Rund zwei Monate lang ist Würzburg um eine Touristensensation reicher: Wer sich auf der Alten Mainbrücke fotografieren lässt, hat neben den steinernen Heiligen und der Festung Marienberg nun auch noch einen knallig roten, 20 Meter hohen Kran mit auf dem Bild. Denn seit ein paar Tagen wird im Flussbett unter der Brücke gegraben und gebohrt – und das alles vom Schiff aus.
„Wir tauschen hier die Fischbauchklappe aus“, erklärt der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt, Heinrich Schoppmann, und deutet auf die Stauanlage unterhalb der Brücke. 1954 wurde die Metallklappe, mit der sich der Wasserpegel steuern lässt, in das Wehr eingebaut. Mittlerweile ist sie laut Schoppmann in einem so „schlechten Zustand“, dass die Platte in einer aufwändigen und zeitintensiven Baumaßnahme ersetzt werden muss. Das Austauschen an sich passiert allerdings erst im kommenden Jahr.
„Wir müssen den Bereich jetzt erst einmal trockenlegen“, sagt Schoppmann. Dafür müssen so genannte Revisionsverschlüsse vor und hinter der Fischbauchklappe nahe des Restaurants „Alte Mainmühle“ eingebaut werden. Anschließend kann zwischen diesen Stauplatten das Wasser abgepumpt werden.
Was sich recht einfach anhört, ist ziemlich kompliziert: „Der Wasserdruck ist an dieser Stelle sehr hoch und der Boden extrem hart“, zählt Bauleiter Jochen Hümmer zwei Probleme auf. Um die Stauplatten fest genug anbringen zu können, werden sechs Meter tiefe Löcher in den Grund gebohrt. Weil der aus Muschelkalk und Fels besteht, brauche der riesige Bohrer rund fünf bis sechs Stunden für ein Loch. Insgesamt werden 255 Stabanker und rund 120 Tonnen Stahl unter Wasser mit Hilfe von Maschinen und Tauchern eingebracht.
„Das Ganze kostet rund vier Millionen Euro“, sagt Hümmer. Die Kosten trage der Bund, da es sich beim Main um eine Bundeswasserstraße handelt. Teuer ist die Belieferung vom Wasser aus, doch da die Alte Mainbrücke nicht mit dem Autokran befahren werden darf und die Zufahrt auch sonst schwierig ist, blieb dem Wasser- und Schifffahrtsamt keine andere Möglichkeit. Beladen wird das 85 Meter lange Bauschiff aus Platzgründen bei der Kalten Quelle in Heidingsfeld.
In acht Wochen sollen die Stauplatten dann stehen – wenn das Wetter mitspielt. „Bei Hochwasser müssen wir die Baustelle räumen“, erklärt Hümmer. Sollte alles glatt gehen, wird die erste Bauphase dann rechtzeitig Mitte Oktober beendet, bevor der Wasserpegel im Winter wieder ansteigt. Der tatsächliche Austausch der Fischbauchklappe findet dann ab Mai 2016 statt.