Antworten auf offene Fragen finden und die künftige museale Präsentation diskutieren, das waren die Anliegen der Museumsleitung beim Symposium zur Synagoge aus Allersheim (Landkreis Würzburg) im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim. 2014 wurde die Synagoge von Allersheim in Teilstücken nach Bad Windsheim gebracht. Dort soll sie wieder aufgebaut werden. Baubeginn soll im Frühjahr 2020 sein.
Für Planung und Konzeption des Wiederaufbaus hatte der Bezirkstag für dieses Jahr 100 000 Euro bereitgestellt. Die meisten Teile der ehemaligen Synagoge sind noch gut verpackt. Auf der Grünfläche des Depot-Areals liegen aber zahlreiche Balken zum Begutachten für den Statiker. Denn zu schlechtes Material soll nicht wieder verbaut werden, erklärt Restaurator Dieter Gottschalk.
Zum Synagogen-Gebäude gibt es noch mehrere Fragen
Viel ist über die Allersheimer Synagoge schon bekannt, doch Museumsdirektor Herbert May weiß auch um viele offene Fragen rund um das Gebäude, das auf 1740/41 datiert und 1911 – nachdem nur noch drei jüdische Familien in Allersheim wohnten – an einen Landwirt verkauft wurde.
Jetzt befassten sich in Bad Windsheim die Teilnehmer eines Symposiums, darunter Vertreter des Jüdischen Kulturzentrums Veitshöchheim, des Jüdischen Museums in Franken in Fürth, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, des Jüdischen Museums München und des Germanischen Nationalmuseums, mit der Bauforschung. Denn zum Beispiel zur Frauenabteilung der Synagoge gibt es nur spärliche Befunde. Dabei geht es um Lage, Größe und Zugang. Ebenso muss noch erforscht werden, ob ein Zusammenhang mit der unsymmetrisch nach Süden abgerückten Thoraschreinposition besteht. Möglicherweise hat hier eine Trennwand zur Frauenabteilung wie in der Synagoge im benachbarten Kirchheim bestanden. Wäre dies der Fall, wäre die Symmetrie wieder hergestellt. Neben dieser Frage geht es auch noch um den Zugang zur Mikwe, ein von Grundwasser gespeistes Ritualbad. Dieses war wohl bis 1829 noch in Benutzung.
Synagoge ist Neuland für Museum in Bad Windsheim
Eine Synagoge habe dem Museum noch gefehlt, da der Protestantismus und die katholische Volksfrömmigkeit im Museum bereits ihren Platz hätten, erläutert May. "Die Geschichte der Juden in Franken kann man jetzt darstellen", freut sich der Museumsleiter. Die Synagoge habe sich in einem maroden Zustand in Allersheim befunden. Ein Nutzungskonzept habe es nicht gegeben. Dank vieler Zuschüsse konnte der rund 160 000 Euro teure Abbau und Transport finanziert werden.
Mit dem Aufbau der Synagoge betritt das Museum Neuland. Ein Grund mehr für May, sich mit Fachleuten wie jetzt beim Symposium zusammenzusetzen. Denn es gehe um Fragen wie das Gebäude eingerichtet, wie die Dauerausstellung zu jüdischen Landgemeinden gestaltet werden soll. Die bäuerliche Nutzung seit 1911 soll nicht verschwiegen werden, aber man möchte das Gebäude zur Zeit der Synagogennutzung zurückführen.
Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums München, ist von dem Projekt in Bad Windsheim sehr angetan. Hier könne man die Interaktion zwischen Juden und Nichtjuden zeigen. Die Besucher "stolpern beim Besuch über die Synagoge". Hier gebe sich eine gute Chance, Informationen zu vermitteln. Auch die Vorteile der Versetzung des Gebäudes ins Museum hob Purin hervor. Dadurch seien ganz andere Einblicke in das Gebäude möglich gewesen als bei einer Renovierung.
Dass diese Synagoge für das Freilandmuseum ausgewählt wurde, freut Daniela Eisenstein, Direktorin des Jüdischen Museums Franken. Martina Edelmann, Leiterin des Kulturamtes und des Jüdischen Kulturzentrums Veitshöchheim, freut sich, dass die Synagoge, die früher zu einem Dorf gehörte, hier einen würdigen Platz findet. Darauf hat auch Museumsleiter May Wert gelegt. Der Wiederaufbau erfolgt in der Baugruppe West neben dem Schulhaus aus Pfaffenhofen. "Der Standort ähnelt dem ursprünglichen", ist Mai zufrieden.
Das Museum in Unterfranken war dazu nicht fähig.