenschäden. Die detaillierte, jahrzehntelange Nachverfolgung und -untersuchung der Strahlenopfer, so der ausgewiesene Fachmann, dessen Expertise auch nach den Reaktorunfällen in Tschernobyl und Fukushima gefragt war, bestimme bis heute Strahlenschutzmaßnahmen und zulässige Grenzwerte. Anrührend sei das Schicksal des Radiologen Takashi Nagai in Nagasaki, der aufgrund seines Berufes an Leukämie erkrankt war und seine verbliebene Lebenszeit den Strahlenopfern widmete.
Aufgrund der aktuellen Pandemielage konnten nicht, wie geplant, betroffene, heute hochbetagte Zeitzeugen, sogenannten „Hibakusha“, nach Würzburg reisen, um persönlich über ihre Erlebnisse zu berichten. Eine Life-Schaltung im Siebold-Museum ist jedoch für einen der kommenden Sonntage geplant. Außerdem haben Schüler des Siebold-Gymnasiums, so dessen Direktor Hansgeorg Binsteiner, Beiträge und Aktionen zur Ausstellung vorbereitet.
Für Schulklassen können Besuchstermine außerhalb der regulären Öffnungszeiten vereinbart werden. Dort gibt es auch die Möglichkeit, in Origami-Technik Kraniche zu falten: Dies erinnert an ein leukämiekrankes Mädchen aus Hiroshima, das sich, einer alten Tradition folgend, ihre Genesung erhoffte, wenn ihre Freunde für sie tausend Kraniche falten würden.
Das Museum in der Frankfurter Straße 87 ist täglich außer montags von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Die Ausstellung ist bis zum 28. November zu sehen.