„Rettungsfahrzeuge – Ausfahrt freihalten“ steht klar erkennbar am Hallentor der Alten Feuerwehr, trotz abgefallener Buchstaben. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich das blasse DLRG-Logo nebenan. Und dann hängt da der Infokasten des Würzburger Tafelvereins. Dem Gebäude sind seine Nutzer, frühere und aktuelle, anzusehen. Diese Spuren verschwinden. Der Komplex Hauptstraße 7 wird nach Plänen des Paares Mauermann zum Kulturzentrum, mit Veranstaltungssaal, Café und Bücherei, umgebaut.
Die Architekten Beatrix und Norbert Mauermann stehen im Dachgeschoss der Alten Feuerwehr. Ein ungemütlicher Ort, mit herabhängenden Tapeten, gesprungenen Wandfliesen. Mitarbeiter des Bauhofes haben in den vergangenen Tagen in dem Bau „aufgeräumt“. Teile der Dachdämmung aus Stroh und Glaswolle rissen sie heraus, ebenso nicht tragende Wände. Kaum vorstellbar, dass hier bis Sommer Menschen wohnten.
Die Alte Feuerwehr wird wieder gemütlich; aber erst muss sie bis auf den Rohbau entkernt und neu aufgebaut werden. Eineinhalb Jahre soll das dauern. Norbert Mauermann weiß, dass manch Gerbrunner ob der Bauzeit die Stirn runzelt: „Die Eingriffe sind massiv; das wird eine richtige Baustelle.“ Das sei nicht allen klar.
Dass es nicht um Kleinigkeiten geht, zeigt auch die Bausumme. Zwei Millionen Euro sind veranschlagt. Es ist das erste Großprojekt der langfristig angelegten Altortsanierung.
Zwei Drittel der Summe werden in das Haupthaus fließen, in die Fahrzeughalle, die einmal Veranstaltungssaal werden soll und in die Räume daneben sowie im Ober- und im Dachgeschoss, in dem die Mauermanns gerade stehen.
Fürs Erdgeschoss ist ein Café geplant, das die Mainfränkischen Werkstätten betreiben. Darüber erreichen Besucher künftig die Bibliothek, die sich samt Galerie über die oberen Geschosse erstreckt. Die Öffnungszeiten beider Einrichtungen werden aneinander gekoppelt sein.
Das Kernstück des Haupthauses bildet laut Plan jedoch der Veranstaltungssaal in der Fahrzeughalle. Dort standen einst die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Der Ortsverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) fand dort Raum. Vor knapp vier Jahren fand dort sogar ein Jazzabend statt.
Jetzt hat eine Ausgabestelle der Würzburger Tafel dort ihr Domizil. Tische, Stühle und Kisten mit Schoko-Weihnachtsmännern. Außerdem stehen Bauhof-Fahrzeuge und der Gemeinde-Roller drin. Noch.
Dort soll am meisten eingegriffen werden. Ein Durchbruch in der Rückwand, ein Anbau. Er soll Platz bieten für die Bühne, einen Vorraum und Toiletten. Bühnentechnik und Beleuchtung werden ebenfalls in der alten Fahrzeughalle installiert.
Die Idee, einen Auftrittsort für Künstler und Theaterleute zu schaffen, kam von den Laien-Kabarettisten der Gela '84. Aber auch Vereinssitzungen oder Kommunionen sollen dort stattfinden können. Ein Übergang zum Cafe besteht – falls die Bücherei Lesungen plant.
„Die Substanz ist grundsätzlich gesund“, sagt Norbert Mauermann. Altlasten seien nicht gefunden worden. Das Gebäude stammt von 1958. Da wurde offensichtlich weniger belastetes Material verbaut als in den Jahrzehnten danach.
Um die Substanz müssen sich die Architekten beim künftigen Domizil des Tafelvereins nicht sorgen. Es wird im 90-Grad-Winkel ans Haupthaus anstelle von Garagen neu angebaut. „Damit umrahmen wir den Platz vor der Alten Feuerwehr. Und wir verleihen der Lebensmittelausgabe mehr Würde und Respekt denen gegenüber, die sie in Anspruch nehmen müssen“, sagt Norbert Mauermann.
Mit 350 000 Euro veranschlagen die Planer den zweigeschossigen Anbau mit Flachdach. Er bietet neben Raum für den Tafelladen im Obergeschoss noch mehr Platz für die Bibliothek, die in der Alten Schule sitzt.
Ein Problem hatten die Mauermanns noch zu lösen – was tun mit dem Schlauchturm hinter der Wehr. Die Architekten experimentierten mit Luftballons: Ab welcher Höhe wird der Turm von der Straße aus wahrgenommen? Der Wind wehte die Ballons fort – wie die Idee, den Turm zu erhalten und aufzustocken.
Ein stilisierter Neubau aus Glas neben dem Eingang soll an ihn erinnern und die Bibliothek barrierefrei machen, denn der neue Turm wird einen Fahrstuhl beherbergen.
Das alte Feuerwehrtor wird bei der Sanierung weichen. Und mit ihm die Spuren früherer Nutzer. Die neuen werden bald entstehen.