Die kleine obere Zwiebel des Würzburger Torturms ist saniert und mit neuem Schiefer versehen. Der Blitzableiter ist montiert und die Zeitkapsel befindet sich wieder neu bestückt an ihrem angestammten Platz. Der obere Teil des Gerüstes muss abgebaut werden, damit die Handwerker den nächsten Turmteil mit neuen Schieferplatten versehen können. Zum letzten Mal konnte beim Einbringen der Zeitkapsel so die Aussicht von ganz oben genossen werden.
Bevor die kupferne Kapsel in gut 35 Metern Höhe ihren Platz für lange Zeit gefunden hatte, befüllte sie Bürgermeister Wolfgang Lampe im Beisein seines Stellvertreters Hermann Schuch und Kreisheimatpfleger Georg Schöck im Sitzungssaal des Rathauses. In das Behältnis kamen, eingehüllt eine kleine Uffenheim-Stofftasche, eine Tageszeitung, Berichte über die Turmsanierung in den örtlichen Zeitungen und dem Mitteilungsblatt, ein Stadtplan, ein Flyer über den historischen Stadtrundgang, die Beschlussvorlage mit Kostenberechnung zur Turmsanierung und ein Satz Euromünzen.
Kreisheimatpfleger besorgte kupferne Zeitkapsel
Kreisheimatpfleger Georg Schöck hatte Bürgermeister Wolfgang Lampe im Vorfeld beraten, was in die Zeitkapsel soll. Auch hatte er die Zeitkapsel organisiert. Eine solche war gar nicht so einfach zu bekommen, weswegen Schöcks Sohn zur Sicherheit eine aus Kunststoff gefertigt hatte. Doch das Teil traf, wenn auch knapp, rechtzeitig bei der Stadt ein.
Die Sanierung hatte Anfang des Jahres begonnen. Sie war notwendig geworden, weil in den vergangenen Jahren immer wieder Schieferplatten herabgefallen waren. 2018 seien Platten durch eine Firma gesichert worden. Am 5. Juli 2020 fielen erneut Platten herab. Daraufhin ging es mit der Drehleiter der Feuerwehr in luftige Höhen hinauf, um den Turm genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis war ernüchternd: Die äußeren Gesimsbalken erwiesen sich als teilweise morsch. Durch Wassereintritt seien auch einige Balken im Inneren schadhaft gewesen.
Um den oberen Teil des Turms wurde ein Netz gespannt. Fachleute wurden hinzugezogen. Während der Sanierungsphase war die Tordurchfahrt gesperrt worden.
Dachstuhl hatte sich nach Norden geneigt
Die Zimmererarbeiten am Turm sind laut Bürgermeister Lampe so weit abgeschlossen. Der komplette Dachstuhl wurde wieder ausgerichtet, nachdem er sich nach Norden geneigt hatte. Schadhafte Holzteile wurden saniert beziehungsweise ausgetauscht.
Die Fachwerkwände sind saniert, Schalung und Schieferung müssen noch angebracht werden. Der Turmschaft muss noch gereinigt werden, dann kann gestrichen werden. "Das ist stark witterungsabhängig", sagte Lampe und vermutete, dass es Frühjahr werden könne, bis das Gerüst abgebaut wird. Nur im allerbesten Fall könnte das Gerüst bis Weihnachten abgebaut werden, meinte Gerd Krämer vom Planungsbüro Liebberger & Schwarz, der zusammen mit seinem Chef Karlheinz Liebberger oben auf dem Gerüst die kleine Delegation mit der Kapsel in Empfang nahm.
Im Torhaus (Barbakane) hätten nach der Öffnung größere Sanierungsmaßnahmen stattfinden müssen als erwartet. Manches offenbare sich erst während der Bauphase, erklärte der Bürgermeister.
Kostenschätzungen liegen bei knapp einer Million Euro
Erste Kostenschätzungen hatten zu Beginn bei 1,1 bis 1,2 Millionen Euro gelegen. Die voraussichtliche Abrechnungssumme liege bei etwas unter einer Million Euro – trotz unvorhergesehener Dinge, freut sich der Bürgermeister.
Wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind und auch im Inneren alles erledigt ist, werden die ausgelagerten Möbel und Gegenstände der einstigen Türmerstube wieder in den Turm gebracht. Dann kann dieser wieder besichtigt werden. Insbesondere Schulklassen, auch aus den Partnerstädten, hätten bislang das Angebot gerne genutzt.