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WINTERHAUSEN
Die Allianz wünscht sich ein Kulturwegenetz
Die Interkommunale Allianz Südliches Maindreieck plant ein Kulturwegenetz. Einige Gemeinden haben bereits seit Jahren eigene Wanderwege – sowie hier in Eibelstadt den Lügensteinweg.
Foto: Claudia Schuhmann | Die Interkommunale Allianz Südliches Maindreieck plant ein Kulturwegenetz. Einige Gemeinden haben bereits seit Jahren eigene Wanderwege – sowie hier in Eibelstadt den Lügensteinweg.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 12.06.2016 03:33 Uhr

Um Sensationen geht es nicht bei der Erarbeitung von Kulturwegen. Kultur heißt hier lokale Besonderheiten, Unentdecktes, die kleinen Schätze in der Landschaft. Die Interkommunale Allianz Südliches Maindreieck wünscht sich auf dem Gebiet ihrer zwölf Mitgliedsgemeinden ein Kulturwegenetz nach dem Vorbild des Archäologischen Spessartprojekts. In Winterhausen fand die Auftaktveranstaltung statt.

Hauptredner war Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt (ASP), das auch ein Institut der Universität Würzburg ist. Im Spessart gibt es bereits seit vielen Jahren Kulturwege, die unter Mitwirkung der örtlichen Bevölkerung entstanden sind. So wie im Spessart soll es auch im Maintal laufen. Ohne die Menschen vor Ort kann das Projekt nicht gelingen, sagt Himmelsbach. Denn sie sind diejenigen, die ihre Heimat am besten kennen.

Die inzwischen 94 Wanderwege hätten sich als ideal erwiesen, um nicht nur Touristen, sondern auch Einheimischen das kulturelle Erbe ihrer Heimat näher zu bringen, sagt Himmelsbach. Am Anfang stehen daher immer lokale Arbeitsgruppen, in denen das Wissen über die Gemarkung gesammelt wird. Himmelsbach ist jedes Mal von Neuem beeindruckt, wie viele kaum bekannte Informationen vorhanden sind. Meist kristallisiert sich ein Schwerpunktthema heraus, um das der Kulturweg dann entwickelt wird.

Die Bürger und zahlreichen Mandatsträger aus den Mitgliedsgemeinden äußerten vor allem einen Wunsch: Die Kulturwege sollen sich nicht zwangsläufig nur auf die jeweilige Gemeinde konzentrieren, sondern die Orte auch verbinden und deren Gemeinsamkeiten aufzeigen. „Gemeindegrenzen sind wurscht, wenn es passt“, sagt Himmelsbach dazu. Auch Allianzmanager Holger Becker schwebt längerfristig eine allianzweite Arbeitsgruppe vor.

Kultur, das kennt Gerrit Himmelsbach schon aus dem Spessart, begegnet einem in Deutschland auf Schritt und Tritt. Sogar der auf den ersten Blick so wild und ursprünglich wirkende Spessart sei seit 8000 Jahren eine Kulturlandschaft, geprägt vom Menschen, der dort auf jedem Quadratmillimeter schon zugange gewesen sei. Mit welchen Besonderheiten der Mensch seine jeweilige Umgebung geprägt hat, sollen die Kulturwege zeigen. Dazu können, so Himmelsbach, auch schlichte, heutzutage krude wirkende und daher lang vergessene Nahrungsmittel gehören. Was er selbst in seiner Jugend gern als „Weltkriegsfraß“ abgetan habe, werde Gastwirten heute oft wieder aus den Händen gerissen.

Finanzierung liegt bei Gemeinden

Die Idee themenbezogener Wanderwege ist in den Maintalgemeinden nicht ganz neu. In etlichen von ihnen gibt es bereits welche, etwa in Winterhausen mit dem Schwerpunkt Steinbrüche, die Wein-Wanderwege in Sommerhausen oder den Lügensteinweg in Eibelstadt. Die bestehenden Wege zu sammeln und einzubeziehen hält etwa Otmar Schlereth aus Eibelstadt für sinnvoll und wichtig.

Altbürgermeister Gerhard Oehler aus Sommerhausen und sein Kollege Peter Wesselowsky aus Ochsenfurt gaben zu bedenken, dass die Wege ja auch markiert und gepflegt werden müssten. Hieran mangele es bei vielen der schon existierenden Wanderwege. Gerrit Himmelsbach kennt das Problem: Die Bauhofmitarbeiter in den Gemeinden könnten diese Aufgabe aus Zeitgründen nicht mehr übernehmen, sagt er. Und die Übertragung der Arbeit an andere bezahlte Kräfte sei nicht finanzierbar. Deshalb führe an der Aktivierung ehrenamtlicher Helfer kein Weg vorbei.

Erfahrungsgemäß kostet die Fertigstellung eines Kulturwegs rund 16 000 Euro. Dazu gehören sechs große Schautafeln und mehrere kleinere sowie 6000 Faltblätter. Wie die Gemeinden das Geld aufbringen, bleibt ihnen überlassen. So können etwa Sponsoren gesucht werden.

In der benachbarten Interkommunalen Allianz Fränkischer Süden hat man das Projekt Kulturwege bereits angepackt. Zwei Treffen mit interessierten Bürgern hätten schon stattgefunden, sagt Allianzmanager Sebastian Grimm. „Da sind auch unbekannte Sachen aufgetaucht“, erzählt er. Fünf Gemeinden hätten sich schon entschieden, mitzumachen, weitere bekundeten ihr Interesse.

Für das südliche Maindreieck wird nun Holger Becker die weiteren Treffen organisieren. Zu diesem Zweck will er sich mit den Gemeinden in Verbindung setzen, wo die lokalen Treffen stattfinden sollen.

 
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